Deutschnationale Löwentragödie
Zeichnungen von Karl .Voltz
Äaus Wittelsbach
Das Münchner Volk er-
zählte sich vor der Revolution
von drei königlichen Bauherren
aus dem Geschlechte derWittels-
bacher.
Ludwig I. hieß der Städte-
bauer, Ludwig II. der Schloß-
bauer und Ludwig!!!. derMilli-
(Milch)bauer.
Bekanntlich besaß der letzte
Körrig ein landwirtschaftliches
Gut in der Nähe Münchens.
Voll dort aus soll er während
des Krieges Milch nach Berlin
geliefert haben. Das war
beim Volk der Beginn des
Königsturzes.
Zwei Löwen gingen miteinand
Zm Wallotbau spazoren
Der Geiz des Königs war sprichwörtlich. Als der geisteskranke König
Otto entthront worden war, lvarteten einige hundert Mann vor dem Palais
auf das Erscheinen des neuen Königs. Aber er erschien nicht und niemand
vermochte sich die Verzögerung zu erklären. Endlich löste sich das Rätsel.
In größter Eile kam der leere Pofwagen vor dem Palais angefahren, -
und siehe, der Leibjäger mit dem flatternden Zederbusch hatte über seine
Knie eine Pose gebreitet.
Als die Münchner die berühmte Pose ihres Königs sahen, begriffen sie
alles. Er hatte nicht die Mittel gescheut, sie für den schönsten Dag seines
Lebens neu aufbügeln zu lassen.
Nach zehn Minuten erschien dann auch der neugebügelte König auf dem
Balkon — aber er wurde nicht gerade sehr begeistert begrüßt.
Ludwig I. dichtete. Einmal begegnete er Saphir, der zwar ein Dichter,
aber ein Geizhals war.
„Schäbiger Filz", meinte der König und wies auf Saphirs Put.
„Wasserdichter", sagte dieser und streichelte seinen Lut.
Der König hat es ihm nie verziehen,
Vergeblich sucht man ihre Spur.
Ein Mann fand statt der Grimmen
Die Schwänze in der Arne nur,
Zwei statt einhundert Stimmen!
Lind haben dort voll Wut entbrannt
Einander aufgezohren.
Die Wittelsbacher waren im allge-
meinen gemütliche Leute. Sie be-
dienten sich der Landessprache, nur
zuweilen — von einem Satz ist es
bestimmt nachgewiesen — auch Goethe-
schen Stils. Sie hatten einen Fehler:
widersprechen durfte ihnen niemand.
Dann war man für ewig in Angnade.
So ließ sich Ludwig I. auch nicht
vom Münchner Erzbischof dreinreden,
der ihm Vorstellungen wegen der Lola
Montez machte.
„Bleiben Sie bei Ihrer Stola",
herrschte er ihn an, „und ich bleibe bei
meinerLola!" Was ihm aber nichts half.
Zeichnungen von Karl .Voltz
Äaus Wittelsbach
Das Münchner Volk er-
zählte sich vor der Revolution
von drei königlichen Bauherren
aus dem Geschlechte derWittels-
bacher.
Ludwig I. hieß der Städte-
bauer, Ludwig II. der Schloß-
bauer und Ludwig!!!. derMilli-
(Milch)bauer.
Bekanntlich besaß der letzte
Körrig ein landwirtschaftliches
Gut in der Nähe Münchens.
Voll dort aus soll er während
des Krieges Milch nach Berlin
geliefert haben. Das war
beim Volk der Beginn des
Königsturzes.
Zwei Löwen gingen miteinand
Zm Wallotbau spazoren
Der Geiz des Königs war sprichwörtlich. Als der geisteskranke König
Otto entthront worden war, lvarteten einige hundert Mann vor dem Palais
auf das Erscheinen des neuen Königs. Aber er erschien nicht und niemand
vermochte sich die Verzögerung zu erklären. Endlich löste sich das Rätsel.
In größter Eile kam der leere Pofwagen vor dem Palais angefahren, -
und siehe, der Leibjäger mit dem flatternden Zederbusch hatte über seine
Knie eine Pose gebreitet.
Als die Münchner die berühmte Pose ihres Königs sahen, begriffen sie
alles. Er hatte nicht die Mittel gescheut, sie für den schönsten Dag seines
Lebens neu aufbügeln zu lassen.
Nach zehn Minuten erschien dann auch der neugebügelte König auf dem
Balkon — aber er wurde nicht gerade sehr begeistert begrüßt.
Ludwig I. dichtete. Einmal begegnete er Saphir, der zwar ein Dichter,
aber ein Geizhals war.
„Schäbiger Filz", meinte der König und wies auf Saphirs Put.
„Wasserdichter", sagte dieser und streichelte seinen Lut.
Der König hat es ihm nie verziehen,
Vergeblich sucht man ihre Spur.
Ein Mann fand statt der Grimmen
Die Schwänze in der Arne nur,
Zwei statt einhundert Stimmen!
Lind haben dort voll Wut entbrannt
Einander aufgezohren.
Die Wittelsbacher waren im allge-
meinen gemütliche Leute. Sie be-
dienten sich der Landessprache, nur
zuweilen — von einem Satz ist es
bestimmt nachgewiesen — auch Goethe-
schen Stils. Sie hatten einen Fehler:
widersprechen durfte ihnen niemand.
Dann war man für ewig in Angnade.
So ließ sich Ludwig I. auch nicht
vom Münchner Erzbischof dreinreden,
der ihm Vorstellungen wegen der Lola
Montez machte.
„Bleiben Sie bei Ihrer Stola",
herrschte er ihn an, „und ich bleibe bei
meinerLola!" Was ihm aber nichts half.