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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Paulsen, Friedrich: Kunstbeiräte
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0407

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Kunstbeiräte. *)

Mit der Erkenntnis, daß durch unkünst-
lerische Bebauung einzelner Grundstücke
die ganze Umgegend in ihrer Wirkung erheblich
gefährdet werden kann und vielfach stark ge-
schädigt worden ist, brach sich der Wunsch
Bahn, Abhilfe zu schaffen. Es wird wohl nie-
mand dem grundlegenden Gedanken seine
Sympathie versagen. Die Mittel, die man an-
wandte, haben jedoch viel Widerspruch gefunden.
Mit den, übrigens alten Verboten, „häßlich“ zu
bauen, gab man der Baupolizei eine Waffe in
die Hand, gegen deren Anwendung sich die
Bedrohten mit Erfolg gesträubt haben. Selbst
das Münchner Polizeigebot, an den Fassaden
alles wegzulasssn, was „wider Symmetrie und
Sittlichkeit“ verstieße, blieb wirkungslos.

Auch der beste Wille und ein von aller-
höchster Stelle anerkanntes Können hat solche
Verunstaltungen nicht verhindern können, wie
sie das alte Museum durch den Dom in Berlin
erfahren hat.

Den schlimmsten
„gröblichen“ Entstel-
lungen ist durch die
Verunstaltungsgesetze
gesteuert. Aber diese
Gesetze sind nicht
überall, wo ihre Wir-
kung erstrebt wird,
anzuwenden. Man
hat daher auf das alte
Mittel der Baubera-
tung zurückgegriffen.

Nun hängt die Au-
torität solcher Be-
ratungsstellen davon
ab, wie sie besetzt
werden. Aber auch
die uneingeschränk-
teste Anerkennung
des Urteils solcher
Stellen kann nicht
bewirken, daß ihrem
Rat gefolgt wird.

Diese Erfahrung
hat dahin geführt,
daß die Abänderungs-
vorschläge fast stets
auch eineVerbilligung

des Bauvorhabens mit sich führen. Daß dies
möglich ist, zeigt auf die Quelle, aus der fast
alle Fehler der eingereichten Entwürfe stammen,
es ist die Unfähigkeit sehr weiter Kreise von
Planfertigern, einfache und zweckdienliche Ent-
würfe aufzustellen. So ist denn die Arbeit
der Architekten, von denen die Korrekturen
vorgenommen werden, eine an sich sehr dank-
bare, die deshalb auch meistens gern über-
nommen wird.

Wo freilich, wie das bei Fabrikbauten vor-
kommt, eine Vereinfachung nicht möglich ist,
weil der Entwurf aus vier glatten Wänden und
einem Pappdach besteht, da ergeben sich große
Schwierigkeiten, wenn die Umgestaltung ohne
Kostenvermehrung geschehen soll.

ln diesen seltneren Fällen erfolgt der Wider-
stand gegen die Befolgung der Ratschläge der
Bauberatungsstellen mit Rücksicht auf die er-
wartete Erhöhung der Baukosten. In sehr vielen
anderen Fällen sagen den Bauherren geschmack-
los mit Schmuckteilen oder „städtischen“ Archi-

•) Dieser Aufsatz dürfte
deshalb von besonderem ak-
tuellen Interesse sein, weil
die Frage der Einsetzung von
Kunstbeiräten demnächst die
Künstlerverbände und Be-
hörden Großberlins beschäf-
tigen wird.

Die Schriftleitung.

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CARL-JAMES BÜHRING

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