NICOLA PERSCHEID
Nach einem Bromöldruck
BILDMÄSSIGE PORTRÄTPHOTO- mal dem Franzosen Daguerre gelang, in verhält-
GRAPHIE nismäßig kurzer Zeit durch die Einwirkung des
Lichtes Bilder der uns umgebenden körperlichen
Die große Bedeutung der Photographie Welt zu erhalten. Aber welchem Wandel ist
findet für die Mehrzahl der Menschen wohl den seit der Zeit der ersten Daguerrotypien die Pho-
prägnantesten Ausdruck in der Porträtphotographie. tographie unterworfen gewesen.
Hier ist deshalb auch am ehesten eine allge- Nach einer geradezu beispiellosen Vervoll-
meinere Würdigung der Kulturbedeutung der kommnung der technischen Hilfsmittel trat in
Photographie zu erwarten. In den Kreisen, an der Photographie ein uns heute unverständlich
die sich das vorliegende Heft wendet, ist ja erscheinender Tiefstand ein. Die Photographie
freilich wohl auch genugsam bekannt, daß sich hat nämlich zweifellos gewisse Eigenheiten, die
der Photographie ebenfalls auf verschiedenen Ge- eine Verschiedenheit zwischen ihren Resultaten
bieten der Wissenschaften ein gewaltiges Be- und dem durch das menschliche Auge erzeugten
tätigungsfeld öffnet. Es gibt wohl wenige, mit Natureindruck bedingen. In der Erkenntnis
denen die Photographie nicht Berührungspunkte dessen wurde zu einem sinnwidrigen Aushilfs-
hat. In der Medizin, der astronomischen und mittel gegriffen. Es wurde „übermalt" durch die
der Rechtswissenschaft, in der letzteren bei der im höchstdenkbaren Maße angewandte Retusche,
praktischen Anwendung auf die Kriminalistik, In der dann folgenden Periode wurde von
und vor allen in den Naturwissenschaften ist der den Photographen der Anspruch erhoben, mit
Photographie manche Förderung und mancher dem frei schaffenden Künstler — dem Maler
Fortschritt zu danken. oder Zeichner ■—■ in direkten Wettbewerb zu
Doch nicht diese verschiedenen Anwendungs- treten. Teilweise finden wir wohl auch heute
gebiete in den Wissenschaften sollen hier be- noch Kreise, welche diesen Anspruch aufrecht
handelt werden, da das größere allgemeine In- zu erhalten versuchen, in völliger Verkennung
teresse sich — wie bereits oben gesagt wurde — des der Photographie zufallenden Gebietes,
de
mi
Er
no
der Bildnisphotographie zuwendet. Und das auch Die Photographie selbst ist, als ein auf physi-
mit vollem Recht. — Die Photographie ist eine kaiisch - chemischen Grundgesetzen beruhendes
Errungenschaft der neueren Zeit. Sind es doch Verfahren, eine reine Technik. Kunstwerte in
noch nicht 75 Jahre her, seit es zum ersten- Photographien hineinzulegen, ist lediglich dem
DIE KUNSTWELT II, 9 517
Nach einem Bromöldruck
BILDMÄSSIGE PORTRÄTPHOTO- mal dem Franzosen Daguerre gelang, in verhält-
GRAPHIE nismäßig kurzer Zeit durch die Einwirkung des
Lichtes Bilder der uns umgebenden körperlichen
Die große Bedeutung der Photographie Welt zu erhalten. Aber welchem Wandel ist
findet für die Mehrzahl der Menschen wohl den seit der Zeit der ersten Daguerrotypien die Pho-
prägnantesten Ausdruck in der Porträtphotographie. tographie unterworfen gewesen.
Hier ist deshalb auch am ehesten eine allge- Nach einer geradezu beispiellosen Vervoll-
meinere Würdigung der Kulturbedeutung der kommnung der technischen Hilfsmittel trat in
Photographie zu erwarten. In den Kreisen, an der Photographie ein uns heute unverständlich
die sich das vorliegende Heft wendet, ist ja erscheinender Tiefstand ein. Die Photographie
freilich wohl auch genugsam bekannt, daß sich hat nämlich zweifellos gewisse Eigenheiten, die
der Photographie ebenfalls auf verschiedenen Ge- eine Verschiedenheit zwischen ihren Resultaten
bieten der Wissenschaften ein gewaltiges Be- und dem durch das menschliche Auge erzeugten
tätigungsfeld öffnet. Es gibt wohl wenige, mit Natureindruck bedingen. In der Erkenntnis
denen die Photographie nicht Berührungspunkte dessen wurde zu einem sinnwidrigen Aushilfs-
hat. In der Medizin, der astronomischen und mittel gegriffen. Es wurde „übermalt" durch die
der Rechtswissenschaft, in der letzteren bei der im höchstdenkbaren Maße angewandte Retusche,
praktischen Anwendung auf die Kriminalistik, In der dann folgenden Periode wurde von
und vor allen in den Naturwissenschaften ist der den Photographen der Anspruch erhoben, mit
Photographie manche Förderung und mancher dem frei schaffenden Künstler — dem Maler
Fortschritt zu danken. oder Zeichner ■—■ in direkten Wettbewerb zu
Doch nicht diese verschiedenen Anwendungs- treten. Teilweise finden wir wohl auch heute
gebiete in den Wissenschaften sollen hier be- noch Kreise, welche diesen Anspruch aufrecht
handelt werden, da das größere allgemeine In- zu erhalten versuchen, in völliger Verkennung
teresse sich — wie bereits oben gesagt wurde — des der Photographie zufallenden Gebietes,
de
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Er
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der Bildnisphotographie zuwendet. Und das auch Die Photographie selbst ist, als ein auf physi-
mit vollem Recht. — Die Photographie ist eine kaiisch - chemischen Grundgesetzen beruhendes
Errungenschaft der neueren Zeit. Sind es doch Verfahren, eine reine Technik. Kunstwerte in
noch nicht 75 Jahre her, seit es zum ersten- Photographien hineinzulegen, ist lediglich dem
DIE KUNSTWELT II, 9 517