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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Kersten, Paul: Aus der Werkstatt des Künstlers: neuzeitliche Buchbindekunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0653

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AUS DER WERKSTATT DES KÜNSTLERS

Neuzeitliche Buchbindekunst. Hand, setzt die Deckel direkt an das Buch an

Von Paul Kerstex-Berlix.*) und überzieht dann eist den Rücken und Deckel

desselben; auf diese Weise erst werden die Deckel

So vieles ist schon über: „Die Kunst im Buche" des Buches mit diesem wirklich fest verbunden,
geschrieben worden, aber noch wenig über: „Die und ein solches Buch kann erst als wirklich ge-
Kunst des Bucheinbandes". Im Gegensatz zu bundenes Buch bezeichnet werden. Aber nicht
den Franzosen und Engländern gibt es leider allein in der Technik des Einbandes ist ein Unter-
immer noch eine Menge gebildete Deutsche, die schied zu machen, auch in den Techniken der
fragend aufschauen würden, wenn in ihrer Gegen- Einbanddekoration, der Verzierung des Buchdeckels
wart über Kunst beim Bucheinband gesprochen und des Buchrückens. Die Verzierungsmöglich-
werden würde. Für diese will ich vorerst einige keiten des Verlegereinbandes bestehen in Gold-,
Worte über den Unterschied, den man zwischen Färb-, Blind- und Reliefdruck, welcher mittels
Bucheinbänden zu machen hat, vorausschicken. einer gravierten Messingplatte durch eine Presse
Daß es verschiedene Einbandarten: Pappbände, auf Deckel und Rücken geprägt wird. Dieses ist
Halbleinen-, Ganzleinenbände, Ganz- und Halb- die maschinelle Buchdeckel-Dekoration, die tau-
lederbände, letztere auch Halbfranzbände genannt, sende von Deckeln nach ein und derselben Zeich-
gibt, werden die verehrten Leser wissen, davon nung prägt. Ein kunstverständiger Verleger wird
will ich auch nicht sprechen, wohl aber von dem die Zeichnung für eine solche Prägeplatte stets
technischen Unterschied, der Herstellungsweise. nach Entwürfen von Künstlern herstellen lassen.

Man hat heute zu unterscheiden zwischen den — Im Gegensatz zu dieser maschinellen Einband-
Einbänden, die in den Groß- oder Fabrikbuch- Verzierung, die gewöhnlich mit dem Xamen Preß-
bindereien und denen, die von Kleinmeistern im Vergoldung bezeichnet wird, steht die mittels der
handwerklichen Betriebe hergestellt werden. In Hand erzeugte Einbanddekoration, die künstleri-

den Großbuchbindereien werden die so- _

genannten Verleger- oder Buchhändler-
einbände, oft Tausende auf einmal, in
genau gleicher Art und vom selben Aus-
sehen hergestellt; beim Kleinmeister
werden alle ihm einzeln vom Publikum
überbrachten Bücher, den verschieden-
sten Wünschen und Bedürfnissen ent-
sprechend, in mannigfaltigster Art gebun-
den. Haben die Verlegereinbände für
meist billiges Geld oft ein bestechendes
Außere, so liegt in den Einzeleinbänden
der Wert größerer Haltbarkeit und in-
dividueller Behandlung und in dem nach
besonderem Entwurf mit Handvergoldung
dekorierten Ganzledereinbänden sogar
ein anerkannter Kunstwert. Vom strengen
Standpunkt eines Kenners aus kann nur
ein vom Kleinmeister gebundenes Buch
als wirklich gebunden bezeichnet werden.
Während bei den Fabrikeinbänden die
Decken des Buches und dieses selbst,
beides für sich allein, hergestellt sind
und nach dem Fertigwerden beider Teile
das Buch in die Decken geklebt (ein-
gehängt lautet der Fachausdruck) wird,
heftet der Kleinmeister das Buch mit der

Oy/ >-

*) Wir geben hier einem der bekanntesten Berliner
Fachleute über die Kunst des modernen Bucheinbandes
das Wort. Vgl. hierzu auch den Artikel „Bucheinband
und Buntpapiere" von Dr. Hans Sachs in Heft 4 und

5 des zweiten Jahrganges der „Kunstwelt". EINBAND ZU TUERKISCHEN SKIZZEN in grün Maroquin, in der Mitte

Die Schriftleitung. ein Türkis PAUL KERSTEN

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