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Kunstwart und Kulturwart — 32,4.1919

DOI Heft:
Heft 19 (1. Juliheft 1919)
DOI Artikel:
Spectator: Die Schuldfrage
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Kuntze, Friedrich: Der deutschen Nation Stirb und Werde: eine Stimme von rechts
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https://doi.org/10.11588/diglit.14424#0022

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gelitten. Die Leiden der Blockade dagegen bei uns blieben verborgen, sie
wurden zunächst sogar wissentlich verhüllt. Äber die wirkliche Schuld, die
unsrige und die fremde, will ich in diesem Zusammenhang nicht reden,
wo die Gegner im Begriffe sind, gerade das zu tun und noch außer-
ordentlich zu steigern, was auch unsre Schuld gewesen ist. Eine geistige
Reinigung muß und wird in der Welt kommen. Dann wird vielleicht
auch der Friede auders aussehen, als er jetzt droht. Freilich, das „viel-
leicht" ist hier zu unterstreichen.

Berlin, l.9- Iuni Bi9 Spectator

Der deutschen NaLion Stirb und Werde

Eine Stimme von rechts*

^^-eben Praktikern und Propagandisten hat der Zusammenhang von
/ Äberzeugungen und Einrichtungen, den man jetzt, fremdem Vorgang
^ ^gehorchend, auch in Deutschland „preußischen Militarismus" rrennt,
seine Theoretiker gehabt. Ich selbst habe zu ihnen gehört und mache dies
Bekenntnis durchaus nicht als reuiger Sünder. Nicht der militärische
Zusammenbruch macht uns die schwersten Stuuden. Wir sind erlegen —
allerdings —, aber so wie der Asathor unserer Mythen der Mitgart-
schlange, die ihre Ringe um den ganzen Erdball festklammern konnte.
Es gibt einen andereu Kummer, der schwerer wiegt. Eine Niederlage
erhält ihren für den Besiegten entscheidenden Charakter erst dadurch, daß
der Besiegte zu ihr „ja^ sagt. Die Römer blieben nach Cannä unbesiegt,
weil ihr Senat dem geschlagenen Feldherrn entgegenging und ihm dafür
dankte, daß er am Staate uicht verzweifelt sei. Wir aber habsn zu
unserer Niederlage ja gesagt, nein: ja geschrien. Und die so schrien, emp-
fahlen sich gleichzeitig dem Ausland als Vertreter des „eigentlichen"
Deutschlands, des Deutschlands der Dichter und Denker, wie Bulwer so
hübsch ironisch gesagt hat. Die Leute, die dies taten, müssen bestenfalls
ganz und gar keine Fähigkeit gehabt haben, Distanz von den Dingen zu
nehmen, das heißt vorauszusehen, wie sich ihre Handlungen vor dem Aus-
land und der Geschichte ausnehmen werden. Vorauszusehen, daß sie das
deutsche Volk um den einzigen Kampfpreis bringen konnten, den ihm
kein Feind nehmen kann: einen Kampf ohnegleichen mit einem Mute
ohnegleichen gefochten zu haben und ein Andenken in Sage und Ge-
schichte zu hinterlassen wie die Nibelungen in Etzels Königssaal und die
Goten im Engpaß beim Vesuv. Vorauszusehen, daß sie auf den so ge-
haßten Militarismus nur Glanz und Ruhm, auf das ganze übrige Deutsch-
land nur Schande häuften. Das Ausland hat den Militarismus gehaßt,
allerdings, für die schnorrerhaften Anbiederungsgelüste von Denunzianten
ihrer Nation aber hat es nur die verdiente eisige Verachtung; es würdigt
sie nicht einmal des Hohnes. Die Geschichte aber wird zu denen, die
da draußen liegen, treu ihrem Glauben von die Worte sprechen,
die einst Demosthenes in ähnlicher Lage zu den Athenern sprach: „Nein,
ihr habt keinen Fehler gemacht, ich schwöre es bei denen, die bei Marathon
ihr Leben eingesetzt haben.^ Zum ganzen deutschen Volke sonst aber wird
sie sprechen: „Ich habe hier eine Wage; in die eine Schale will ich legen

* Neuen Lesern zur Kenntnis, daß der Kunstwart Stimmen aus allen
Parteien bringt, denn er sieht eine seincr Aufgaben darin, Selbständige aus
allen Parteicn übereinander zu nntcrrichten nnd fnr gemeinsame Aufgaben
miteinander bündnisfähig zn halten. K.-L.

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