Heimatgedanken zuliebe, und dencn, die den Erfindungen und dem technischen Fort-
schritt von heute so zujubein, daß sie alles Alte als mussig und überholt endgültig
in di'e Rumpelkammer oder besser noch in den Orkus tun tvollen, einer völkerum-
sassenden, alle Grenzen übersprmgenden und verneinenden Weltidee zuliebe. Da
hat sich unter den Architekten ein „Ring" gebildet, das sollen die nur sachlich gebun-
denen Linksradikalen sem, und prompt reagierten die Konservativen mit einem
„Block". Aber es ist wie in der Politik. Es stünde weit besser um sie, wenn die
wirklich tüchtigen und wahrhast aus gesunden Fortschritt bedachten Kräste von
Links und Rechts einander ergänzend zusammenwirkten; es braucht ja gar nicht alles
über einen Kamm geschoren zu werden, und nur aus dem Miteinander des mehr Be-
harrenden und des ganz NeueS Ausnehmenden und Verarbeitenden entsteht gute Be-
wegung, Entwicklung. —
Das alleö könnten nun mehr oder minder müßige Erwägungen eincs Einzelnen
sem, aus die es, das ganze tatsächliche Geschehen betrachtet, wahrlich wenig an-
kommt. Aber hochersreulich ist die Tatsache, daß solche Gedanken, von vielen Seiten
beleuchtet, an zahlreichen Beispielen und praktischen Ausgaben dargetan, diesem
denkwürdigen Kongreß der Denkmalpsleger und Heimatschützer in Würzburg und
Nürnberg Jnhalt und Richtung gaben. Ein Theodor Fischer, der Münchener Bau-
meister und Hochschullehrer, Mahner zur Ehrfurcht vor dem guten Alten, erkannte
die Notwendigkeiten von heute mit solcher Klarheit und Überzeugungskraft an, daß
kaum einer von den vorwärtsstürmenden Jungen etwas daran aussetzen konnte.
Und ein Ernst May, der frische Stadtbaurat von Frankfurt a. M., Vorkämpser
für neueste Bauweisen und entschiedenster Sozialpolitiker bei unseren Stadtsanie-
rungen, bekannte sich ebenso deutlich und stark zu der Notwendigkeit, dem guten
Alten, im Sinne eines gesunden Heimatschutzes zu Pflegenden nach wie vor als
etwas Naturnotwendigem sein Recht angedeihen zu lassen. Weitere Berichte und
Aussprachen bewegtcn sich aus das Gleiche hin, eine Zuhörerschaft von weit über
^soo Menschen, Wissenschastlern und Praktikern, Alten und Jungen, Stadtober-
häuptern, Stadtbauräten und sreien Architekten, Radikalen und Besinnlicheren be-
kannte sich zu solch mittlerer Linie in einer zwingenden Auseinandersetzung, in der
ei'n gerechter AuSgleich alles andere als sauleS und bequemes Kompromiß ist.
DieseS Ergebnis kann zum bleibenden Gewinn werden, da mit dieser Tagung end-
lich nach allerlei zähen Dorversuchen das EiS gebrochen ist, wenn von den beteiligten
sührenden Krästen der eingeschlagene Weg unbeirrt weikerversolgt wird. Es war
ja nur erst ein Auftakt zur eigentlichen Arbeit.
„Die Kunst, die das Leben hat, restauriert nicht die Werke der Vergangenheit,
svndern setzt sie fort." Die Zeit ist glücklicherweise vorüber, in der die ehrsurcht-
gebietenden alten Werke durch schlechtes Restaurieren um ihren tiefsten Wert ge-
bracht wurden. Stehen sie wieder, von den Berusenen richtig gepflegt und vom
Volke wahrhaft gehegt, als etwas seltsam Schönes, kaum wieder Erreichbares, nie
unmittelbar NachahmbareS mitten in unserem Leben, so wird das Neue, ob klein
oder groß, ob für den Alltag oder für unsere Feierstunden bestimmt, von ihrem
Wesen beseelt, gut werden!
