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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0037

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Ein Heft meiires Vaters aus Schoenteins Klinik
1819—1820.

^Eus den hinterlasseuen Papieren meines Vaters besitze ich ein
dickes Heft mit Anfzeichnungen aus der Klinik Schönleins vom Juni
1819 bis zum August 1820. Wenn ich darin blüttere, wird es mir
wunderlich zu Mute. Jch hospitiere, von meinem Vater eingeführt,
bei Schoenlein in den Sälen des Juliushospitals, der Professor und
mein Vater sind jung, junge Studenten stehen um die Betten, alle
stecken in altväterischen Röcken und ich habe oft Mühe, ihre Reden zu
verstehen. Es geht mir fast, wie dem Mann im Märchen, der in eine
verzauberte Stadt mit längst verstorbenen Menschen gerät, deren Treiben
ihn seltsam anmutet.

Das Heft hat geschichtlichen Wert. Es giebt einen lebendigen
Einblick in den Stand der inneren Medizin vor 80 Jahren und in
die Lehrweise des jungen Meisters, der sich rasch den Ruf verschaffte,
Deutschlands erster Kliniker zu sein. Der Schüler, der die Auf-
zeichnungen machte, war kein unreifer Student, er war drei Jahre
älter als sein Lehrer, und hatte selbst schon viele Kranke gesehen und
behandelt. Auch geht aus manchen seiner Bemerkungen hervor, daß
er nicht alle Diagnosen und Behauptungen des Professors gläubig
hinnahm.

Die Würzburger Klinik war eine der größten Deutschlands. Die
klinischen Anstalten unsrer meisten Universitäten waren noch äußerst
mangelhaft eingerichtet, viele nur Polikliniken. Das Jnliushospital bot
Kranke in reicher Auswahl und mit mannigfachen Krankheitsformen.

Kußmaul, A., Jugendsrinnerungen. - 2
 
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