historische Entwicklung
zur deutschen Einheit
Das Reich besteht — selbst wenn cs nicht
bestände,
S i c wären da — aus siebzehn Vaterländern.
Aus siebenzehn. Dies vorschnell abzuändern.
Erscheint mir Sünde.
Denn vor einhundert Jahren — dieses
weiß ich —
Da warcn's (lernt daraus ermessen
den ungeheuren Zeitfortschritt seit dessen!)
Noch vicrunddreißig.
Das doppelte wie heul! llnb ich erwarte.
Daß nach nochmaliger Jahrhundertwende
Durch weitere Verschmelzung der Verbände,
Es nur noch achtel
Llnd schließt dann abermals der Jahre Reihe
Ein Säkuluin, so bleiben, ich taxiere.
Bei immer gleichem Tempo nur noch viere,
Lind schließlich zweie . . .
In vier Jahrhunderten wird so man landen
Ganz aus dem Wege friedlicher Entwicklung
Im Einheitsstaat — falls dann noch trotz
Zerstücklung
Deutschland vorhanden!
S e d i f A l a m
Der rettende Einfall
In einem gottverlassenen Dorf hat sich
eines Tages ein Sanatorium angesiedclt.
Gleich in der ersten Zeit geschieht cs, daß
einer der Patienten stirbt und auf Wunsch
der Angehörigen am Ort beerdigt werden
soll. Der Pastor ist wegen der Leichenrede
in Heller Aufregung, denn er ist wohl
gewöhnt vor seinen Bauern zu predigen,
aber vor den zu erwartenden Stadlfräcken
hat er einen höllischen Respekt. Er begibt
sich deshalb zum leitenden Arzt des Sana-
toriums, um nähere Erkundigungen über
den Verstorbenen cinzuziehen. Der Arzt
setzt dem Lerrn Pfarrer auseinander, daß
der Patient an Wassersucht gestorben sei.
Man habe ihn mehrfach punktiert, um das
Wasser abzulasscn, aber das Ende nicht
verhindern können. Des Pfarrers Züge
erhellen sich. „Ich habe eine Idee" ruft er
aus, „die auch den Herrschaften aus der
Stadt gefallen wird". Zwei Tage später
findet die Beerdigung unter zahlreicher
Beteiligung statt. Der Lerr Pfarrer legt
der Leichenrede den Text zugrunde: „Siche,
wen der Lerr lieb hat, aus dessen Leib
werden Vrünnlein lebendigen Wassers
fließen."
Zeichnung von A. Floralh
„Bitte die Beschwerdestelle!"
„Beschwerdestellen sind abgcbaut!"
Die neuen Rundfunk-Apparate
sind nicht etwa nur eine Spielerei für reiche
Leute, die ganze Sache hat vielmehr alle
Aussicht, eine populäre Masscnange-
legcnheit zu werden.
Werkmeister Krause sah das alles ein,
und doch wollte cs dem ihm ins Laus ge-
schickten Akquisiteur nicht gelingen, ihn zum
Anschluß zu bewegen.
„Bedenken Sie aber doch", redete der
Mann auf ihn ein, „für einen Pappenstiel
installieren wir Ihnen IhrePrivat-Antcnne,
und für lumpige 25 Mark Iahrcs-Abonnc-
ment gehen Ihnen täglich die Reden der
bedeutenden Staatsmänner der Welt im
Original-Vortrag zu!"
„Schn Se — jetzt haben Se sich vcr-
raten", triumphierte Werkmeister Krause,
„also nischt krieg' ich zu hören for't Ield!"
„Ja — wie denn — ich verstehe nicht ..."
«Na nu sind Se so jut — wo sind denn
die bcdeutcndcir Staatsmänner der Welt!"
„Wa, schlechtes Bier vakooffte, „Lachen
links" haste ooch nich auslicjcn, willste alle
deine Stammjäste loswcrn?!"
Ein Philister
Von Armin 2. Wegner
Auf dem Platz vor dem Gartcntisch
nahm ein alterSpatz sein Sandbad. „Piep",
sagte er und lüftete den einen Flügel.
„Piep", sagte er und lüftete den andern.
Dann schaute er sich um und brummte:
„Merkwürdig ... ich bin ganz allein. Die
jungen Sperlinge sind alle in den Nachbar-
hof geflogen; da soll ein großer weißer
Sandhaufen liegen, auf dem nehmen sie
ihr Morgcnbad. Welch eine Kühnheit ist
das, welch eine unbegreifliche Verwirrung!
Dieses Sandbad hier ist gut; zwar ist der
Sand etwas schwarz und rußig, aber er
ist fein und glatt, er bleibt nicht zwischen
den Federn hängen. Es ist Wahnsinn,
in einen andern Los zu gehen. Ich habe
dieses Sandbad hier als gut erfunden, und
das genügt! . . . Schrecklich diese revo-
lutionären Ideen!"
„Piep", sagte er und lüftete den einen
Flügel. „Piep", sagte er und lüftete den
andern. Dann pustete er sich auf, rund
und voll, und rief noch einmal zornig:
„Piep! Ich bleibe beim Alten I“'
In einem Begnadigungsgesuch soll er-
mittelt werden, welchen Teil seiner Strafe
der betreffende Petent bereits verbüßt hat.
Die Anfrage des Beauftragten für Gnaden-
gesuche kommt von der Strafanstalt Liegnitz
mit folgendem in schönstem Amtsdeutsch ge-
haltenen Vermerk zurück: „Der N. N. sitzt
in den Akten der Strafanstalt Liegnitz seit
dem 4. Januar 1923 ein".
Wi e abonniert man
Lachen links?
