Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

DOI Artikel:
Aus dem Skizzenbuch eines Architekten: zu den Handzeichnungen von Hans Bernoulli
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0238

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
conventgarten aus der cistercienserabtei ebrach. handzeichnung

hans bernoulli

AUS DEM SKIZZENBUCH
EINES ARCHITEKTEN.

Zu den Handzeichnungen von Hans Bernoulli.

Die Architekturskizzen, welche Hans Bernoulli,
der bekannte Berliner Baukünstler, auf ver-
schiedenen Reisen im In- und Auslande ge-
zeichnet hat, geben zu mancherlei wichtigen
Betrachtungen Anlaß. Das Skizzieren nach aus-
geführten Werken der Architektur, wie sie in
der freien Natur und zu ihrer Umgebung
stehen, ist für das Studium des Architekten
eigentlich unerläßlich, weil es eine große Menge
von Fruchtbarkeiten in sich schließt. Leider wird
ein Skizzieren dieser Art von unseren jüngeren
Architekten heute sehr vernachlässigt. Die alles
beherrschende Photographie hat die unersetz-
bare Kunstübung des Skizzierens, in welcher
die alten Meister so unermüdlich waren, stark
in den Hintergrund gedrängt, aber nur mit
teilweiser Berechtigung — es wäre an der Zeit,
daß unsere Architekten sich wieder mehr darauf
besännen, überall da, wo es sich nur irgend
lohnt, mit dem Skizzenbuch zu arbeiten, und

so das Studium durch das Auge zu vertiefen
und festzuhalten.

Die Vorteile, die aus einem fleißigen Skiz-
zieren erwachsen, sind bedeutsam genug; das
ergibt sich ohne weiteres, wenn man die flott
und frisch, unmittelbar vor dem Naturobjekt
mit den notwendigsten aber sicheren und
charakteristischen Strichen hingesetzten Skizzen
Hans Bernoullis betrachtet. Zum ersten ist das
Skizzieren „unterwegs" eine vortreffliche zeich-
nerische Übung für den Architekten, die es ihm
ermöglicht, sich die Fertigkeiten anzueignen, mit
einfachen Linien und Strichen seine Gedanken
und Ideen sofort — auch dem Laien verständ-
lich — gewissermaßen „aus dem Stegreif" zu
Papier zu bringen. Denn es ist durchaus
wichtig, daß jeder Architekt auch ein guter
zeichnerischer Darsteller sei. Man braucht nur
an Beispiele wie Wallot, Messel, Rieth, Schmitz
zu erinnern — von vielen anderen abgesehen -
um die Bedeutung dieser Notwendigkeit ver-
ständlich zu machen. Bedenken wir, daß die
Genannten, da sie führende Meister wurden,
es mit geworden sind durch ein rastloses Ar-
beiten im Skizzenbuch.

192
 
Annotationen