Der Stand des Weltfilms
Zu den Filmsestwvchen in München
Bon Wolfgang Petzet
I^vine „vergleichende Übersicht über den künstlerischen GegenwartSzustand des Welt-
^^films" zu geben, war als Ausgabe den Filmfestwochen gesetzt, die von der
bayerischen Landesfilmbühne veranstaltet wurden. Der Anspruch, den Film in die
Zahl der Künste aufzunehmen, wurde in aller Form gestellt; aber es zeigte sich,
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schritt von heute so zujubein, daß sie alles Alte als mussig und überholt endgültig
in di'e Rumpelkammer oder besser noch in den Orkus tun tvollen, einer völkerum-
sassenden, alle Grenzen übersprmgenden und verneinenden Weltidee zuliebe. Da
hat sich unter den Architekten ein „Ring" gebildet, das sollen die nur sachlich gebun-
denen Linksradikalen sem, und prompt reagierten die Konservativen mit einem
„Block". Aber es ist wie in der Politik. Es stünde weit besser um sie, wenn die
wirklich tüchtigen und wahrhast aus gesunden Fortschritt bedachten Kräste von
Links und Rechts einander ergänzend zusammenwirkten; es braucht ja gar nicht alles
über einen Kamm geschoren zu werden, und nur aus dem Miteinander des mehr Be-
harrenden und des ganz NeueS Ausnehmenden und Verarbeitenden entsteht gute Be-
wegung, Entwicklung. —
Das alleö könnten nun mehr oder minder müßige Erwägungen eincs Einzelnen
sem, aus die es, das ganze tatsächliche Geschehen betrachtet, wahrlich wenig an-
kommt. Aber hochersreulich ist die Tatsache, daß solche Gedanken, von vielen Seiten
beleuchtet, an zahlreichen Beispielen und praktischen Ausgaben dargetan, diesem
denkwürdigen Kongreß der Denkmalpsleger und Heimatschützer in Würzburg und
Nürnberg Jnhalt und Richtung gaben. Ein Theodor Fischer, der Münchener Bau-
meister und Hochschullehrer, Mahner zur Ehrfurcht vor dem guten Alten, erkannte
die Notwendigkeiten von heute mit solcher Klarheit und Überzeugungskraft an, daß
kaum einer von den vorwärtsstürmenden Jungen etwas daran aussetzen konnte.
Und ein Ernst May, der frische Stadtbaurat von Frankfurt a. M., Vorkämpser
für neueste Bauweisen und entschiedenster Sozialpolitiker bei unseren Stadtsanie-
rungen, bekannte sich ebenso deutlich und stark zu der Notwendigkeit, dem guten
Alten, im Sinne eines gesunden Heimatschutzes zu Pflegenden nach wie vor als
etwas Naturnotwendigem sein Recht angedeihen zu lassen. Weitere Berichte und
Aussprachen bewegtcn sich aus das Gleiche hin, eine Zuhörerschaft von weit über
^soo Menschen, Wissenschastlern und Praktikern, Alten und Jungen, Stadtober-
häuptern, Stadtbauräten und sreien Architekten, Radikalen und Besinnlicheren be-
kannte sich zu solch mittlerer Linie in einer zwingenden Auseinandersetzung, in der
ei'n gerechter AuSgleich alles andere als sauleS und bequemes Kompromiß ist.
DieseS Ergebnis kann zum bleibenden Gewinn werden, da mit dieser Tagung end-
lich nach allerlei zähen Dorversuchen das EiS gebrochen ist, wenn von den beteiligten
sührenden Krästen der eingeschlagene Weg unbeirrt weikerversolgt wird. Es war
ja nur erst ein Auftakt zur eigentlichen Arbeit.
„Die Kunst, die das Leben hat, restauriert nicht die Werke der Vergangenheit,
svndern setzt sie fort." Die Zeit ist glücklicherweise vorüber, in der die ehrsurcht-
gebietenden alten Werke durch schlechtes Restaurieren um ihren tiefsten Wert ge-
bracht wurden. Stehen sie wieder, von den Berusenen richtig gepflegt und vom
Volke wahrhaft gehegt, als etwas seltsam Schönes, kaum wieder Erreichbares, nie
unmittelbar NachahmbareS mitten in unserem Leben, so wird das Neue, ob klein
oder groß, ob für den Alltag oder für unsere Feierstunden bestimmt, von ihrem
Wesen beseelt, gut werden!
Der Stand des Weltfilms
Zu den Filmsestwvchen in München
Bon Wolfgang Petzet
I^vine „vergleichende Übersicht über den künstlerischen GegenwartSzustand des Welt-
^^films" zu geben, war als Ausgabe den Filmfestwochen gesetzt, die von der
bayerischen Landesfilmbühne veranstaltet wurden. Der Anspruch, den Film in die
Zahl der Künste aufzunehmen, wurde in aller Form gestellt; aber es zeigte sich,
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