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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

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Heft 6 (Märzheft 1931)
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Baur, Karl: Adolf Loos
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Aus Adolf Loos' Schriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0454

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Nach dieser ganz abseitigen kleinen Bemerkung begnügen wir uns mit einer kurzen
Aufzählung der vorliegenden Bücher von und über Adolf Loos.
ig2i erschien bei GeorgeS CreS et Cie., Paris und Zürich, die erste Sammlung von
Aufsätzen aus den Jahren 1897—1900 „I n s Leere g e s p r 0 ch e n" (M. z.—).
Zum 60. Geburtstag im Brenner-Verlag, Jnnsbruck, der Band „Trotzdem",
der „Die Dokumente des Kampfes" von 1900 bis heute sammelt (geh. M. H.—).
Richard Lanyi brachte zum gleichen Anlaß eine Festschrift, ein schmales Bänd-
chen, das einige Dutzend Beiträge oder, besser gesagt, Bekenntnisse enthält von Men-
schen, die L00S oder seinem Werk nahestehen.

Für alle jene, die tvohl L00S als Wegweiser und geistreichen Plauderer schätzen,
ihn aber auch als schöpferischen Architekten kennen lernen möchten, wird ein Buch
wertvoll sein, das bei Schroll L Co. in Wien erschienen ist. Einer seiner Schüler,
Heinrich Kulka, hat das architektonische Lebenswerk deö praktischen Architekten Adolf
L00S zusammengefaßt. (Geh. M. 20.—.) Das Buch enthält Arbeiten aus den Jahren
1897 19Z0. Man durchblättert den gutgedruckten Band und hat zuerst das Ge-

fühl, daß der geistige Mensch L00S größer sei als der praktisch schöpferische. Für eine
Führerpersönlichkeit von seinem Range ist die Ausbeute dieseS Bandes vorerst einmal
quantitativ schmal. blnd qualitativ? — Mit dem Schlagwortvokabularium unserer
modernen Architekturliteratur kann man diesem Schasfen freilich schwer beikommen. Das
will ja alles gar nicht geistreicheln oder witzig sein. Man spürt, daß alles geformt ist
auS einer echten Sachlichkeit herauS. Man schaue nach, was z. B. Bruno Paul oder
Josef Hoffmann vor zwanzig Jahren gebaut haben; das meiste ist nur mehr histo-
risch zu genießen. Die Arbeiten von Loos entbehren beim ersten Eindruck der gra-
ziösen persönlichen Handschrift des Architekten, die uns doch in Zeitschriftenveröffent-
lichungen immer und immer wieder blusft. Aber dann merken wir, daß eine Woh-
nung oder ein Laden von Loos, die um 1910 entstanden, dafür heute noch auS
sich herauS leben. Llnd heute mehr denn je ist dies der entscheidende Maßstab. Hätten
wir mehr Architekten vom Schlage eines Adolf Loos in den letzten sfahrzehnten
gehabt und weniger kollektivistisch dozierende und individualistisch schaffende, so hät-
ten wir zwar nicht den alles verwirrenden Kampf der Fanatiker beider Flügel, wären
aber dafür sicherlich einem gemeinsamen Begriff fnr daS, was modernes Bauen
heute wirklich bedeutet, näher. Karl Baur

2lus Adolf Loos' Schriften

^ ^ nsere Erziehung beruht auf der klassischen Bildung. Ein Architekt ist ein Maurer,
^^der Latein gelernt hat. Die modernen Architekten scheinen aber mehr Esperan-
tisten zu sein.

Die Ebene verlangt eine vertikale Baugliederung; das Gebirge eine horizontale.
Menschenwerk darf nicht mit GotteSwerk in Wettbewerb treten.

MaterialfetischismuS: Von weit her Material zu bringen, ist mehr eine Frage des
GeldeS als eine Frage der Architektur. (gm holzreichen Gebirge wird man in Holz
bauen, im einsamen Karst in Stein. Jn manchen Gegenden wird Backstein, anderswo
Beton billiger sein. Modern ist immer das sparsame Material. Heute ist der Jrr-
glaube weit verbreitet, nur Beton oder Eisen seien modern.

Man darf nur dann etwas Neues machen, wenn man etwas besser machen kann.
Nur die neuen Erfindungen (das elektrische Licht, das Holzzementdach usf.) reißen
also Löcher in die Tradition.

Das Haus hat allen zu gefallen. Zum Unterschiede vom Kunstwerk, daS niemandem
zu gefallen hat. Das Kunstwerk ist eine Privatangelegenheit des KünstlerS. Das

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