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https://doi.org/10.11588/diglit.8803#0462
ERICH WEINERT: SICH SELBST BESIEGEN IST DER SCHÖNSTE SIEG
Mangels nationaler Absatzmärkte
klapperten die Wulles und die Hergte
wieder mal, zur Hebung des Konsums
ihrer prima Thronesglanz-Konserven,
mit der Groß: stillen Heldentums.
Denn der Wiederabbau ihres Ruhms
ging dem Stärksten langsam auf die
Nerven.
Ja, hier galts dem Reichstag eins zu
drehen!
Nein, ein Deutscher klebt nicht amMandat —
Und sie ließen stolz die Linke sehen,
h’ö5 die Rechte tat.
Betrachtung
Man kann über Ludendorff sagen was
inan will — ein gutes Laar muß auch
der unversöhnlichste Gegner an ihm lassen:
Ein Kriegs g e w i n n l e r war er nicht.
Aus dem Leben
Am Durchgang einer Laubenkolonie in
der Nähe des Bahnhofes Iungfernheide
bei Berlin befindet sich folgende
Warnungstafel.
Das Betreten dieses Weges ist Unbefugten
verboten!
Kolonie „Freiheit".
I m Examen
„.Herr Kandidat, woran erkennen wir
Einsteins wissenschaftliche Bedeutung?"
„Daß eraufdemTitelblatt der Illustrierten
erschienen ist. M. ». c.
Miethe
„Glauben Sie an das Gold, das durch
Miethe gemacht wird?" fragte ein Be-
kannter den Hausbesitzer Platzenich.
„Iewiß", erwiderte dieser, bedeutsam auf
die zentnerschwere Ahrkette tippend. „Kieken
Sie, dieses Iold Hab ick ooch nur durch
Miethen jemacht!"
Den Deutschnationalen gewidmet
Und so funkelten die besten Namen
nationale Geisteslichtreklamen;
und es loderten vom Fels zum Meer
mächtige Begeistrungsflamme nwerfer.
Parlamentsauflösung?
Bitte sehr! —
Aber ach, die Firma zog nicht mehr
trotz repräsentabler Ludendörffer.
Nirgends wollte das Geschäft mehr
gehen.
Und so zog man im Geheimen Draht.
Und man ließ die Linke nicht mehr sehen,
was die Rechte tat.
Deutschnationales Variete
Zeichnung von Georg Wilke
„hochverehrtes Publikum, Abgeordneter
hergt wird jetzt über das Gutachien im
allgemeinen und über die Stellungnahme
der Deutschnationalen dazu im besonderen
sprechen!"
454
Was sich nun an ehrnen Kompromissen
ab >ewickelt hinter den Kulissen,
meldet uns kein Lied, kein Heldenbuch.
Doch geschlossen auf die offne Szene
trat Herr Hergt, mit altbewährtem Fluch
gegen jeden Kompromißversuch;
und er knirscht ein Nein durch seine Zähne.
Rechts und links! Hier gibt es kein Verstehen!
Doch, wie schwer errang man sein Mandat!
Unveizagt! Die Hergte wußten Rat.
Als man an die Schicksalsurne trat,
ließ man seine Rechte nicht mehr sehen,
was die Linke tat.
Zn der Sommerfrüh . . .
(Nach Rimbaud)
In der Sommerfrüh gegen vier
schlafen Verliebte so schwer.
Noch das Gebüsch über dir
verflimmert vogelleer.
Aber der Zimmermann
verließ schon das Bett
ehe der Tag begann
und sägt Brett um Brett. —
Mit nackten Armen schafft
er ein Tafelwerk,
das die Stadt, schwarzverpafft,
überwölbt mit dem Kummerberg.
Knechtet den Mann der Betrug —
Venus, gib du ihm die Macht.
Liebe hat lange genug
am Rand seines Herzens gewacht.
Gib, daß sich ein Weib
in Rosen über ihn streut
und daß er, nicht nur zum Zeitvertreib,
sich auf das Mittagbrot freut.
