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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Lorenz, Felix: Lionardo, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0695

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LIONARDO. VON FELIX LORENZ. bedeuten die sechzehn Jahre, die Lionardo, der
alles andre eher als ein Hofmann war, am Hofe
I )

-/ des Moro als ein rastloser Schaffer verbrachte.

Die Uberlieferung erzählt, Lionardo sei, Hier war keine ungenützte Stunde — was be-
als er dreißig Jahre alt nach Mailand kam, vom deuteten Aufträge! Der unergründliche Grübler
Herzog, der von seiner Musik entzückt war, saß und sann und tat; so laut er vom Brausen
zuerst als Lautenspieler engagiert worden! Jeden- dieses festlichen Hauses umrauscht war, so Un-
falls hatte der kunstliebende Hof den jungen endlich tief war seine Einsamkeit. Immer
Florentiner, der schon als Jüngling in Verrocchios wieder drängt sich der Vergleich mit Goethe
Werkstatt seinen Meister übertroffen, sehr ange- heran. Aus der grauen Nähe des Alltags, die so
lockt, denn er hatte an den Moro ein umfang- oft zwingend wurde, die Menschenscheu und
reiches Bewerbungsschreiben gerichtet, in dem Weltflucht erzeugte, wachsen reiner und größer
er sein universales Können detaillierte. die Fernen des Unbeschreiblichen, der höchsten
Alles, was er darin verhieß, wurde durch Lionardo Kunstvollendung auf, die für Lionardo gleich-
in seiner zweiten Heimat Ereignis. Der Moro, zeitig die höchste Lebenssteigerung ist. „Alles
der geborene Fürst, und Lionardo, der geborene Vergängliche ist nur ein Gleichnis". Auch das
Künstler, stehen fortan in dem Verhältnis, das hatte er mit Goethe gemeinsam, daß ihn, weil
einst der Erwecker des Renaissancegedankens, er aus der dumpfen Gegenwart Weltpanoramen
Petrarca, als das natürlichste zur Aufrichtung überblickte, das Leid niemals überwältigte. Er
einer vorbildlichen Kultur idealisiert hatte. Und steht dem Schmerz mit jener erhabenen Kälte
die Majestät des Künstlers war hier der des gegenüber, die auch den größten deutschen Genius
Fürsten ebenbürtig. Eine Unsumme von Taten von der Bahre des besten Freundes fernhielt.

„Natur" ist sein Generalsignum in allem, er wittert

*) vgl. Heft S, Jahrg. II, der „Kunstwelt". Der angeführte n j- a i ■ -u j- at q c ■ ± i

Brief Lionardos ist im Hirt 4 der „Kunstveit", S. 253 abgedruckt. uberall die Ausgleiche, die Maße. So ist auch sein

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HERMANN FEUERHAHN (in Firma Roch und Feuerhahn)

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