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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0175

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Dir allgemrme Studrntrnschafk.

^in Semester nach dem andern war eilend dahin gegangen,
ans dem Füchslein ein Jungbursch, aus dem Jungburschen ein Alt-
bursch geworden. Nachdem ich zuletzt als Senior das Korps geleitest
war ich aus der Reihe der aktiven Mitglieder getreten, und die Ver-
bindung hatte mich unter ihre Ehrenmitglieder aufgenommen. Fast
in dem gleichen Schritt war ich als Mediziner aus dem anatomischen
Prüpariersaal in die klinischen Säle zum Auskultanten und Prak-
tikanten und schließlich zum Assistenten vorgerückt, und der romantische
Schimmer des Korpslebens begann vor dem Ernste der Wirklichkeit
und angesichts der Aufgaben des ärztlichen Berufes zu erblassen. Jch
konnte es mir nicht länger verhehlen, das Thun und Treiben der
Suevia und der Korps überhaupt drehte sich immer und ewig um
Kneipen und Pauken. Mephistopheles hatte osfenbar recht:

„Mit wenig Witz und viel Behagen
Dreht jeder sich im engen Zirkeltanz,

Wie junge Katzen mit dem Schwanz."

Dazu kam die leidige Politik. Die öffentliche Meinnng hatte
sich mehr und mehr erhitzt und ich mich mit ihr. Mit lebhafter Teil-
nahme verfolgte ich den Gang der Ereignisfe in Deutschland nnd Frank-
reich, meine Sympathien begleiteten die liberale Partei diesseits wie
jenseits des Rheins. Stand ich aber auf der Seite der politischen
Opposition, so konnte ich folgerichtig die ftudentische nicht verdammen,
da sie die Grundfätze des Liberalismus mit jener teilte. Auf neutralem
 
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