Paul Zech.
Mangels nationaler Absatzmärkte
klapperten die Wulles und die Hergte
wieder mal, zur Hebung des Konsums
ihrer prima Thronesglanz-Konserven,
mit der Groß: stillen Heldentums.
Denn der Wiederabbau ihres Ruhms
ging dem Stärksten langsam auf die
Nerven.
Ja, hier galts dem Reichstag eins zu
drehen!
Nein, ein Deutscher klebt nicht amMandat —
Und sie ließen stolz die Linke sehen,
h’ö5 die Rechte tat.
Betrachtung
Man kann über Ludendorff sagen was
inan will — ein gutes Laar muß auch
der unversöhnlichste Gegner an ihm lassen:
Ein Kriegs g e w i n n l e r war er nicht.
Aus dem Leben
Am Durchgang einer Laubenkolonie in
der Nähe des Bahnhofes Iungfernheide
bei Berlin befindet sich folgende
Warnungstafel.
Das Betreten dieses Weges ist Unbefugten
verboten!
Kolonie „Freiheit".
I m Examen
„.Herr Kandidat, woran erkennen wir
Einsteins wissenschaftliche Bedeutung?"
„Daß eraufdemTitelblatt der Illustrierten
erschienen ist. M. ». c.
Miethe
„Glauben Sie an das Gold, das durch
Miethe gemacht wird?" fragte ein Be-
kannter den Hausbesitzer Platzenich.
„Iewiß", erwiderte dieser, bedeutsam auf
die zentnerschwere Ahrkette tippend. „Kieken
Sie, dieses Iold Hab ick ooch nur durch
Miethen jemacht!"
Den Deutschnationalen gewidmet
Und so funkelten die besten Namen
nationale Geisteslichtreklamen;
und es loderten vom Fels zum Meer
mächtige Begeistrungsflamme nwerfer.
Parlamentsauflösung?
Bitte sehr! —
Aber ach, die Firma zog nicht mehr
trotz repräsentabler Ludendörffer.
Nirgends wollte das Geschäft mehr
gehen.
Und so zog man im Geheimen Draht.
Und man ließ die Linke nicht mehr sehen,
was die Rechte tat.
Deutschnationales Variete
Zeichnung von Georg Wilke
„hochverehrtes Publikum, Abgeordneter
hergt wird jetzt über das Gutachien im
allgemeinen und über die Stellungnahme
der Deutschnationalen dazu im besonderen
sprechen!"
454
Was sich nun an ehrnen Kompromissen
ab >ewickelt hinter den Kulissen,
meldet uns kein Lied, kein Heldenbuch.
Doch geschlossen auf die offne Szene
trat Herr Hergt, mit altbewährtem Fluch
gegen jeden Kompromißversuch;
und er knirscht ein Nein durch seine Zähne.
Rechts und links! Hier gibt es kein Verstehen!
Doch, wie schwer errang man sein Mandat!
Unveizagt! Die Hergte wußten Rat.
Als man an die Schicksalsurne trat,
ließ man seine Rechte nicht mehr sehen,
was die Linke tat.
Zn der Sommerfrüh . . .
(Nach Rimbaud)
In der Sommerfrüh gegen vier
schlafen Verliebte so schwer.
Noch das Gebüsch über dir
verflimmert vogelleer.
Aber der Zimmermann
verließ schon das Bett
ehe der Tag begann
und sägt Brett um Brett. —
Mit nackten Armen schafft
er ein Tafelwerk,
das die Stadt, schwarzverpafft,
überwölbt mit dem Kummerberg.
Knechtet den Mann der Betrug —
Venus, gib du ihm die Macht.
Liebe hat lange genug
am Rand seines Herzens gewacht.
Gib, daß sich ein Weib
in Rosen über ihn streut
und daß er, nicht nur zum Zeitvertreib,
sich auf das Mittagbrot freut.
Paul Zech.