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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Schlichting, Max: Rede bei der Eröffnung der Grossen Berliner Kunstausstellung 1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0686
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REDE BEI DER ERÖFFNUNG DER GROSSEN BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1912


ENTWURF ZU EINEM HAUPTBAHNHOF IN STUTTGART ALBERT FRÖHLICH B. D. A.

vor Jahren in einer Parlamentsrede den Staats-
anwalt auf den Plan gerufen. Aber die Wurzel
des Übels sitzt doch tiefer: in dem ungenügenden
Kunstverständnis. Denn dem wahren Kunst-
freunde können solche Dinge nichts anhaben; er
wird sie mit Verachtung, mit einem ästhetischen
Mißbehagen beiseite schieben.

Gilt es also, überall das Kunstverständnis zu
heben, so dürfen wir wohl unsere Ausstellung —
so bescheiden wir sie auch sonst
einschätzen mögen — in die
Reihe der Streiter einstellen.

Ein Unternehmen, das eine
halbe Million Besucher hat und
bei einigem guten Willen wohl die
doppelte Anzahl haben könnte,
ist wohl geeignet, Kunst und
Freude an der Kunst ins Volk
hineinzutragen.

Wir wenden uns nicht nur an
die oberen Zehntausend; denn das
Kunstverständnis hat mit Latein
und Griechisch nichts zu tun, und
so gut wir gelehrte, ja geniale
Männer kennen, die in Sachen
des künstlerischen Geschmackes
blind sind, so gut finden wir in
den breiten Volksmassen nicht
selten die Anlage zum künstleri-
schen Sehen. Die Kunst wendet
sich eben nicht an den Verstand,
sondern an das sinnliche Gefühl,
und wenn es sich einmal um
unser Herz handelt, dann kann
uns auch die Wissenschaft, die
Technik, der Sport nichts bieten,
wohl aber — neben vielem an-
derem — die Erhebung durch
die Kunst.

wenn dies geschieht unter Anrufung der Frei-
heit, unter Mißbrauch des Namens der Kunst.
Denn der schlechte Zweck entheiligt das Mittel.
Auch die höchste Kunstfertigkeit, abgepaßt und
eingerichtet auf den Zweck, durch den Sinnen-
kitzel Geld zu verdienen, ist eine Versündigung,
nicht anders wie die ärztliche Wissenschaft, an-
gewandt zum Verbrechen. Gegen dieses Übel
hat unser großer süddeutscher Meister Thoma

ENTWURF ZU EINEM ERBBEGRÄBNIS

HANS JESSEN
 
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