Darrnstadt in seiner Ateliermalerei
leider nicht vertieft, die tüchtigen
und frischen Arbeiten Von Fritz
Oßwald gewinnen daneben sehr;
hie Plastiken von Heinrich Iobst,
erlesene Goldschmiedestücke von Lrnst
Riegel und Theodor Wende
bestätigen den Lindruck, daß die
Künstlerkolonie zwar nicht mit ganz
so vollen Segeln wie zu Olbrichs
Zeiten, aber doch mit gutem Winde
ihren Kurs hält. Mit dem Ausbau
einer großen Miethäusergruppe so«
wie mit ein paar Einzelgebäuden,
unter denen besonders ein ebenso
hübsches wie praktisches zerlegbares
Ferienhaus hervorsticht, hat A. Mül«
ler die nähere Umgebung der Ma«
thildenhöhe sehr verdienstlich ge-
schmückt. Im dichtbelaubten Grün
der Büsche und Bäume, von blühen-
den Gärten umkränzt, hat dies „Do-
kument deutscher Kunst" sast schon
eine Alterspatina gewonnen. Rnd
die säuberlich gepflegte Atmosphäre
der kleinen Residenz paßt nicht übel
zu diesem Idyll.
Eugen Kalkschmidt
Zur Entwicklung der graphi-
schen Knnst
ie Alteren unter uns erinnern
sich noch aus ihrer Iugendzeit
her, was für seltene Leute damals
die Verfasser von „Originalradierun-
gen" waren; beliebt beim Publikum
waren eigentlich nur die Radierun-
gen nach bekannten Gemälden. Dann
aber setzte eine Lntwicklung ein, die
in kurzer Zeit die Originalradierun«
gen zur Modekunst machte. tzans
W. Singer spricht in seinem eben
bei Seemann erscheinenden Werke
i)Die moderne Graphik" von dieser
Entwicklung. Ls ist noch kein hal-
bes Iahrhundert her, daß Meryon,
dessen Straßenansichten aus Paris
heute höchste Preise erzielen, im Llend
endete. tzeute dagegen kommt es
nicht selten vor, daß die gesamte
graphische Iahresarbeit eines Künst-
lers, wie etwa Max Liebermann,
restlos „untergebracht" wird, was
etwa einen Umsatz von 80 000 Mark
bedeutet. Line Radierung von Zorn
in der Größe eines Ouartbandes
wurde kürzlich mit 10 000 Mark be--
zahlt. Singer meint aber, daß die
Bewegung ihren tzöhepunkt bereits
überschritten habe. Ls sind die Ori-
ginal «Zeichnungen, die auf den
großen Schwarz-Weiß-Ausstellungen
vor die Originalradierungen vor«
dringen. Schon W0^ standen in der
Dresdner Schwarz-Weiß-Ausstellung
652 Originalzeichnungen nur noch
^25 graphischen Drucken gegenüber.
Und wenn immer noch außerordent-
lich viel radiert wird, so blase jetzt
doch vorwiegend die Spekulation das
Feuer an, das ursprüngliche Schaffen
der graphischen Kunst findet Singer
im Rückgang. Für die tzamburger
Schwarz - Weiß - Ausstellung Ws0
nahm man von 2000 Linsendungen
nur 879 als ausstellungswürdig an.
Bei einer Ausstellung liefen
sogar ^500 graphische Werke ein,
aber nur 998 stellte man aus.
Rns scheint, die künstlerische Ar-
beitslust, die ohne Rücksicht auf
das Publikum schafft, was es sie zu
schaffen drängt, wendet sich jetzt zum
großen Teil dem Original-D r u ck -
schnitt zu. „Genies" haben wir
zwar auf diesem Gebiet noch kaum,
aber immerhin Künstler, deren
heute gering geschätzte Blätter viel-
leicht später mit dem Zwanzigfachen
ihres gegenwärtigen Preises bezahlt
werden. Nur ist gerade insolge des
überaus kleinen Absatzes der Preis
der gegenwärtigen Schnittdrucke noch
so hoch, daß das uneingeweihte Pu-
blikum ihn außer Verhältnis findet.
