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Kunstwart und Kulturwart — 27,2.1914

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Heft 11 (1. Märzheft 1914)
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Prehn von Dewitz, Hanns: Geburtenrückgang
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Schumann, Wolfgang: Fünf österreichische Romane
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https://doi.org/10.11588/diglit.14288#0433

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und Qualrtät; je geringer die Quantität der Kinder, desto besser die
Qualität und umgekehrt. Mit einer Politik der wahllosen Menschen»
zucht kann nichts erreicht werden, wenn einem großen Teil von jenen
Zweckgeborenen das Brandmal der Schwäche und der Degeneration auf
der Stirne steht, wenn sie selbst entweder nach kurzem unfruchtbaren
Erdenkampf dahinsinken, oder kränkelnd in ihre Frucht die Saat des
Siechtums legen. Man hat das Wort vom „Rassenmord" geprägt und
den Untergang der germanischen Rasse mit ihm verkündet. Ist dies
Wort des geistreichen Schweden Pontus Fahlbeck gerechtfertigt? Für die
Gegenwart kaum. Neben Germanen zeigen Romanen und Angelsachsen
einen ganz ähnlichen Geburtenrückgang; auch sie steigen nicht ungehemmt
in ihrer Kraft empor. Das Gespenst des Rassenselbstmordes könnte nur
heraufgeführt werden, wenn das slawische Element in seiner Zerklüftung,
und dennoch in seiner erdrückenden Abermacht das Germanentum zu Fall
brächte, wenn Germanien dem viel gerühmten (und doch den Todes-
keim in sich tragenden) Panslawismus zum Opfer fiele. Fernab zwar,
da lagert noch eine Gefahr — wenn einst die gesamten arischen Völker den
mongolischen Volksgruppen Asiens gegenüberstehn? Wird aber der Kampf
sich dann so darstellen, wie wir ihn uns heute denken? Werden in Iahr-
zehnten nicht auch Iapan und Ehina ihren Geburtenrückgang haben, werden
jene Völker sich weiter wahllos vermehren, nachdem die Zivilisation des
Westens sie befruchtet hat und nun zu durchdringen beginnt? Wird
jemals wieder der plumpe Andrang der Massen über die Macht der
Zivilisation triumphieren?

Wer das fürchtet, ja, der hat ein Recht für wahllose Volkszucht zu
propagieren, der mag mit Ehe-- und Kinderzwang Deutschland zu noch
größerer Kriegsbereitschaft heranbilden wollen. Erfolge aber sind zweifel-
haft, und Gesetze, ähnlich denen, wie sie einst in tyrannischer Macht
Augustus gab, der jede weibliche Person zu bestrafen befahl, die über
zwanzig Iahre alt war und noch nicht geboren hatte, sind ohn--
mächtig. Dazu kommt, daß selbst unsre Rassenhygieniker keineswegs
eine Geburtenvermehrung auf illegitimer Grundlage wünschen. Das
Kontingent der „Unehelichen" hält sich noch immer recht auf der Höhe.
Es wäre unschwer unter staatlichem Schutz zu erweitern. Das aber wollen
wir nicht. So müssen denn auch die Stimmen verklingen, die ohne Wahl
nach Volksvermehrung schreien. Keiner der modernen Kulturstaaten weist
die Geburtenzunahme als Grundstock für das Wachsen der Bevölkerung
auf. Nicht viele Kinder, sondern gesunde Kinder sind heute die Grund--
lage, aus der heraus der Volkskörper wächst. Die Säuglings-- und Kinder--
sterblichkeit immer mehr einzudämmen, muß deshalb in erster Reihe unser
Bestreben sein. Einmal sorgt dafür, wie ich zeigte, bei geringer Ge-
burtenzahl die Natur selbst, zum andern wird die Wissenschaft helfen
müssen. H. Prehn-Von Dewitz

Fünf österreichische Nomane*

och nicht lange kann man von einem eigentlichen österreichischen
Schrifttum sprechen. Es hat im vorigen Iahrhundert österreichische
Dichter wie Grillparzer, Lenau, Hamerling gegeben, die nur deutsche

^ Müller--Guttenbrunn, „Der große Schwabenzug" (L. Staackmann,
Leipzig, 5 M.); Bienenstein, „Wo Menschen Frieden finden" (Grethlein

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