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Lachen links: das republikanische Witzblatt — 1.1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.8803#0439
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Zeichnung von?NoiS Fiocath

Schutzzoll und Zchnftundentag
Nützen zu viel guten Dingen!
Schutzzoll und Zehnstundeutag
Lassen Geld im Beutel klingen!
Klingt es wohl im Portemonnaie
Des Proleten?

Aber nee!

Denn es war im Monat Mai
(Komm doch wieder, lieber Mai!)
Als mich wählten jene Lerven,
Die nun mal nicht alle werden!

D u r ch h a l t e n

Der Geheime Konsistorialrat M. in M.
(sein Wirken war eigentlich weniger heim-
lich als unheimlich zu nennen) mußte sich
doch wohl irgendwie mit dem lieben
Gott verkracht haben, denn seincSieg-
Gebete gingen daneben. Auf jeden
Fall aber war er eine Säule der Dy-
nastie. And dasistverständlich. Denn
unbegreislicherweise hat ihm der liebe
Gott nie Gehalt bezahlt. Die bitteren
Sorgen um das Wohl seiner Ge-
meinde hatten sein Kinn verdreifacht
und seine Seligkeit muß unbeschreib-
lich gewesen sein, wenn sie im gera-
den Verhältnis zu seiner geistigen
Armut stand. In der großen Zeit
ermahnte er in zu Perzen gehenden
Worten seine Schäflein zum „Durch-
halten". And seine kernigen Pre-
digten begannen und schlossen mit der
eingehämmerten sittlichen Mahnung
„Paltet durch!" Aber einige unge-
duldige Böcke hatten sich diese Sen-
tenz in einer Weise zu eigen gemacht,
die nicht beabsichtigt war. Denn als
die treue Konsistorialrätin eines
Sonntagmorgens eine neue Schlack-
wurst anzuschneiden gedachte und

schlüsselklirrend zur Vorratskammer schritt,
entdeckte sie, daß Schinken, Speckseiten und
Würste verschwunden waren. Geplündert,
futschikato perdutto! Statt dessen prangte
ein großes Schild an der Tür:

Wir halten durch!

Schlappes Volk, die Franzosen, räumen Flaschenhälse!
Ansereins räumt janze Flasche uff eenen Zug!"

Selbsterkenntnis eines Admirals

In Deutschland lebt ein Admiral, dem
die Lüge so zur zweiten Natur geworden
ist, daß kein wahres Wort über seine Lippen
kommt. — Nun traf er einmal, kurz vor
Beginn einer Versammlung, einen
Bekannten, der mit dem Admiral
schon lange befreundet war. Ehe
dieser nur ein Wort sagen konnte,
rief schon sein Freund: „Du schwin-
delst!" — „Wieso?", cntgegnete
der Admiral, „ich habe ja noch gar
nicht gesprochen." Rastignac.

Das Gegerrteil
„Pören Sie mal, Sie waren doch
in der letzten völkischen Iugendver-
sammlung? Was für Eindrücke
haben Sie da bekommen?"

„Eindrücke weniger, aber Aus-
drücke habe ich da gehört, wie ich
sie noch nirgends vernommen habe."

Bei P r o tz k e s
erzählt in einer Teegesellschaft ein
junger Mann, er habe gestern
abend der „Iphigenie" beigewohnt.
„Pfui, wie ordinär", bemerkt darauf
Frau Protzke zu ihrer Nachbarin.

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