Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lachen links: das republikanische Witzblatt — 1.1924

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8803#0170
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
J O SE F MAMA FRANK: BILDHAIJEll

Sie packen dicke Klumpen Ton um Drahtgerüste
und kneten lethargieumdämmert sehr okkulte Wulste
und nennen diese so erdachten Tongeschwulste
en bloc die neue Büste.

Als Medien der dadurch raum-- und zeitentfernten Kunst
verstehn sie es, des Welttakts Rhythmus mittels scharfer Eiscir

in Gips und fünf Minuten philophisch-plastisch zu umreißen
und machen so in blauem Dunst.

(Rodin und Meunier fliegen in die Rumpelkammer
mit Michelangelo und seinem Jammer.)

Die Genialsten aber stecken eine Gabel in den Ton
And nennen das dann eine Komposirion.

Was ist Landesverrat?

Zeichnungen von Erms

Wenn man illegaleWaffenverbändc bildetunt>
demAuslandmitderLandgranätevorderNase
herumfuchtelt, — das ist kein Landesverrat!

Wenn man beschworene Verträge in Linter-
list und Niedertracht mißachtet, — das ist kein
Landesverrat!

Wenn man dadurch namenloses Angkück über
Millionen deutscher Menschen heraufbeschwört,
— das ist kein Landesverrat!

Aber wenn man das alles verhindern will, — das ist Landesverrat in Deutschland!

Aus den Geheimnissen des Kahr--Direktoriums (Sensationelle Enthüllungen)

Einen geheimnisvollen Ftind
machte vor einigen Tagen ein Lerr
aus Berlin in München. Bei einem
Besuch der'Lerrentoilette im Bür-
gerbräu gewahrte er unter einem'
Stapel von „Münchener Neuesten
Nachrichten", „Miesbacher An-
zeiger" und anderen Toiletten-
papieren ein eigenartiges Steno-
gramm auf einem Briefbogen, der
am Kopfden seltsamen Aufdrucktrug:

Völkisches Direktorium
Minoux, Kahr Sc Co., A. G.
zur Vertretung deutschtümlichcr
Belange,
Entmarxungs-,
und Entjudungsanstait,

Sitz bis auf weiteres München.

Dieser nicht gewöhnliche Aufdruck
weckte sogleich den Belang unseres
Gewährsmannes in solchem Grade,
daß er, noch vor vollzogener Ent-
leerung, in seine Wohnung eilte, um
das Stenogramm zu entziffern. La!
Schon aus der Aeberschrift ergab
sich, daß es sich um einen geheimen
Sitzungsbericht handelte, der auf
diesem noch ungewöhnlichen Wege
durch die blindenWürfel des Schick-
sals in die Lände eines Anvölkischen
geraten war. Ja noch mehr! Das

Die V e t e r a u i n

„Ludendorff is die Anschuld bestätigt worden, — nu fang'
ich ooch wieder an, an meine zu jlooben!

Stenogramm entpuppte sich als der
erste Niederschlag jener geheimnis-
vollen Verfassung, welche am 9. No-
vember 1923 von gewissen Lclden
ahnungslos in der Tasche getragen
tvorden sein soll. Das betreffende
Stenogramm ist wahrscheinlich am
Sitzungsabend von einem der Teil-
nehmer versehentlich an den ange-
zeigten Ort mitgenommen und dort
liegen gelassen worden.

Leider ist nur die erste Seite
erhalten geblieben, welche nach-
folgende Notizen enthält:

„Sitzungsbericht
vom 10. Oktober 1923.

Vorsitz: Lcrr Generaldirektor
Minoux.

Anwesend: DieLerren Exz Kahr,
Ludendorff, Litler, Lossow sowie
andere völkische Führer.

Tagesordnuttg: Verfassungs-
entwurf.

Litler: Exzellenzen,meineLerren!
Leil! (Leilrufe). Wir kommen heute
dazu, dem Volk eine neue (Leil- •
rufe) Verfassung zu geben (Lurra-
rufe), welche die echt deutschen
Belange (Interessen. Anm. d. R)
fördern soll. (Es wird Salamander
aufLitler gerieben.) Lier stehe ich —

166
 
Annotationen