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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

DOI Heft:
Heft 10 (Juliheft 1931)
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Christ, Lena: Im Waldhaus
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Schenker, Heinrich: Ein verschollener Brief von Mozart und das Geheimnis seines Schaffens: zu Mozarts 175. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0752

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Wrr brachten den übrigen Tag ziemlich nntzlos zu und gingen fasl nicht aus
der Kammer.

Und da wir das Meh eingekrieben nnd gemolken hatten, und es allmählich
dnnkel wurde Ln der Stube, begann sich das Kathreinl zu fürchten und sagte,
daß sie sich nicht in ihre Kammer traue, worauf ich wieder mein Bett mit
ihr teilte und die halbe Nmcht mit ihr redete und sie unterhielt, bis uns end-
lich beiden die Augen zufielen.

(Aus „Matthias Bichler", Alexander Ouncker, Berlag, Weimar)

ELn verschollener Brief von MozarL nnd das Geheimms

seines Schaffens

Zu NkozartS GeburtStag

Von Heinrich Schenker, Wien

Jahre löiZ veröffenülchte Rochlitz in der „Allgemeinen Mllsikalifchen Zei-
^Btung" (Leipzig, 2Z. 6.) zum erftenmal den nachftehenden Brief von Mozart:

HLer erhalten Sie, lieber, guter HerrBaron, Ihre Partituren zurück; und
wenn Sie von mir mehr Fensier, als Nvten finden, so werden Sie wol
aus der Folge abnehmen, warum das so gekommen isl. Die Gedanken haben
mir in der Symphonie am besien gefallen. Sie würde aber doch die wenigsie
Wirkung machen, denn es isi zu vielerley drin, und hört sich stückweis an, wie,
rivse p6rmi88ioii, ein Ameisenhaufen sich ansieht; ich meyne: es isi Eppes
der Teufel los darinne. Sie dürfen mir darüber kein SchiyychLU machen,
besier Freund, sonsi wollte Lch zehntausendmal, daß ichs nicht so ehrlich heraus-
gesagt hätte. Und wundern darf es Sie auch uicht; denn es gehet ungefähr
allen so, die nicht fchon als Buben vom Na68tro Knippse oder Donnerwetter
gefchmeckt haben, nnd es hernach mit dem Talente und der Lusi alleine zwin-
gen wollen. Manche machen es halt ordentlich, aber dann sinds anderer Leute
Gedanken, (Sie haben selber keine;) Andre, die eigene haben, können sie nicht
Herr werden. So geht es Ihnen. Nmr, um der heiligen Cäcilia willen, uicht
böse, daß ich so herausplahe! Aber das Lied hat ein schönes Csutsdilo, und
soll Ihnen das die liebe Fränzl recht oft vorsingen, was ich schon hören
möchte, aber auch sehen. Der Nomiotto im Quatuor nimmt sich auch fein aus,
besonders von da, wo ich das Schwänzlein dazu gemalen. Coäa wird aber
mehr klappen als klingen. Layiouti 8at; und auch dem Nicht-Lsyiouti: da
meyne ich mich, der ich über solche Dinge nicht wohl schreiben kann. Unser
Einer macht's lieber.

Ihren Brief habe ich vor Freuden vielmal geküßt. Nur hätten Sie mich
nicht so sehr loben sollen. Hören kann ich so was allenfalls, wo mans ge-
wohnt wird; aber nicht gut lesen. Ihr habt mich zu lieb, ihr guten
Menschen: ich bin das nicht werth, und meine Sachen auch nicht. Und was
soll ich denn sagen von Ihrem Präsent, mem allerbester Herr Baron? Das
kam, wie ein Stern in dunkler Nacht, oder wie eine Blume im Winter, oder
wie ein Glas Madeira bey verdorbnem Magen, oder... oder... Sie wer-
den das schon selber ausfüllen. Gott weiß, wie ich mich manchmal placken
und fchinden muß, um das arme Leben zu gewinnen. Und Männel will doch
auch was haben! Wer Ihnen gesagt hat, daß ich faul würde, dem (ich bitte

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