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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,1.1929-1930

DOI issue:
Heft 3 (Dezemberheft 1929)
DOI article:
Tolstoj, Aleksej N.: Die Verfluchung: Erzählung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8887#0208

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„Wie hak er sich denn hergewagt?" fragte Schischko, vor der Lamge blinzelnd,
„kuk ihm denn sein Kopf nichL leid?"

„Dumm fragst du", fchrie eilig der SchenkwirL, die Hände in die brciLen Hosen
gesteckL, „im vorigen Sommer lief ich zum KommandanLen, fchaff, sag ich ihm, biLke
den DshcLa AnLfchabadse fork, er LreibL zur N!achLe das Meh uichk in den Skall:
ein ehrlicher Abchasier sperrk seine Büstel mik dem Schlüssel ein nnd läßt den
Hund los; guk, sage ich, mögeu DsheLas Büstel nur hcrumgehen, was aber
LreibL ihn selbst hierher? Jeden FeierLag nmßL du ihm Geld geben. Nnn,
denke ich, nimm, und bei ihm sind füufzehn Abchasier, solche FraHen, daß GoLL
bewahre; meinen Wein gibL er ihnen, Tabak, Geld — alles gibL er ihnen;
sie machen ihren Lärm und gehen dann. GuL, sage ich, ich will's dulden; nnd
damals lebLc ein Knabc bei mir, ein sehr fchöner, der jetzige ist bloß räudig
gegen ihn; DsheLa kommL und siehL — und führL ihn forL... und wcr, frage
ich, haL Iürgens' Wlla beraubL? — DsheLa; wer haL den WächLer miL dem
Dolch an den Baum genagelt? — DsheLa... alles DsheLa. Der Komman-
danL dankLe mir und fchickLe LeuLe aus, DsheLa zu faugen; und der sprengL durch
die Berge hin wie auf ebenem Feld; dennoch holke eine Kugel ihn ein, sci'L-
dem ist er verfchwunden und jeHL aber wieder erfchienen; ich weiß warum; ach,
häLLe ich nur damals nichL gcklagL; hör, fchlag ihn LoL, biLke, was liegL dir an
ihm, ich zahle fünfzig Nubel."

Und der SchenkwirL setzke sich, die Augen verdrehend, vor Schifchko hin und
streichelke ihm die Backen... der Wachkmeister lachLe und fchob die Hände
forL, und in diesem Augenblick LraLen rafch zwei Abchasier in die Schenke;
der eine, noch ganz jung, im kurzen weißen Halbrock und miL eincm bunken
Tuch um den Kopf, wurde ganz rok beim Anblick des Wachkmeistcrs und
lehnke sich an die Wand, nn'L seincn länglichen Augen unker der Skirn hcrvor-
spähend. Sein Gefährke fchob die Kapuze vor das GesichL, daraus wie eine
Bürste der fchwarze SchnurrbarL hervorstarrke, LraL an den SchenkLifch heran
und sagke grob: „Trinken!"

Schifchko blinzelke sogar — so hellrok wic Feuer war dieses Menfchen Halb-
rock. Alexander fchiclke ängstlich hinüber und kroch ächzend hinker den Sckenk-
Lifch, wo er zwei Gläser nn'L rokem Wein füllke.

„Ein Glas", fchrie außer sich der Schwarze, „Alek ist ein Knabe, rr LrinkL
nichk..."

„Nun, das ist ein Rock, ein feiner Rock", dehnke Schifchko, „fchau nur, welch
ein roker."

Alek, in der Tür siehend, LraL ungeduldig über die Schwelle; der Schwarze
wifchkc sich den BarL, drehke sich um und sagke irgend ekwas; Alexander, er-
fchreckL mik den Brauen zuckcnd, zwinkerke Schifchko zu, doch dieser, hingeräkelk,
fuhr fork, über dcn roten Kaftan zu siaunen.

„Es wird wohl Zeik, die Schenke zu fchließen", sprach Alcxander fchüchkern.
Der Schwarze, indcm er den weiken Ärmel hinaufstreifke, ging rafch mid weich
aufkrekend zur Tür, legke die Hand an das Qhr und horchke.

„Er kommk", rief er, LraL zurück, bückke sich, und als aus der DunkelheiL durch
die helle Tür der Schcnke ein drikker Menfch eingckreken war, fing und küßte
er den Rocksaum des Ankömmlings, das gleiche LaL Alek. Der Neugekom-
mene war ganz in Schwarz gekleideL, seinen gefchorenen Kopf bedeckke eine

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