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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 5.1929

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Kintz, J. Ph. A.: Bäder in Heidelberg und Bad Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.41982#0231

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^ Bäder in Heidelberg und Bad Heidelberg ^
^ Von I. Ph. A. Kintz - Heidelberg ^
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Die Neckarufer an der Nusmündung des Neckartales in die Rheinebene
find uralter Kulturboden. Die Spuren so ziemlich aller Abschnitte der mensch-
lichen Kulturentwicklung von der Steinzeit an bis heute sind fast lückenlos
festgelegt.
Was wir an Bemerkenswertem vom Baden, von Bädern und vom Bäder-
wesen unserer Heimat aus der geschichtlichen Aeberlieferung oder aus Funden
wissen, ist etwa Folgendes.
Tacitus berichtet in seiner Germania von den Germanen — wobei vor
allem die Ggend unserer engeren badischen Heimat gemeint ist —: „Gleich
nach dem Erwachen vom Schlaf, der oft bis in den Tag hinein ausgedehnt
wird, baden sie, meistens warm, wie bei der Länge des Winters begreiflich."
Bei Cassius Dio lesen wir, daß die Markomannen nicht in Städten wohnen
wollten, da sie auf dem Lande „Bäder und alle Bedürfnisse im Aeberfluß
haben". Die Vorzüge des Klimas führten bereits zur Zeit der Römer zur
Gründung von Bädern. Die hochentwickelte Lebens- und Heilkultur Roms
fand beim Vordringen des römischen Adlers brauchbaren Boden. Wo Quellen
gefunden wurden, machte man sich an deren Ausnützung. Am bekanntesten
sind die Thermen von Baden-Baden und Badenweiler. Aus Plutarch ent-
nehmen wir, daß die Teutonen, dadurch daß sie sich wonnetrunken in die
warmen Quellen von^guae Lexti'ae stürzten, den Angriff der Römer zu spät
erkannten.
In allernächster Nähe der geographischen Stelle, an der das heutige
Radium-Sol-Thermalbad liegt, war der Schnittpunkt mehrerer römischer
Heeresstraßen, die sich durch das römische Zehntland — „a§ri ckearimates" —
hinzogen. Angefähr gegenüber auf dem andern Neckarufer war ein spätestens
unter Kaiser Vespasian (70—79 n. Ehr.) angelegtes, in festen Steinen aus-
gebautes römisches Kastell. Eine römische Pfahljochbrücke verband die beiden
Äser des Flusses. Etwas neckarabwärts wurden 1766 die Ruinen eines römi-
schen Badehauses, und zwar ein eigentliches Bad, eine gewölbte Schwitz-
kammer und ein besonderes Zimmer zum Abkühlen ausgegraben. Erst in der
allerjüngsten Vergangenheit wurden zu den vielen andern Römerfunden neue
Reste römischer Bauwerke zutage gefördert, als die Landpfeiler der vor kurzem
dem Verkehr übergebenen neuesten Brücke Heidelbergs, der Ernst-Walz-
Brücke, erbaut wurden. Mit dem Zurückweichen Roms und der Bewegung
des Siedlungszuges der Völker schwanden die Grundlagen des Bäderwesens,
und es verfiel wieder. Erst dem Mittelalter gelang es mit dem Neuaufblühen
der ärztlichen Wissenschaft und der Bildung neuen Wohlstandes, eine Neu-
belebung des Badewesens zu schaffen. Das Straßburger k.e§imen 83nita8
von 1505:
Arbehten in dem Meyen ist dir nit schad
Loh din odern (übe Aderlaß) und mach ein lustiges bad.

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