Bestellungen auf „Lachen links“ nehmen
entgegen:
Sämtliche deutsche Postanstalten
Sämtliche Buch- und Zeitschriften-
handlungen
Sämtliche Kolporteure
Einzelnummern
verlange man:
Bei allen Kiosken
Bei allen Strafjenhändlern
Bei allen Bahuhofsbuchhandlungen
Zuschriften und Manuskripte sind zu richten
a. d. Redaktion „Lachen links ', Berlin SWu8,
Lindenstr 3. Unverlangte Beittäge, denen
kein Rückporto heiliegt, werden nicht zurück-
gesandt. Machdruck sämtlicher Artikel nur
nach Vereinbarung gestattet
Anfragen betr. Vertrieb und Abonnements
an den Verlag J. H. W. Dietz, Berlin SW 68,
Lindenstr. 3.
Inseratenaufträge sind zu richten an die
Ptjöni.\-KupfcrtiefdruckG.m.b H.,BerlinSW68,
Lindenstr. 3
Wollen Sie ein yules ßansmiliel haben, so kaufen Sie
O^ScSlGÄiCaJ LN! frerüCbbtüt [T3 Ofj ©fl»(r>®ß(H}*ö <e> (?
Cs)
ERNST HESS NACHF.
Klingrnthal i.Sa.66. Musikinstr.-Fabrik.
Vielfach prämiiert. Katalog kostenfrei.
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zur deutschen Einheit
Das Reich besteht — selbst wenn cs nicht
bestände,
S i c wären da — aus siebzehn Vaterländern.
Aus siebenzehn. Dies vorschnell abzuändern.
Erscheint mir Sünde.
Denn vor einhundert Jahren — dieses
weiß ich —
Da warcn's (lernt daraus ermessen
den ungeheuren Zeitfortschritt seit dessen!)
Noch vicrunddreißig.
Das doppelte wie heul! llnb ich erwarte.
Daß nach nochmaliger Jahrhundertwende
Durch weitere Verschmelzung der Verbände,
Es nur noch achtel
Llnd schließt dann abermals der Jahre Reihe
Ein Säkuluin, so bleiben, ich taxiere.
Bei immer gleichem Tempo nur noch viere,
Lind schließlich zweie . . .
In vier Jahrhunderten wird so man landen
Ganz aus dem Wege friedlicher Entwicklung
Im Einheitsstaat — falls dann noch trotz
Zerstücklung
Deutschland vorhanden!
S e d i f A l a m
Der rettende Einfall
In einem gottverlassenen Dorf hat sich
eines Tages ein Sanatorium angesiedclt.
Gleich in der ersten Zeit geschieht cs, daß
einer der Patienten stirbt und auf Wunsch
der Angehörigen am Ort beerdigt werden
soll. Der Pastor ist wegen der Leichenrede
in Heller Aufregung, denn er ist wohl
gewöhnt vor seinen Bauern zu predigen,
aber vor den zu erwartenden Stadlfräcken
hat er einen höllischen Respekt. Er begibt
sich deshalb zum leitenden Arzt des Sana-
toriums, um nähere Erkundigungen über
den Verstorbenen cinzuziehen. Der Arzt
setzt dem Lerrn Pfarrer auseinander, daß
der Patient an Wassersucht gestorben sei.
Man habe ihn mehrfach punktiert, um das
Wasser abzulasscn, aber das Ende nicht
verhindern können. Des Pfarrers Züge
erhellen sich. „Ich habe eine Idee" ruft er
aus, „die auch den Herrschaften aus der
Stadt gefallen wird". Zwei Tage später
findet die Beerdigung unter zahlreicher
Beteiligung statt. Der Lerr Pfarrer legt
der Leichenrede den Text zugrunde: „Siche,
wen der Lerr lieb hat, aus dessen Leib
werden Vrünnlein lebendigen Wassers
fließen."
Zeichnung von A. Floralh
„Bitte die Beschwerdestelle!"
„Beschwerdestellen sind abgcbaut!"
Die neuen Rundfunk-Apparate
sind nicht etwa nur eine Spielerei für reiche
Leute, die ganze Sache hat vielmehr alle
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legcnheit zu werden.
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und doch wollte cs dem ihm ins Laus ge-
schickten Akquisiteur nicht gelingen, ihn zum
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die bcdeutcndcir Staatsmänner der Welt!"
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links" haste ooch nich auslicjcn, willste alle
deine Stammjäste loswcrn?!"
Ein Philister
Von Armin 2. Wegner
Auf dem Platz vor dem Gartcntisch
nahm ein alterSpatz sein Sandbad. „Piep",
sagte er und lüftete den einen Flügel.
„Piep", sagte er und lüftete den andern.
Dann schaute er sich um und brummte:
„Merkwürdig ... ich bin ganz allein. Die
jungen Sperlinge sind alle in den Nachbar-
hof geflogen; da soll ein großer weißer
Sandhaufen liegen, auf dem nehmen sie
ihr Morgcnbad. Welch eine Kühnheit ist
das, welch eine unbegreifliche Verwirrung!
Dieses Sandbad hier ist gut; zwar ist der
Sand etwas schwarz und rußig, aber er
ist fein und glatt, er bleibt nicht zwischen
den Federn hängen. Es ist Wahnsinn,
in einen andern Los zu gehen. Ich habe
dieses Sandbad hier als gut erfunden, und
das genügt! . . . Schrecklich diese revo-
lutionären Ideen!"
„Piep", sagte er und lüftete den einen
Flügel. „Piep", sagte er und lüftete den
andern. Dann pustete er sich auf, rund
und voll, und rief noch einmal zornig:
„Piep! Ich bleibe beim Alten I“'
In einem Begnadigungsgesuch soll er-
mittelt werden, welchen Teil seiner Strafe
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gesuche kommt von der Strafanstalt Liegnitz
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