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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

DOI Heft:
Heft 5 (Februarheft 1931)
DOI Artikel:
Lagerlöf, Selma: Aus meinen Kindertagen
DOI Artikel:
Brock, Erich: Julien Green
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0354

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Aber siehe, als ich schlreßlich in meinem Bett liege, habe ich einen sonderbaren
Traum: Ich versuche etwas Schönes über Pastor Nnger zu schreiben'
Und wie ich im besten Zuge damik bin, LriLL TanLe Maria zu mir und sagL,
ich solle das lieber sein lassen, denn ich häLLe ja gar kein TalenL zum Schrei-
ben. Das habe sie jedenfalls gehörL.

Und als sie das sagL, werde ich LiesbeLrübL. Mir ist, als müßLe ich sterben,
und ich erwache daran, daß mir die Tränen übers GesichL strömen. Doch
bald verstehe ich. GoLLlob, es war nnr ein Traum! Aber das Herz LuL mir
weh, es klopfL und schmerzL mehrere SLunden lang, obgleich ich das ja nicht
rechL beurteilen kann, denn es ist ganz dunkel um mich her, und ich kann die
Ilhr nichL sehen.

Ich kann nichL begreisen, warum mir das Herz so weh LuL, weil TanLe
Maria Unger das im Traum zu mir gesagL haL. Borher, als Aline miLLen
am Tag dasselbe zu mir sagte, war ich ja gar nichL betrübt.

Ich drehe mich auf die rechte und aus die linke SeiLe, ich presse die Hände
fest, fest aufs Herz, aber dieses klogfL und schmerzL weiter. Schließlich sage
ich zu meiuem Herzen, es solle doch nichk so sehr betrübt sein, denn ich würde,
wenn ich groß bin, sicherlich Bücher schreiben, ich würde mich nichL ab-
schrecken lassen.

Und als ich dies ein paarmal zu meinem Herzen gesagL habe, beruhigL es sich
allmählich. Es hörL auf, weh zu Lun, und ich schlafe wieder ein.

2lm nächsten Morgen, während ich noch nichL so rechL wach bin, sage ich zu
mir selbst:

„Ich bin eben doch gezwungen, Romane zu schreiben, wenn ich groß bin; denn
dazu bin ich auf die WelL gekommen."

Und ich fühle mich glücklich und froh, weil das nun enLschieden ist. Borher,
ehe Aline mir abzuraken versuchte, war es nur etwas Ilnbestinrmtes und
Schwebendes, aber jeHL ist es ganz sicher.

Iulien Green

Von Erich Brock

I.

'Rjl^elches ist die Kunstgattung, in der das Wesen der GegenwarL am
"^^^reinsten, stärksten und positivsten zum Ausdruck gelangL? Diejenigen
Genres, welche sich arn aktuellsten gebärden und sich am meisten darauf zu-
gute halten, vielleichL eben nichL. Das TheaLer kann sich nichL genug daran
Lun, seinen Stoff der Geschichte noch kuhwarm unter den Händen wegzureißen,
und gelangL dabei meistens doch nichL über den Tendenzfilm hinaus. Die Bau-
kunst verkündeL die ZeiLgemäßheiL miL fast brutaler ÄusschließlichkeiL als ein-
zigen Maßstab, läufL aber Gefahr, diese ZeitgemäßheiL sowohl LheoreLisch als
auch praktisch im Sinne des rohen Materialismus der 70er Iahre auszu-
legen, der sogenannten wissenschaftlichen WelLanschauung, die doch wohl
nichL mehr ganz zeitgemäß ist. Andere Zweige wiederum versuchen unter einer
hauptsächlich willensmäßigen Anklammerung ans Objektive ihre allerdings
fruchklose RomanLik zu verbergen, so die Malerei und Musik, und Lrefsen so
nach beiden SeiLen an der GegenwarL vorbei. Was wirklich gerade, ohne
 
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