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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

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Heft 2 (Novemberheft 1930)
DOI Artikel:
Ullmann, Hermann: Gleichberechtigung im Rüstungswesen!
DOI Artikel:
Seifert, Friedrich: "Feinde Bismarcks"
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0150

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VersaLller Friedensvertrages, oder GleichberechLignng Lm Rüsiungswesen. Es
Lsi klar, daß wLrklLche Verträge nnr auf eLner dLeser beLden Voraus-
seHungen fußen können. Will man also wirkliche Verkräge, so muß man
eine dieser beiden Forderungen anerkennen. Nur eme Abrüsiung hak SLnn,
die allgemem und Lm gleichen ZeiLmaß vor sich gehL. Iede küusiliche Ungleich-
heiL Lm Rüsiungswesen bedeuLeL KrLegsgefahr.

SLe Lsi außerdem Lechnifch sinnlos und auf dLe Dauer undurchführbar, denn die
ForLfchriLLe der KriegsLechnik sind Ln keiner WeLse zu berechnen, und jede
Rüsiungsbefchränkung, die nichL allgemein und gleichmäßig fesigeseHL Lsi, kann
jeden AngenblLck durch neue KriegsnuLLel LllusorLfch werden.

Um diesen Lechnifchen WLdersinn der einseiLigen Abrüsiuug Ln aller Schärfe
zu zeigen,

1km den wahren CharakLer der Ordnung von Europa zu erweisen, die zwei
Klassen von NckLionen, bevorrechLeLe und unfreie, aufrichLeL,

11m das europäifche und zivLlisaLorifche Denken überhaupt auf die Gefahr
eines solchen FrLedeuszusiandes zu lenken, der nur durch einseiLige Aufrüsiung
ermöglichL Lsi,

11m die ÜsienLlichkeiL zum llmdenken über die eurogäifche KrLse, die längsi
eine WelLkrise Lsi, zu zwingen,

11m das Dogma zu erfchüLLern, als sei dieser Zusiand ewig und unver-
änderlich,

11m des wahrhafLen Friedens willen, der nur durch ÜberwLnduug des unhalL-
baren Zusiandes von heuLe möglich Lsi, —

siellen wir die Forderung auf: enLweder allgemeine Abrüsiung
oder GleichberechLigung Lm Nüsiungswesen.

„Feinde Bismarcks"

?)u der Fülle der vorhandenen Schriften über BlSrnarck isi in diesem Iahr ein
^)neues Buch hinzugekommen. Sein Titel: „Feinde Bismarcks. Geisiige Grund-
lagen der deutfchen Opposition i6/s6—1918" von Otto Wesiphal (R. Olden-
bourg Verlag, München und Berlin) mag zunächft befremden. Zsi es Willkür
und Künsilichkeit oder enthält der hisiorifche Sachverhalt in sich die Rechtferu'gung
dafür, den AuSgang nicht von BiSmarck und seiner Staatsfchöpfung her, sondern
von der Opposition, der „Feindfchaft" gegen ihn zu nehmen? Die Lektüre des Bu-
cheS befchwichtigt derartige Bedenken. Wer sich am Ariadnefaden seiner Hauptgedanken
durch das Labyrinth der deutfchen Geisiesgefchichte von den Tagen der Klassik und
Romantik an über LiberalismuS, Naturalismus, Hisiorismus und das Gewirr all
der anderen Fsmen bis zur Nachkriegsepoche hat leiten lassen, wird anerkennen:
gerade der wesentliche Problemzusammenhang, der sich an Bismarck und die Fdeen
von 1671 knüpft, wird durch den Titel sehr genau überfchrieben. Die thematifche
Hervorhebung des Negativen, Widerstrebenden verweisi auf ein gefchichtlicheS Grund-
probleni der Zeit von i6ß8 bis 1916: warum mußte nicht nur Bismarck persön-
lich so einsam und unversianden in seiner Zeit bleiben; wie erklärt es sich, daß auch
sein Werk, die Reichsgründung, äußerlich gepriesen und bejubelt, im deutfchen Ge-
samtdasein keine tieferen Wurzeln gefchlagen hat, von den Trägern des geisiigen
Lebens nicht eigentlich aufgenommen und eingeformt, sondern überwiegend -— wenn
nicht praktifch, so doch moralifch, ästhetifch, philosophifch — abgewehrt worden ist?
Es isi gerade von der heutigen Gesamtlage aus betrachtet ein Verdiensi, diese das

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