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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,2.1928

DOI Heft:
Heft 11 (Augustheft 1928)
DOI Artikel:
osenstock-Huessy, Eugen: Volksbildung
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Eberlein, Kurt Karl: Die Generation: oder der Stein der Weisen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8884#0355

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die rrihaltlich noch nicht gefüllte, rein als Anlage vielfach zerftörke Kraft zum
Glanben. Die Kirche, die bisher ein natürliches Volkstum voraussehen konnte,
braucht heuk eine Zubringerin, die ihr dies Volkstum wieder fchasft. So hat
sich eine Umkehr der Lage vollzogen, von Luthers Chriftenmenfchen bis zum
Individuum der Volksbildung.

Die GeneraLion

oder Der Stein der Weisen

Von Kurk Karl Eberlein

'-^'m Hinblick auf die geiftigen Bereiche kann heute Hölderlins DichLerwort
gelten: „Dies ist die Zeit der Könige nichk mehr". Kurzlebige Tyrannis
isl überall offenbar, nnd die Grenzen werden von den Barbareneinbrüchen
der DileLkanken bedrohk. NÜe war BesiH und Bestand geistiger GüLer mehr
gefährdek. Und LroH aller Wenn und Aber leben wir doch nach dem Ende
des MiLLelalLers in einer „fchicksaligen" Zeik, die LroH oder gar wegen ihrer
Masse-Menfch große Krisen und Bewegungen geistiger KräfLe in sich erlebk.
Es ist, wie wenn uralke GleLfcher- und KraLerzüge ins Wandern kämen, wie
wenn ein neues Welkbild mit Berg und Tal, Land und Meer enkstehen
wolle unter neuen Skernzeichen der Völker. Wir fchauen wie kleine Alpen-
hirken zu, denen riesige Lawinen HüLLen und Meh davonkragen. Ein neuer
Lebensstil, eine neue LebensLechnik, der auch die überzüchkeke, überfchäHte Tech-
nik zu dienen hat, bereiket eiuer neuen Ethik, einer neuen Menfchlichkeik die
Wege, die LroH fcheinbarer Verarmung neuen Glauben und neue religiöse
Bindung erstrebt. Der gefährlichen Berdummung — die mik dcm Kulk des
Sporks immer zusammenhängk — hälk ein wachsender Aberglaube das Gegen-
gcwichk, der auch die gläubige KrafL förderk und dem Jenseitigen doch zum
Sieg verhilft. Der unbegreifliche FeLifchismus, der, zur Mode entarkeL,
Automobile, Flugzeuge und Helden fchmückk, die ebenso lächerliche Über-
fchäHung des astrologifchen llnwesens, des Okkultismus u. a. ermöglichen zu-
gleich eine neue BereikfchafL für höhere geistige WerLe, die den GöHendicnst
ablösen werden. Denn diese ZeikfluchL ins Abgelegene und Wesenlose, ins
Typologifche und Magifche — die nun fchon einen symbolifchen Klassizismus
Laylorisieren — ist nur das Vorspiel einer neuen WelLbildkragödie, die aus
tausend Masken GoLLes Erdenspiel sprechen lassen wird. Jrren wir nichk,
so wird auch der modifche Aberglaube in WorL und WorkgeseH ein eigenes
Widerspiel erleben, und die Lönernen WorkgöHen werden Lönenden WorL-
bildern einer neuen WelkmyLhe weichen. Selten war eine ZeiL so in Drang
und Schwang wie diese unsere zwifchen ihren Geistespolen hin- und her-
gerissen. Aus dem zeit- und raumlösenden RelaLiven fchimmert fchon wieder
das AbsoluLe. Während das massenbildende Ausgleichen seine großen sozio-
logifchen Sammelformen fchafft, ruft fchon manches wieder der einsamen Per-
sönlichkeik zu, während Serie und Type überall ihre praktifche ZweckgestalL
formen, während die Theakermaske, die Szenenform ihre kypifche Abstrak-
Lion finden, während Zweck und Technik Haus wie GeräL verallgemeinern
und die Armenbibel des N!uHstiles bilden, übt der einzelne, der einzige als
Skaatsmann und Führer, Spieler und Tänzer, Künstler und GestalLer,
 
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