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Kunstwart und Kulturwart — 32,4.1919

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Heft 24 (2. Septemberheft 1919)
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Weber, Leopold: Balders Tod: Nachdichtung nach der Edda
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14424#0282

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Da bcbten öie Lanöe. öie Lnftc bransten,

Da wogte es rvinrnrelnö von nahe unö weit:

Ls eilten öie wcsen aus allen welten,

Zum letzten Mal Balöer, öen Lichten, xu fchaun.

Im Dämmer stauten am Stranö fich öie völker,
Der Menge Gemurmel am LNeere erschwoll:

Da stieg aus öer bfeerschar öer Lfimmelshelöen
Gdin ;um Drachen einsain emxor.

Den weltenring streifte er schweigenö vom Arme
Unö legte ihn Balöer stumm auf öie Brust.

Lr neigte ;um Toten, ;um Teuren, sich nieöer
Und raunte ins Ghr ihm scin Abschicdswort.

wingthor erhob öen heiligen Hammer,

Blenöenö;uckte durchs Dämmer der Blitz:

Vom Donnerschlag öröhnte öes Drachen Gebälke,
Ls schlugen öie Llammen hervor M öem Schiff.

Leuchtenö erglän;te in lohenöen Gluten
Mit Nanna im Thronsitz öer tote Gott —

Da trieb öas Gefährte hinaus in öie Lluten,

Von Leuer umwirbelt, von Bauche umwogt.

Vom tzeute fürs Morgen

Akm und reich

rm und reich sind relative Begriffe.
Arm ist, wem etwas fehlt, was er
notwendig znm Leben zu brauchen
meint, reich ist, wer besitzt, was er
benötigt. Von außen her betrachtet
sind wir alle arm nnd reich zu glei-
cher Zeit. Von innen angesehen sind
wir arm, wenn unser Blick auf unserm
Mangel, sind wir reich, wenn er auf
unserm Besitz ruht. Es läßt sich keine
in Zahlen ausdrückbare Grenze ange-
ben, die das Ende der Armut und
den Anfang des Reichtums angäbe.
Es liegt ganz an der Gesinnung des
Menschen, ob er in jenes oder in dieses
Reich gehört. Es gibt Menschen, die
wenig haben und danken, und es gibt
andere, die viel haben und klagen.
Dank und Klage scheidet die Menschen,
nicht aber das Mehr oder Miirder des
Besitzes. Da wo die Klage verstummt
und jemand zu dankcn versucht, steht
das Eingangstor ins Paradies. Nch-
men wir an, ein Mensch, der sOO 000
Mark besaß, hätte 50 000 verloren,
dann kann er ebensowohl der vcr-

lorenen Summe nachweinen, als sich
übcr die frenen, die ihm noch geblie-
ben ist. Es ist darum keine Abertrei-
bung, sondern einfach die Feststellung
einer oft gemachten Erfahrung, daß
cs reiche Nichtshaber und arme Mil-
lionäre gibt. Wir haben Eltern ken-
nen gclernt, die alle ihre Söhne ver-
loren haben und um so dankbarer für
bie Töchter sind, die ihnen noch leben,
und andere, die in der gleichen Lage
so sehr dem Verluste nachtrauerten,
daß sie die Frende an dem, was sie
behalten durften, völlig verloren. Es
ist eines Der großen, einfacheu, aber
vicl verkannten Lebensgesetze, daß der
Dankende reicher wird, der Klagende
aber immer völliger verarmt. Die
Kranken scheiden sich in die zwei gro-
ßen Lager der dankenden und der kla-
genden, und da wir alle früher oder
später den Zusammenbruch unscrer
Körperkräfte erleben werden, ist es
ganz gut, wenn wir uns vorher dar-
über klar werden, in welchem Lazarett
wir unser Krankenbett haben wollen.
Ich kannte einen Pfarrer, der den
 
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