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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Lorenz, Felix: Arnold Waldschmidt
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Waldschmidt, Arnold: Monumentalität
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Oswald, Hugo: Neue Gedanken über Kunst und Kunstwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0467

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ARNOLD WALDSCHMID1

Grünewald und Rembrandt und Schmid-
Reutte."

Ludwig Schmid-Reutte war in Karlsruhe
sein Lehrer gewesen, obgleich er ihn kaum
unterrichtet hat. Von ihm und seiner Kunst,
die nur das höchste Ziel gelten ließ, hat
Waldschmidt aber den festen Grund gewonnen.

MONUMENTALITÄT.
Von Arnold Waldschmidt.

Das Monumentale ist dem Wesen nach ein
männliches Urgefühl! Seine Bezeichnung hat es nur
durch Beziehungen von dem Begriffe ,.Monument"
abgeleitet. Eine Definition ist schwer zu geben. In
der Kunst wird dieser seltene Gast meist ver-
wechselt mit Größen und Erhabenheitsempfindungen,
mit denen er aber nichts zu Hin hat.

Die Monumentalität wird wohl als Ausdruck,
der über einem Werk liegt, empfunden, als ursprüng-
liches Gefühl aber ist sie ein dämonischer Zustand
des dazu Veranlagten aus dem inneren Drange
nach Ausdruck. Dieser Zustand wirkt auf das Ge-
müt als Resonnanz aufgespeicherter Kraft, die von
Depressionen und sogar dunklem Verfolgungsgefühl
begleitet sein kann. Das Gemüt ist dann in dieser
gespannten Stimmung besonders empfänglich für das
Ungeheure, Groteske und Furchtbare. Die Dinge er-
scheinen dann vergrößert und auf bedeutendem
Hintergrunde. Diese Erregung, die soweit den
Intellekt kaum berührt und mehr eine Aeußerung der
Nerven zu sein scheint, belebt in erhöhter Weise
das Körpergefühl (Tanzextase der Wilden) und wird
dadurch zum eigentlichen Vater des monumentalen
Formgefühls.

Der den monumentalen Werken des Altertums
oft anhaftende Ausdruck zorniger Wucht ist nicht
bedingt, sondern mehr originelle Aeußerung. Ob-
schon es, das steht fest, keine zahme Monumentalität
gibt. Gerade die Energie, die Entladeiähigkeit des
monumentalen Temperamentes gibt der bedeutenden
Geistigkeit erst den ungestümen Nachdruck, der fort-
reißt. Gleich, ob die Form Bewegung hat oder in
Ruhe verharrt, die Energie bleibt bei allen anderen
künstlerischen Werten das Wesentliche an der
Monumentalkunst; denn monumental ist nur ein
Werk, das durch seine Macht, durch das Aeußerste
seines einheitlichen Dranges gleichsam tönt.

Diese Kunst ist immer originell. Ihre Nach-
ahmer verraten sich sogleich durch Ausdruckslosig-
keit und vor allem an der fehlenden Einfachheit der
Stimmung. Es fehlt ihnen ebenso an der straffen
formalen Disziplin der schöpferischen Kraft, bei der
Einfachheit und Klarheit aus dem Geiste stammen
und nicht erst aus mühsamer Anordnung nach-
hinken.

Bei dem großen Aufwand der Mittel in der
monumentalen Kunst ruft eine die große Wirkung
verfehlende Nachahmung ein lähmendes Mißbehagen

hervor und ihre nichtssagende Leere steigert hier
die Anmaßung ins Unerträgliche.

Das geistige Unvermögen sucht dann sein Heil
in erzählenden und dekorativen Spielereien und geht
dabei soweit, die sich wiedersprechendsten Begriffe
zu verwechseln: das Monumentale mit dem Dekora-
tiven. Monumentalität ist n i e dekorativ, s o
wenig wie die Bibel!

Gerade der von hohem Ernst getragene Aus-
druck des Monumentalen ist sein Kennzeichen und
trennt es unüberbrücklich von der gefälligen
Schmuckliebe des Dekorativen. Nur Zweck und Be-
deutung fordern Monumentalität, eine dekorative
Verquickung löscht sie aus.

Ein Volk wie das deutsche, dessen Erde mit
Blut getränkt ist, das nur Gott fürchten soll, sonst
nichts — dessen geistige Elektrizität im mächtigen
Strom um Weltherrschaft ringt, hat ein Anrecht
darauf, seinen Charakter auch auf den Gesichts-
zügen der öffentlichen Anlagen eingeprägt zu sehen.
Wenn irgendwo, so ist hier eine ernste monu-
mentale Kunst berufen, der Nachwelt den Zeitgeist
zu überliefern, den schlechte, redselige Historien-
werke, unzählige Märchenbrunnen und eine un-
gezügelte Schinuckliebe eher verleumden als ver-
deutlichen.

NEUE GEDANKEN ÜBER KUNST UND
KUNSTWERK.

Von Hugo Oswald.

Gesehenes darf der Maler nicht umdichteln.

Jede Kunst wird i h r Material am höchsten
preisen.

*

Nur wer seinen Meister zu überwinden trachtet,
kann selbst einmal Meister werden.

Durch ein gutes Bild kann man über die Welt
hinaussehen.

Der Maler, der das Grün blau sieht, aber
dennoch grün malt, ist ein Lügner.

Sonderbegabung verlangt Sonderverständnis.

Der Bildhauer schlägt in den Stein mehr hinein
als aus ihm heraus.

Wer von sich selbst berauscht, nur der be-
rauscht die andern.

Ein Bild, bei dem auch die Malerarbeit zu
sehen ist, ist noch nicht fertig.

Vor die Kunst haben die Arbeit gesetzt die
unsterblichen Götter.

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