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Lachen links: das republikanische Witzblatt — 1.1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.8803#0008
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„Prinz von Preußen"

Den Lohe n; o lkern ist der Titel Prinz von Preußen weiter gestattet worden
obwohl nach der R eich sverfassung Titel nur zur Dezetchnung eines Berufs oder
Amts verliehen werden dürfen.

Zeichnung von L Zille

„Ick erhebe Anspruch uff den Titel „Prinz"!" „—?—" „Det is mein Berrif!"
„Bitte scheen — jelernt Hab' ick nischt, dun will ick nischt und 'ne frajwirdije
Erscheinung in de Republik bin ick ooch!"

C o u l o i r s ch m u s

In den achtziger Jahren kam zuerst die
telephonische Übermittlung der Parlaments-
berichte auf, funktionierte aber im Anfang
noch sehr schlecht. So konnte es geschehen,
daß der bekannteFortschrittsführcrRickert,
ein würdiger alter Perr, einmal im Reichs-
tag den Ausspruch tat: „Ich hinein Freund
derFra'.renb'wegung", im Bericht derPresse
aber nachher zu lesen stand: „Ich bin ein
Freund der Frauen." (Bewegung.)

*

Der bayerische Landtagsabgeordnete Fritz
Freudenberger war keineswegs arischer
Abkunft, was vor dem Kriege weit eher to-
leriert wurde als heutzutage. Auch in seinen
Äußern konnte Freudenberger seine Raffe
nicht verbergen, trug aber sein Schicksal mit
Fumor. Als das illustrierte Fandbuch zum
Landtag hergestcllt werden sollte und F. um
Porträt und Lebensdaten angegangen
wurde, schrieb er lakonijch in die Spalte Re-
ligron: „Siehe Bild".

Victor Adler, der verstorbene Führer
der österreichischen Sozialdemokratie, geht
mit seinem Sohne Friedrich zum Prozeß
Kramac. Auf der Trcpoe bleibt Victor
Adler plötzlich stehen, und sagt: „Schau,
das ist wirklich eine für dies Gericht höchst
notwendige Aufschrift." Friedrich sieht sich
erstaunt unr und liest auf einem Emaille-
täselchen: „Es wird ersucht, nicht auszu-
lstucken." *

Lachen links!

Im Dezember 1923 wurde der Landrat
des Kreises Reurode. Dr. N, abberufen und
durch einen sozialdemokratischen Arbeiter-
Vertreter ersetzt. Grund genug für die
„Deagche Tageszeitung", dem scheidenden
Landrat, den sie nicht genauer kannte, in
einer Zuschrift aus Liegnitz folgendes
Blankolob auszustellen:

Dr. R. ist ein sehr entgegenkommender,
kunstbegeisterter und keineswegs arbeiter-
feindlicher Äerr. der obendrein bei den
Anruhen in Neurode schwer mißhandelt
werden ist.

Erst nachher kam der „Deutschen Tages-
zeitung" zum Bewußtsein, daß auch der aus-

geschiedene Landrat Dr. N. Sozialdemokrat
war. Wie lautet jetzt das Arteil Junker
Alexanders?

Wie man uns mitteilt, ist in dieser Zu-
schrift die Person des bisherigen Landrats
Dr. N. viel zu günstig beurteilt worden ...

„Äerr v. Seeckt, Sie haben der Reichs-
wehr zu Neujahr das Lab der Disziplin
ausaestellt. Laben Sie dabei auch an Lerrn
v. Loffow gedacht?"

„Aber gewiß! So eine disziplinierte
Meuterei ist doch noch gar nicht gagewesen!"

Wir bessern M e n s ch e n . . >

L.,'. Frankreich ist ein peinliches Malör
Der gutgesinnten Presse unterlaufen:
Mail stellte fest — so ganz von ungefähr —
Daß sie von Ferrit Kokofszew sich ließ laufen!
Wahrhaft'gen Gott, das find' ich gar nicht
nett.

So schwer die ganze Innung zu blamieren ..
And treffend schreibt Perrn Snnnes'
„D.A.Z.":

„In Deutschland

kann dergleichen nicht passirren!"

Perr Poincare im Rhein- und Ruhrgebiet
Erprobt brutal die Macht der Bajonette.
Wie anders doch, wenn man auf Sachsen
sieht:

Dort schafft die Reichswehr, unsre liebe, nette.
Die Ruhe, derer man so gerne pflegt.
Llnd läßt Degontte Behörden arretieren,
Veit vollem Recht erklärt dann Pcrr
von Seeckt:

„In Deutschland

kann dergleichen nicht passieren!"

4

Am Isarstrande tat Perr Ludendorff
Vor kurzem einen bösen Sturz aufs Pflaster;
Eiil dunkler Fleck, umrahint von erwas
Schorf,

Blieb ihn; davon, doch mit der Zeit ver-
blaßt der.

Lins aber öffnet sich hier ein Problem:
E>ft einen ganzen Weikrieg zu verlieren
Llud dann noch immer und trotz alledem ...
In Deutschland

nur allein kann das passieren!
 
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