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Kunstwart und Kulturwart — 34,1.1920-1921

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Heft 1 (Oktoberheft 1920)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14432#0079

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Der neue Gesuridbriinnen ist da!

s gibt nicht viele Kalenderbücher,
die den Leser wirtlich durchs Iahr
als Genossen beschaulicher Stunden be-
gleiten, dazu gehört allerhand, was
gerade der heutige „Anfsatzschreiber"
recht selten hat. Es gehört Ruhe dazu,
Beschanlichkeit und Anschanlichkeit in
der Darstellung des „Beschauten". Es
dürfen nur Dinge gesagt werden, die
über den Augenblick hinaus fortklingen,
weiterwirken wollen, die Gefühle, Ge-
danken, Laten erregen können in
jedem, welcher Bildungsklasse er
immer angehöre. Man kann über
schr viele Dinge in solcher Weise spre-
chen, aber nur wenn man den Leser
ebensogut kennt wie den zu behandeln-
den Stoff. Deshalb hat der Gesund-
brunnen-Kalender des Dürerbundes
immer nach Menschen Amschau gehal-
ten, die ein inniges und echtes Ver-
hältnis zu ihren Volksgenossen, zum
Mann der Arbeit, zur Hausfrau und
Mutter, zum lernbegierigen Iüngling
und zum spielenden Kinde haben. Auch
dieses Iahr Wird der ganze Kreis
deutschen Inmilien- und Volkslebens
abgeschritten. Es ist von Spielen und
Künsten, von der Pflege des Körpers
und der Seele, vom Heim und der Hei-

mat, von der Verschönung der Arbeit
und des Alltags die Rede, und aus der
Natur, aus Dichtung und der Lebens-
weisheit alter und neuer Zeit wird
Kraft und Trost geholt für den Klein-
kamps des täglichen Lebens und für
den Daseinskampf des Volkes. Der
„Iahresregent" ist diesmal Mörike, der
mit vielen Gedichten den Ersatzlyrikern
unserer Tage gegenübergestellt wird.
Der kluge alte Sebastian Brant und
die großen Lehrer Chinas geben weise
Sprüche, der urdeutsche unerschöpfliche
Moritz von Schwind hat die meisten
Zeichnungen zu dem Buche geschenkt.
Möchte der neue Gesundbrunnen die
Hoffnung seiner Herausgeber erfüllen
und vielen ein täglich gern gesehener
Freund werden. Der Dürerbund

Vom Wege aufwärts
7zu Gott gelangt man nicht durch
Odie Furcht, nicht durch das Gefühl
der Abhängigkeit, nicht durch den Ver-
stand, nicht durch Fürwahrhalten und
Glauben, sondern nur durch das Be-
streben, besser zu werden, weil nur
dieses auf das Gute hinaus will, das
mit Gott eines und dasselbe ist.

Lagarde

Unsre Mlder und Noten

*U^nsre Leser erinnern sich noch der „brennenden Mühle" von Anton
/ I Samz, eines farbigen Schnittdrucks, der bei seinem Erscheinen (erstes
^^Iannarheft (9(9) unter den Kunstfreunden Aufsehen gemacht hat. Uuch
mit dem „Herbstabend", den wir heute in edler Technik darbieten, geben wir
dem Kunstwart ein echtes Kunstblatt mit, das ganz ebenso wie jenes auf die
ersten Blicke verwundern und dann erfreuen wird. „Amgeworsenes" Heide-
land, rechts davon ein Moorstück, das wie ein Graben wirkt, wieder ein
Streifen umgeworfenes Land, und ein Streifen mit Birken. Also ein Stück
Land, an dem der Durchschnittsmensch möglichst schnell vorbeigeht, weil er's
langweilig findet. Melche Märchenstimmung der „Verwunschenheit" träumt
darin wie seit Artagen her! And welche Farbenherrlichkeit glüht aus ihren
dumpfen Düstern auf!

Das deutsche Meer, die Nordsee in der Großartigkeit des Sturmes — welcher
Maler hat das so geschildert, dafz man's miterlebt? Wir müssen sehr
in unserm Gedächtnis nachsuchen, um ein paar Bilder zu finden, die bei
der Beantwortung dieser Frage überhaupt in Rede kommen. Gute „Seestücke"
der Malerei haben wir zu Hauf, aber vor welchem atmen wir tiefer, als wir
das in der Wirklichkeit solcher Aufruhr-Herrlichkeit tun, wo vergessen wir Lein-
wand und Rahmen, wo fühlen wir uns mit Leib und Seele mitten darin im
Sturm bis zum Lachen Nnü Weinen der tiefsten menschlichen Ergriffenheit? Man
lasse unser Bild lange genug auf sich wirken, bis es Leben wird! And man
wird vielleicht verstehen, weshalb wir seinen Maler Alfred Bachmann
 
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