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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

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Heft 7 (Aprilheft 1931)
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Gräntz, Fritz: Streifzüge südlich vom Main
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Koenig, Hertha: Die Seiltänze von Picasso
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0540

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die BLnde aufknüpfen, so würden wrr rufen: Wir smd Lm Herzen Frankens!
Wo anders könnke dieses verfchmiHLe, efeuumkleLLerLe Torhäuschen miL den dick-
leibigen FlankenLürmen unLer den roLen, wetLerfeslen, urgemüLlichen Ziegelhel-
helmen stehen? Wir LreLen in die bunLe HaupLgasse; aus dem Rathaustor,
über dem sich der Steingiebel emporstuft, schreitet der 2lmLsdiener mjt der Aus-
rufeglocke; Gänse schnaLLern, und Nindergespanne fahren den Mais ein; breit
,'n der Straße steht ein verwegener Turm; aus den SeiLengassen lugt das enge
Mauerwerk herein; WirLsschilder schaukeln über windschiefen Türen. Wir
fühlen uns in einen Bildrahmen Ludwig RichLers versetzk. Abeuds beim Stor-
chenwirt siHen wir unter den Bürgern, weinfröhlichen SpöLtern und Spaß-
vögeln, LeuLen, die wie die gute Stunde selber sind. Sie erzählen uns Fabel-
dinge von ihrer Stadt, vom Schloß Castell droben im Steigerwald, vom alteu
Mainbernheim bei KiHingen, von Jphofen, dem schönen WejnstädLchen drüben
im MiLLelfränkischen, und verwandeln unser Rastverlangeu in neuen NeiseLrieb.
IlxachLs Lönt das Horn des WächLers durch die Gasse. Der hellhörige Schlä-
fer vermeinL, der Ton komme geradewegs aus dem Volksmärcheu oder dem
Wunschland der eigenen KindheiL.

Die Seiltänzer von Picasso

Von Hertha Koenig
Bild

Jhr Einzelnen, dicht
Nebeneinander gestellt,

Wie erblüht im geräunngen Licht,

AngewehL,

Eine TraumeswelL
AuS euren Gewändern,

Ans Flicken und Bändern,

Arm aneinander genähL.

blnd man siehL euch ein Können an,

DaS von uns keiner kann:

Fmmer bereit, in der Wandlung
Aufzugehn,

Jmmer die Handlung
Zu bestehn,

Auch die kleinste, die nichLS verspricht,

Fhr wissenden Spieler und Könner der Pflicht.

Sie ist euer einzig Bemessen.

Sonst habL ihr alles vergessen.

Glanzlos fällt

Der Blick aus eurem Gesicht,

Jhr Einzelnen, dicht
Nebeneinander gestellt.

Ohne Lächeln und Weinen.

Nur ein schmerzlich Derneinen
Von beidem zuckt aus dem Schauen
Der empfindsamen Jungen und Frauen.

Von den Männern ward Härte erreicht.

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