Deutsche Werkbund-Aus-
stellung in Köln 2
s klingt komisch oder gar para-
dox — soll es aber gewiß nicht
sein: der erste Blick auf diese Aus-
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leider nicht vertieft, die tüchtigen
und frischen Arbeiten Von Fritz
Oßwald gewinnen daneben sehr;
hie Plastiken von Heinrich Iobst,
erlesene Goldschmiedestücke von Lrnst
Riegel und Theodor Wende
bestätigen den Lindruck, daß die
Künstlerkolonie zwar nicht mit ganz
so vollen Segeln wie zu Olbrichs
Zeiten, aber doch mit gutem Winde
ihren Kurs hält. Mit dem Ausbau
einer großen Miethäusergruppe so«
wie mit ein paar Einzelgebäuden,
unter denen besonders ein ebenso
hübsches wie praktisches zerlegbares
Ferienhaus hervorsticht, hat A. Mül«
ler die nähere Umgebung der Ma«
thildenhöhe sehr verdienstlich ge-
schmückt. Im dichtbelaubten Grün
der Büsche und Bäume, von blühen-
den Gärten umkränzt, hat dies „Do-
kument deutscher Kunst" sast schon
eine Alterspatina gewonnen. Rnd
die säuberlich gepflegte Atmosphäre
der kleinen Residenz paßt nicht übel
zu diesem Idyll.
Eugen Kalkschmidt
Zur Entwicklung der graphi-
schen Knnst
ie Alteren unter uns erinnern
sich noch aus ihrer Iugendzeit
her, was für seltene Leute damals
die Verfasser von „Originalradierun-
gen" waren; beliebt beim Publikum
waren eigentlich nur die Radierun-
gen nach bekannten Gemälden. Dann
aber setzte eine Lntwicklung ein, die
in kurzer Zeit die Originalradierun«
gen zur Modekunst machte. tzans
W. Singer spricht in seinem eben
bei Seemann erscheinenden Werke
i)Die moderne Graphik" von dieser
Entwicklung. Ls ist noch kein hal-
bes Iahrhundert her, daß Meryon,
dessen Straßenansichten aus Paris
heute höchste Preise erzielen, im Llend
endete. tzeute dagegen kommt es
nicht selten vor, daß die gesamte
graphische Iahresarbeit eines Künst-
lers, wie etwa Max Liebermann,
restlos „untergebracht" wird, was
etwa einen Umsatz von 80 000 Mark
bedeutet. Line Radierung von Zorn
in der Größe eines Ouartbandes
wurde kürzlich mit 10 000 Mark be--
zahlt. Singer meint aber, daß die
Bewegung ihren tzöhepunkt bereits
überschritten habe. Ls sind die Ori-
ginal «Zeichnungen, die auf den
großen Schwarz-Weiß-Ausstellungen
vor die Originalradierungen vor«
dringen. Schon W0^ standen in der
Dresdner Schwarz-Weiß-Ausstellung
652 Originalzeichnungen nur noch
^25 graphischen Drucken gegenüber.
Und wenn immer noch außerordent-
lich viel radiert wird, so blase jetzt
doch vorwiegend die Spekulation das
Feuer an, das ursprüngliche Schaffen
der graphischen Kunst findet Singer
im Rückgang. Für die tzamburger
Schwarz - Weiß - Ausstellung Ws0
nahm man von 2000 Linsendungen
nur 879 als ausstellungswürdig an.
Bei einer Ausstellung liefen
sogar ^500 graphische Werke ein,
aber nur 998 stellte man aus.
Rns scheint, die künstlerische Ar-
beitslust, die ohne Rücksicht auf
das Publikum schafft, was es sie zu
schaffen drängt, wendet sich jetzt zum
großen Teil dem Original-D r u ck -
schnitt zu. „Genies" haben wir
zwar auf diesem Gebiet noch kaum,
aber immerhin Künstler, deren
heute gering geschätzte Blätter viel-
leicht später mit dem Zwanzigfachen
ihres gegenwärtigen Preises bezahlt
werden. Nur ist gerade insolge des
überaus kleinen Absatzes der Preis
der gegenwärtigen Schnittdrucke noch
so hoch, daß das uneingeweihte Pu-
blikum ihn außer Verhältnis findet.
Deutsche Werkbund-Aus-
stellung in Köln 2
s klingt komisch oder gar para-
dox — soll es aber gewiß nicht
sein: der erste Blick auf diese Aus-
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