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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Schinkel, Karl Friedrich: Zwei Schinkel Briefe
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Die Radierungen Paul Herrmanns
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Schlichting, Max: Der unsterbliche Ausstellungs-Katalog
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0647

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ZWEI SCHINKEL-BRIEFE

worfenen Planes übertragen werden solle.
Mit dem Geld kalkul und überhaupt dem
Rechnungswesen würde ich indes, meiner
vielen anderen Geschäfte wegen, in jedem
Falle verschont werden müssen. Die Be-
dingung: die Ausführung nach meinem Plan
im obigen Sinne und mit Freiheit in Rücksicht
auf die anzustellenden speziell ausführenden
Baumeister und Bauhandwerker, sowie auch
die Bestimmung des paßlichen Materials usw.
selbst zu leiten, bin ich mir durchaus schuldig,
da ich leider nur zu oft erfahren habe, wie
durch Mißverstehen oder, was noch weit
schlimmer ist, durch Vermischung meiner Ideen
mit anderen, jahrelange Arbeiten und die
schönsten Hoffnungen zertrümmert wurden,
und ich viele solcher Jahre nicht mehr un-
genutzt zu verlieren habe.

Ew. Hochgeboren lege ich die Erfüllung
meiner hier aufgestellten Wünsche in die Hand,
welche, wie Ew. Hochgeboren sie gewiß mit
Billigkeit beurteilen werden, nur zum Vorteil
der Sache gereichen können, sowie, was die
letzten Bemerken betrifft, es mir meine Ehre
nicht erlaubt, anders zu handeln. Auf diesem
Wege aber hoffe ich, daß wir zusammen etwas
Schönes und Großes zustande bringen werden,
woran wir uns selbst, sowie die Mit- und
Nachwelt sich erfreuen werden.

Hochachtungsvoll verharre usw.

Schinkel.

DIE RADIERUNGEN PAUL HERRMANNS
| Als eine Art Ehrengabe zum fünfzigsten Ge-
burtstage Paul Herrmanns,des seit Jahren in Ber-
lin lebenden und schaffenden Maler-Radierers, ist
im Kunstverlag Oskar Rauthe, Berlin-Friedenau, eine
stattliche Monographie von Hans W. Singer er-
schienen, die mit einer Reihe der ausgewähltesten
Blätter (Radierungen, Sandgebläse-, Schabkunst- und
Aquatinta-Arbeiten) von der Hand des Künstlers ge-
schmückt ist. Ein geborener Münchener, war er
zuerst Schüler Ferdinand Barths gewesen, dann nach
Paris gegangen, wo er seine eigentlichen Studien-
jahre durchlebte, bis er sich in Berlin niederließ.
Wenn Herrmann auch als Maler manches Vortreff-
liche geschaffen, besonders auf dekorativem Gebiete,
so liegt doch der Kernpunkt seiner künstlerischen
Arbeit in der Radierung. Als Graphiker hat er
einen großen Reichtum seines Schaffens entfaltet, und
das schöne Buch, dem der Verfasser ein lebendig ge-
schriebenes Geleitwort mitgab, bietet eine sehr ab-
wechslungsvolle Uebersicht über Paul Herrmanns
Arbeiten, die sich zum Feil gern mit mystischen
Vorstellungen und traumhaften Erlebnissen, zum
andern aber auch eindringlich mit dem Bilde des
Menschen beschäftigen. Einige Bilder, die wir aus
dem angeführten Werke hier veröffentlichen können,

werden, wie wir hoffen, das Augenmerk des Kunst-
freundes dieser Publikation noch lebhafter zuwenden
und auch dem Künstler selbst, den ein reichbewegtes
Leben mit vielen bedeutenden Zeitgenossen zusam-
mengeführt hat, die Anerkennung weitester Kreise
erschließen.

DER UNSTERBLICHE AUSSTEL-
LUNGS-KATALOG. m^^^m^^^^^nm

Unter diesem Titel läßt in der Nr. 227 der

„Vossischen Zeitung" Herr Professor Alfred Klaar
die alten Klagen gegen die Existenz der Ausstel-
lungskataloge vun neuem wieder auferstehen und ist
der Ansicht, daß ein Zettel mit Namen des Künstlers
und Titel des Werkes an dem Kunstwerk angebracht
das einzig Richtige sei. Man muß zugeben, daß es
natürlich ein idealer Standpunkt wäre, wenn jeder
Besucher Namen jedes Künstlers und Titel jedes
Werkes kennen würde ohne Katalog, auch ohne
Zettel, und der wirklich reine Kunstgenuß hat
weder mit dem Namen des Künstlers, noch mit dem
Titel der Arbeit etwas zu tun. Trotzdem bliebe der
Katalog als Dokument einer Ausstellung übrig. Die
Bilder der Jahrhundertausstellung in der Berliner
Nationalgalerie sind in alle Winde verflattert, der
Katalog aber bewahrt das Gesamtergebnis auch spä-
teren Zeiten auf. Wie soll man die Bilder eines
Malers, die man sucht, in den 50 Sälen einer Aus-
stellung finden, wenn es nur Zettel an den Bildern
gibi? Aber wenn nun ein Katalog überflüssig sein
soll, warum lassen die Zeitungen dann noch Führer
durch die Ausstellungen erscheinen? Das Geheim-
nis der Existenz der Ausstellungskataloge glaubt nun
Herr Prof. Klaar in der finanziellen Seite zu finden.
Zweifellos ist der Katalog eine Einnahmequelle und
soll es auch sein; aber hier muß der vielfach verbrei-
teten Ansicht, daß der Genuß bildender Kunst so gut
wie umsonst sein soll, entschieden entgegen getreten
werden. Niemand kann eine Oper sehen für 50 Pfg.
wie eine Kunstausstellung und man findet auch
dort noch den obligaten Theaterzettel als indirekte
Steuer. Und dabei soll die eine Mark für einen Aus-
stellungskatalog eine drückende Last sein? Die bil-
dende Kunst ist bis jetzt noch der billigste Kunstge-
nuß, der dem Volke geboten wird. Pekuniäre Erwä-
gungen wie beim Katalog sind ja aber auch bei an-
deren Einrichtungen des öffentlichen Lebens üblich.
Ich bin der festen Ueberzeugung, daß eine beträcht-
liche Zahl von Menschen sehr erfreut wäre, wenn
die Tageszeitungen nicht eine so große Fülle von
mit Annoncen bedrucktem Papier enthielten und
man es hier dem Publikum ermöglichte, Zeitungen
ohne Annoncen zu billigerem Preise zu abonnieren.
Solange es aber noch Zeitungen mit Annoncen gibt,
wird es auch noch Ausstellungen mit Katalogen
geben, und zwar aus ganz denselben idealen und
realen Gründen. Max Schlichting.

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