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Kunstwart und Kulturwart — 32,4.1919

DOI Heft:
Heft 19 (1. Juliheft 1919)
DOI Artikel:
Kuntze, Friedrich: Der deutschen Nation Stirb und Werde: eine Stimme von rechts
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Fuchs, Emil: Der deutsche Kirchentag
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https://doi.org/10.11588/diglit.14424#0027

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Mächte könne einst aus dem gegenwärtigen Sterben ein neues Werden
erblühen. Anr so ernster glaubte ich darauf aufmerksam machen zu müssen,
daß auch das Geistige keineswegs so ohne weiteres verfügbar ist, daß
seinem seelischen Wirklichwerden Hemmnisse entgegen sind, die zu besiegen
wir uns alle mit allen Kräften mühen müssen. Friedrich Kuntze

Der deutsche Kirchentag


-ir grüßen ihn, den deutschen Kirchentag, in dem sich die große
^Masse der deutschen Protestanten, die bis jetzt in unsern „Staats-
nnd Landes"--Kirchen gesammelt war, eine Vertretung schaffen will.
Wir müssen die Arbeit grüßen, die diesem großsn, mächtigen Teil unsres
Volkes eine geistig lebendige Gemeinschaft „organisieren" — sagen wir
lieber: „schaffen" will. And mit unserm Gruß möchten wir ihm einiges
zu bedenken geben:

Die Verantwortung der Männer dieses Kirchentages ist sehr groß. Denn
von ihnen hängt es ab, ob wenigstens dem protestantischen Deutschland
eine frohe, starke Einheit des Schaffens und Lebens werden wird, oder
aber hoffnungslose Zänkerei und müde Gleichgültigkeit. Vom tiefsten Wesen
der Frömmigkeit wird zu Dresden wenig die Rede sein. Am so größer
die Versuchung, das alles als eine Sache bloßer kluger äußerer Organi-
sation zu behandeln! Am so größer die Versuchung, nur diese äußere
Organisation retten zn wollen und gar die Stellung und Behaglichkeit
darin, die man so lange als selbstverständlich genossen hat. Am so größer
die Versuchung zu einem Kompromiß unter denen, die schon „dazugehören",
ohne viel Gedanken an „die andern'st

Vorhin trat ich in ein Zimmer zu zwei Sozialdemokraten, die über die
Kirche redeten. „Bei der Kirche liegt es, ob eine Einheit von Bauernstand
und Arbeiterschaft gefunden werden kann. Bei der Kirche liegt es, ob
der Arbeiterstand von tiesen, geistigen Werten wirklich ergriffen wird."
Ich füge hinzu: Bei der Kirche liegt es, ob dies müde Bürgertnm wieder
glaubend und hoffend um Ziele kämpfen und einheitlich für heilige Werte
sich einsetzen lernt! Bei der Kirche liegt es, ob das dentsche Volk wieder
lernt, wahr, stark und klar zu empfinden und über die Täuschungen des
Scheines und die Reaktion auf den Reiz von außen her hinauskommt.

2.

So seid wahr und echt dort zu Dresden! Verschont uns mit frommen
Reden, in denen nichts steckt. Verschont unser Volk davor, zn schauen,
wie etwa Männer der Frömmigkeit nicht um die Seele ihres Volkes,
sondern um die Erhaltung des Gebäüdes kämpfen, das ihnen Macht
und Behaglichkeit verbürgt. Hoffentlich sind recht wenige unter Euch, die
an diese Bürgschaft noch glauben, recht viele, die wissen, daß nur tiefe
Echtheit und eigene Glut und Arbeit und Liebe eine neue religiöse Ge-
meinschaft dem deutschen Volke bauen können, nachdem die alte zerbrach,
obwohl das Bild ihres alten Seins noch vor unserm, durch Gewohnheit
bezauberten, Auge steht.

Es wäre übel, wenn noch etwas von jenem Wesen dort klänge, mit
dem man aus dem Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus
die flammende Entrüstung weggepredigt hat! Es wäre übel, wenn noch
etwas von jener schlauen Amdeutung da wäre, die jenem Wort: „Gehe
hin und verkaufe, was du hast, und gib es den Arinen", ihren heiligen,

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