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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Fechner, Hanns: Der Künstler und sein Modell
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0212

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DER KUNSTLER UND SEIN MODELL

und Interessantes und sucht das für sein Tem-
perament Reizvollste herauszuholen, um es in
sein Werk hineinzutragen, ihm Leben zu geben.
Der Künstler, der für seine Figurenbilder Modelle
braucht, wählt sich selbstverständlich die Typen,
die seinen Vorstellungen entsprechen, er betrachtet
sie individuell. So erhalten sie eine persönliche
Note, werden zu charakteristischen Gestalten, zu
eigentlichen Geschöpfen des Künstlers. Am
brauchbarsten sind solche Berufsmodelle, die
sich am besten in das hineindenken können,
was der Künstler darstellen will. Gute Akt-
modelle haben viel Wert, besonders für den
Bildhauer, wenn sie jede gewünschte Bewegung
und Stellung lebendig einnehmen können.

Im letzten Grunde aber ist der Figurenmaler,
wie jeder bildende Künstler, selber sein bestes
Modell. Er ist imstande, am feinfühligsten Be-
wegung und Ausdruck an sich selber zu stu-
dieren und das, was er ausdrücken will, am
eignen Körper nachzuempfinden. Der Bildnis-
maler dagegen muß von seiner eigenen Indivi-
dualität, von dem was er möchte, drangeben im
Interesse einer lebenswahren, charakteristischen
Darstellung. So ist eigentlich hier nicht von

einem Modell die Rede, das zu einem Bilde
dient, sondern von einem Bilde, das bis in die
äußersten Konsequenzen das Persönliche eines
Anderen, ohne daran zu deuteln oder falsch zu
verschönen, dokumentarisch aufweist.

Literatur.

Denkschrift der Bayrischen Gewerbeschau 1912
in München. Herausgegeben vom Direktorium.
Reich illustriert. (Preis Mk. 10.—) Delphin-
Verlag, München.

Diese hervorragende Publikation überliefert in
Wort und Bild, was auf der Bayrischen Gewerbe-
schau des vorigen Jahres in München geschaffen
und gezeigt wurde. Sie ist so ein schönes Er-
innerungswerk für die zahlreichen Mitarbeiter und
Aussteller und die zahllosen Besucher, aber mehr
als das ist sie ein Dokument der Geschmacks-
kultur unserer Zeit; sie bietet einen Überblick
über das künstlerische und gewerbliche Schaffen,
das das Ziel verfolgt, in dem verständnisvollen Zu-
sammenwirken von Gewerbe, Handwerk und In-
dustrie mit den Künstlern „Qualitätsware" zu
schaffen, Erzeugnisse aller Art — und gerade
Gegenstände des Alltags —, die sich durch ein-

BRUNST HIRSCH. BRONZE

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R. KÜBART
 
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