Zeichnung von L. 2lnger
Der Sieg der Verlegenheit
„Eben war noch so prächtiges Äoheuzolleru-Wetter, und schon ballen sich wieder Gewitter zusammen!"
Großstadtfrühling
Das ist die Zeit, in der ein Drang in's
Freie den von Intimitäten verschalten Men-
schen in die gläserne Anverfrorenheit der
Veranda grausam hinausstößt.
Des Morgens plätschert ein Sonnenstrahl
oder eine Regensträhne in seiner Kaffeetasse.
£lnb am Abend verblntetweihevoll eineAmpel.
Auswärts gekehrt und allen sichtbar hängt
der Schoß der Familie und alles, was er
winternder geborgen hatte. Im Angesicht
der nachbarlichen Welt vollzieht sich die
Traulichlichkeit behüteter Gebärde.
In der Dämmerung erknattern, Straßen
entlang, im Kuß exlodierende Lippen, und
zärtlich zerschmetterte Gabeln sterben von
der Land ungebändigter Familienväter mit
leise weinendem Geklirr.
Wände haben Augen. Der Mensch im
Glaskäfig, preisgegeben in Ohnmacht, Zorn
und Äemdärmeln, vonBlumentöpfen spärlich
beichattet, hängt, als wäre er sein eigener
271
Kanarienvogel, zum Bürgersteig hinaus.
Der Tau netzt sein nach Wolken aus-
lugendes Nasenbein, und der Abendwind
streicht kühl über die behaarte Brust, das
Touristcnhemd wie ein Segel blähend.
Ein lauer Dunst von gelüfteten Betten
und privaten Angelegenheiten, kämpft sieg-
reich gegen den schüchternden Duft eines
etwa erblühenden Fliederstrauchs, der im
Ennterhof, von Windeln beschwert, ein nütz-
liches Dasein führt. Joseph Roch
Der Sieg der Verlegenheit
„Eben war noch so prächtiges Äoheuzolleru-Wetter, und schon ballen sich wieder Gewitter zusammen!"
Großstadtfrühling
Das ist die Zeit, in der ein Drang in's
Freie den von Intimitäten verschalten Men-
schen in die gläserne Anverfrorenheit der
Veranda grausam hinausstößt.
Des Morgens plätschert ein Sonnenstrahl
oder eine Regensträhne in seiner Kaffeetasse.
£lnb am Abend verblntetweihevoll eineAmpel.
Auswärts gekehrt und allen sichtbar hängt
der Schoß der Familie und alles, was er
winternder geborgen hatte. Im Angesicht
der nachbarlichen Welt vollzieht sich die
Traulichlichkeit behüteter Gebärde.
In der Dämmerung erknattern, Straßen
entlang, im Kuß exlodierende Lippen, und
zärtlich zerschmetterte Gabeln sterben von
der Land ungebändigter Familienväter mit
leise weinendem Geklirr.
Wände haben Augen. Der Mensch im
Glaskäfig, preisgegeben in Ohnmacht, Zorn
und Äemdärmeln, vonBlumentöpfen spärlich
beichattet, hängt, als wäre er sein eigener
271
Kanarienvogel, zum Bürgersteig hinaus.
Der Tau netzt sein nach Wolken aus-
lugendes Nasenbein, und der Abendwind
streicht kühl über die behaarte Brust, das
Touristcnhemd wie ein Segel blähend.
Ein lauer Dunst von gelüfteten Betten
und privaten Angelegenheiten, kämpft sieg-
reich gegen den schüchternden Duft eines
etwa erblühenden Fliederstrauchs, der im
Ennterhof, von Windeln beschwert, ein nütz-
liches Dasein führt. Joseph Roch