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Lachen links: das republikanische Witzblatt — 1.1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.8803#0520
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JOSEF MARIA FKA\K: WIEN, Gilt ACHT!

Die Stagionc Camillo Castiglionis ladet freundlich ein
zur Revue im Theater an der Wien, einer Bombenkrachpremiere
mit einer klotzigen Depositen-Aktiendiebstahls-Spritaffäre
und einem ff. Verschiebungsringelreihn!

Ms Zeichen zum Anfang hat eben — pickpick — ein Revolver gekracht!
Wien, gib acht!

In dieser Revue ist transparent projiziert zu sehn,
wie ein praller Haifisch, aus der k. k. Inflationsflut restierend,
heimlich still und leise zur südlichen Heimat retirierend
finanztransaktionierend durch die Binsen will gehn!

Man sieht, wie der Haifisch durch die Scheiben lacht —

Wien, gib acht!

Diese Revue, uraufgeführt in der Stadt des „Schlagobers"
ist hochinteressant durch diverse Details, die kompakt ganz
die Mitspielenden entkleiden! (Also prima ff. echter Rackttanz!
Wenn auch unter polizeipräsidentlicher Vorzensur Schobers —)

Man hat keine Kosten gescheut, Österreich hat sie aufgebracht!
Wien gib acht!

(In der Revue wird sogar eine Haifischjagd inszeniert —
und es werden verschiedene kleinere erfolgreich arretiert!

An den großen will man nicht recht ran,
weil man nie wissen kann —-)

Der Schlagerwitz der Revue aber ist,
daß dieser Haifisch erstens ein Faschist
und zweitens ein Freund Mussolinis ist,
trotzdem und dennoch — wie sonderbar! —
des Haifischs Vater — — -— Rabbiner war,
und drittens der Haifisch sich äußerst empört,
daß das Heringsvolk ihn dabei stört,

ein Haifisch zu sein-!

Also! Auf zur Revue! And hinein!

Der Unterschied
Fortsetzung von Sette 511.

Der Schutzmann stellt
den Herrn zur Rede,
doch dieser sagt: „Ja,
was wollen Sie denn,
ich warte auf meinen
Schuster, der mit dem
nächsten Zuge kommt."
Ra, da sind denn Frau
und Schutzmann ganz
belämmert abgezogen."

Brüllendes Gelächter
der Frühschoppenko-
rona! Mittlerweile
habe ich mein Frühstück
verzehrt und bezahle
mein Glas Bier am
Schenktisch, der hart
an der Tür steht. Dann
wende ich mich mit dem
freundlichsten Gesicht
von der Welt zu den
Herren Oekonomen und
sage: „Run weiß ich,
was Sie für eine Ge-
sinnunghaben und darf
es daher wohl wagen.
Ihnen auch so einen
kleinen Ebertwitz zu er-
zählen, denn Sie halten
es doch mit der alten
Kaiserzeit und werden
mich nicht verraten?"
„Am Gotteswillen, wo
werden wir denn, man
ungeniert los, wir sind
hierunter uns!" Dieser
freundlichen Aufforde-
rung kann ich nicht
widerstehen und frage
also: „Was ist der An-
terschied zwischen EberL
und Wilhelm II.?"

Einen Augenblick
Stillschweigen! Dann
Schütteln der Köpfe.

Herr Arthur Dinter „„„ssä,™

oder im Wechsel der Geschicke . . .

„Na, nu sagen Se 's
man, wir kommen doch
nicht drauf." „Also",
sageich, „Ebertist, wie
Sievorhin meinten, ge-
lernter Schuster und
regiert wie ein Mann
vom Fach, Wilhelm II.
war ein gelernter Mann
vom Fach, und hat re-
giert wie ein Schuster!
Guten Morgen, meine
Herren!"

Ich habe das Wut-
geheul noch auf der
Straße gehört. <&. ©t.

Anpassender Ort

„Warum grüßenSie
denn Ihre Kollegin
nicht?"

„Nein, die habe ich
an einem unpassenden
Orte getroffen, wo an-
ständigeMenschen nicht
hingehen!"

Abkühlung

„Der Duft Ihres
Haares berauscht mich,
gnädiges Fräulein!"

„So? Ich liebe aber
keine Berauschten!"

Schmeichelhast

„All'mein Glück ver-
danke ich meiner In-
telligenz", sagte der
Freier zur Mutter
seiner Angebeteten.

„Siehst du, meine
Tochter", wandte sich
diese an ihr Töchter-
lein, „wie wenig dazu
gehört, um reich zu
werden!"
 
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