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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

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Heft 10 (Juliheft 1932)
DOI Artikel:
Zerzer, Julius: Neue Gedichte
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Kast, Emil: Julius Zerzer
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https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0729

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Sich ausspricht wie in schwarzen Perlenschnüren.

Kaum daß ein Baum

Hinaussteht in den leicht getönten Raum,

Fast scheu, mit sprödem Ast zu rühren

An so viel Wesenloses. Das der Hut
Des schattenhaften Berges nur erreicht,

Der schon der Himmelsblässe gleicht,

Die nun auf ihm mit allen Schwingen ruht.

(Aus „Vor den Bergen", Langen-Müller, München)

Julms Zerzer

Von Emil Kasi

„Da liegt gerade zu unseren Füßen die Stadt Linz, abwechselnd in Licht-
und Schattenteilchen vor uns hingestrichelt; da liegt das ganze verblas-
sende Land zwischen dem Mühlviertel und den Alpenbergen vor uns; da
beschreiben die Alpen selbst ihren unendlichen Halbmond, dessen östliche
Zacke gegen Wien hinausweist, dessen westliche Rundung das stolze Salz-
burg umschließt — und wenn wir nun durch die Mauer deö Waldes
auf eine Blöße hinaustreten wollten, die nicht fern von hier ist, und die
gegen Norden weist, so könnten wir auch den Bogen der böhmischen
Grenzberge sehen, die nach dieser Seite hin unser Land abschließen. Zn
diesen Grenzen nun oder etwa ein wenig jenseits, aber doch nicht weiter,
als die Abendschatten der Nandgebirge suchend hinauszittern, atmen
jene, die unS daS Teuerste sind; und da wir so ihre Wohnstätten — wie
ihre Herzen — vor uns aufgeschlagen sehen, so wollen wir nicht ver-
säumen, dankbar hinabzugrüßen." (Stifter in Kirchschlag S. 217.)

(^ulLus Zerzer aus Murek Ln der SüdsieLermark, hart an der slowemscheu
^)Syrachgrenze, hat dLe Iahre ersier gersiLger ErschlLeßuug als ArzLsohn Lu
LLezen im EnnsLal der ObersieLermark verlebL; erledLgLe die GymnasLalzeLt
nach des VaLers Tod Ln Graz (ohne besonderen Ruhm, aber LmmerhLn „zeiL-
gerechL", nach seiner eigenen Bewertung Ln emer BrLessielle); siudierte
DeuLsch und EnglLsch an der Grazer UnwersLLäL, ohne von dem damaligen,
noch vollsiändig Ln HLsiorLsmus und analysierender KunsibeLrachtnng ohne
SelbsikrLLLk befangenen WLssenschafLsgebaren voll befriedigL zu sein; legLe die
DokLor- und StaaLsprüfung ab; reisie — mit bemerkenswerten Eindrücken
vor allem Ln England — und wirkt jeHL seit 1914 m LLnz an der Donau Lm
höheren SchuldLensi. So zeigt sich die alltäglr'che AußenseLLe eines Lebens,
dessen Kern sich Ln wenigen, aber bedeutsamen literarischen Äußerungen alö
der Kunsi gewidmet Ln immer LnLensr'verem AufleuchLen bewiesen hat.

Was das ELgenarLige an diesem Schafsen Lsi, möchte Lch benennen als „der
wandernde Gesialter". Zerzer schasit Syrache, während er eine LandschafL,
die Lhm, aus äußerer BesiLmmnng durch AmL und LebensarbeLL zugewiesen,
Ln Lmmer LnnLgerer AneLgnnng HeimaL und Schasiensranm ward, erwandert;
erwandert gleLcherweise als lebendigen RkaLurraum wie als schicksal- und
geLsiträchLiges Gefäß für menschliches Fühlen und SeLn. Er empfindet diese
Art, Sprache zu gesialLen, WorL- und SaHgefüge rhythmLsch zu formeu,
nicht als Lechnisches MiLtel, sondern als ungewollte, selbsigesetzliche Weise,

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