STÄDTISCHE GALERIEN
DER GERAUBTE KUSS. PASTELLGEMÄLDE
Gabe etwas schafft und dabei einige Belohnung
erntet", und ganz ähnlich bemerkt Hebbel, daß nie-
mand ein bedeutender Dichter werden könne, der
nicht einmal wenigstens den Beifall der Allgemein-
heit gekostet habe. Wie sollen Talente in unserer
Mitte wachsen, wenn man ihnen die Sonne der An-
erkennung versagt oder nur spärlich scheinen läßt?
Und welche Anerkennung könnte „angeborene Gabe"
stärker beflügeln, als eine Auszeichnung, in unserem
Falle ein Ankauf durch die amtlich bestellten Hüter
der Allgemeinheit? Ein einziger einer talentvollen
Arbeit gezollter Preis durch öffentlichen Ankauf
ARTHUR GRÜNENBERG
steigert zugleich das Können von fünfzig anderen
mit. Demgegenüber: von vornherein verzichten
müssen und sich sagen: „Du kommst ja doch nicht
daran, dir winkt keine Wand in einem Museum; du
bist noch nicht tot genug" — wie niederdrückend,
wie lähmend muß sich ein solches Gefühl über junge
— und alte — Künstlerseelen legen. Nein —! Die
Lebendigen sollen für die Lebenden sorgen. Die
„allgemeine Anerkennung" pflegt meist erst nach
dem Tode zu kommen. Eine Stadt, die darauf
warten wollte, die nur die Kunst Gestorbener pflegte,
und seien sie die größten, würde sich an ihren Mit-
525
DER GERAUBTE KUSS. PASTELLGEMÄLDE
Gabe etwas schafft und dabei einige Belohnung
erntet", und ganz ähnlich bemerkt Hebbel, daß nie-
mand ein bedeutender Dichter werden könne, der
nicht einmal wenigstens den Beifall der Allgemein-
heit gekostet habe. Wie sollen Talente in unserer
Mitte wachsen, wenn man ihnen die Sonne der An-
erkennung versagt oder nur spärlich scheinen läßt?
Und welche Anerkennung könnte „angeborene Gabe"
stärker beflügeln, als eine Auszeichnung, in unserem
Falle ein Ankauf durch die amtlich bestellten Hüter
der Allgemeinheit? Ein einziger einer talentvollen
Arbeit gezollter Preis durch öffentlichen Ankauf
ARTHUR GRÜNENBERG
steigert zugleich das Können von fünfzig anderen
mit. Demgegenüber: von vornherein verzichten
müssen und sich sagen: „Du kommst ja doch nicht
daran, dir winkt keine Wand in einem Museum; du
bist noch nicht tot genug" — wie niederdrückend,
wie lähmend muß sich ein solches Gefühl über junge
— und alte — Künstlerseelen legen. Nein —! Die
Lebendigen sollen für die Lebenden sorgen. Die
„allgemeine Anerkennung" pflegt meist erst nach
dem Tode zu kommen. Eine Stadt, die darauf
warten wollte, die nur die Kunst Gestorbener pflegte,
und seien sie die größten, würde sich an ihren Mit-
525