Komme mir
Konkurrenz
Die drei Leipziger
Warenhäuser Brühl,
Ioske und Ary stehen
in scharfem Konkur-
renzkampf. Eine wir-
kungsvolle Reklame, die
dem einen von ihnen ge-
glückt ist, läßt die
Inhaber der beiden an-
deren nicht schlafen und
fordert sie zur Nach-
ahmung heraus. Brühl
kündigte eines Tages
ein vorzügliches und
billiges Mundwasser
unter dem Namen
„Brühlin" an. Einige
Tage später empfahl
Ioske sein Mundw aper
„Ioskin". Mit Span-
nung erwarteten die
Leipziger den neuesten
Schlager Arys, der sich
aber diesmal aus unbe-
kannten Gründen an dem Rennen
nicht beteiligte.
Couloirschmus
Der frühere Landrat von Lissa, von
Pellmann, Mitglied der freikonserva-
tiven Reichstagsfraktion, hieß von Ge-
burt Peymann. Beim Aebertritt zum
evangelischen Christentum halte er als
Patengeschenk den Adel und den
Namen von Pellmann erhalten, da-
gegen kein anderes Gesicht. In einer
Lissaer Gesellschaft zog er einmal stark
gegen die Katholiken vom Leder, bis
ihn der Staatsanwalt Kux mit den
Worten unterbrach: „Perr von Pell-
mann, ich muß Sie bitten aufzuhören,
die Art und Weise, wie Sie sich gehen
lassen, verletzt mich; ich bin Katholik."
„Ich bitte um Vergebung", erwiderte
Pellmann, „selbstverständlich werde ich
den Gesprächsgegenstand ändern. Aber
nicht wahr, Sie werden mir zugeben,
daß ich Ihnen Ihr katholisches Glau-
bensbekenntnis nicht gut ansehen konnte."
„Da haben Sie ganz recht", be-
merkte Kux trocken, „man kann Ihnen
ja auch nicht ansehen, daß Sie Pro-
testant sind!"
Der frühere freikonservative Reichs-
tagsabgeordnete von Palem, dessen
Wahl im Kreise Schwetz stets wegen
grober Wahlbeeinflussungen vernichtet
wurde, worauf jedesmal unter noch
gröberen seine Wiederwahl erfolgte,
wurde der ungültige Perr von Palem,
der fortschrittliche Abgeordnete Neu-
mann-Pofer, den sein Landesherr, der
Fürst von Lippe, bei einem Diner zum
mwankender Kurs
^ W Zeichnung von A. Florath
hup — vor, wie Reichskanzler Marx, suche
und links Anlehnung!"
nach rechts
Pazifist Ludendorff
Ein Eisenbahnabteil. Die übliche poli-
tische Reisediskussion. Ein wohlbeleibter Perr
mit wallendem Amhängebart und sichtbarer
Verdienstschnalle (Erkennungszeichen der
Leimkrieger) zerschmettert Pazifisten und
Juden und bereitet sich auf den demnächst
ausbrechenden Revanchekrieg vor. Das
Coupe lauscht andächtig, eine alte Tante
seufzt mit verzücktem Augenaufschlag: „Ach
ja, ach ja, wenn es doch erst so weit wäre!"
Da mischt sich ein junger Mann ins Ge-
spräch mit der ergebenen Anfrage, wie denn
der Revanchekrieg geführt werden soll.
„Da seienSieohneSorge, jungerMann",
dröhnt der teutsche Bierbaß, „dafür wird
Ludendorff schon sorgen."
„Ludendorff-, aber verzeihen Sie, der
ist doch Pazifist!"
Der Teutone rollt die Augen: „Wie
kommen Sie denn darauf?"
„Gewiß. In München hat er die Parole
,Nie wieder Krieg' ausgegeben."
„Ludendorff und — ,Niewieder Krieg'—?
Das ist völlig ausgeschlossen!"
Der junge Mann lächelt: „Ich weiß es
ganz genau, ich habe dabeigestanden. Ich
war nämlich in München bei der Reichs-
wehr, als der Pitlerputsch ausbrach. Grade
bei dem Truppenteil, der den Odeonsplatz
absperrte. Als das Schießen losging und
Ludendorff seine berühmte Deckung nahm,
habe ich ihn deutlich stöhnen hören: „Ich
habe solche Leibschmerzen, wie ich hoffentlich
nie — wieder — krieg!"
Professor dinarius ge-
nannt. Der deutschna-
tionale Abgeordnete
Mumm, dessen Reden
sich durch einen erstaun-
lichen Grad von Trok-
kenheit auszeichnen,
heißt Mumm Extra
dry, sein Fraktions-
koüege Behrens, auf
dessen Antlitz stets ein
liebliches Grinsen ruht,
hat den Beinamen
,Immergrün' erhalten.
L.L.-
Zeilungsschau
Aus dem Inseraten-
teil des „Pamburger
Anzeigers" vom 23.
9. 24:
Zwei Frauen, 23
Jahre, möchten mit
Seem. zwecks späterer
Peirat bekanntwerden. Offert, unter
A. S. 870 Ann.-Exp. Schräder,
Perderstraße 17.
Geht nicht, Kinder! Legt sich wo-
möglich noch der Staatsanwalt da-
zwischen!
Die „Kölnische Volkszeitung"
veröffentlicht folgende Anzeige:
„Kleidung für die hochw. Geist-
lichkeit! Alles erprobte trag-
fähige Qualitäten. Für jede Figur,
auch für anormale Figuren Paffen-
des am Lager."
Tragfähige Kleidung für anormale
Geistliche? Das wird der „K. V."
kaum gut bekommen!
In der „Lipp. Landeszeitung" vom
30. 9. 24 schildert jemand, „wie man
Medien entlarvt." Der Anfang liest
sich folgendermaßen:
In mein Schreibzimmer trat eines
Morgens eine ergraute Frau. Derb,
hausfrauenhaft in Art und Wesen,
machte sie einen durchaus soliden Ein-
druck, den der gefüllte Maulkorb
verstärkte. Ruhig und bedachtsam
nahm die Frau aus ihrem Marktkorb
ein Blatt Papier, auf den mit un-
gelenken Zügen ein Gedicht stand.
Wie schön wäre es, wenn alle
Dichter - Dilettanten einen Maulkorb
trügen. Daß er stets gefüllt ist, liegt
an der Eigenart seiner Träger.
Aus einem „patriotischen"
Sportbericht
„... Das Nennen nahm einen glän-
zenden Verlauf; denn der Kronprinz
J war unter den Zuschauern sichtbar."
514
Konkurrenz
Die drei Leipziger
Warenhäuser Brühl,
Ioske und Ary stehen
in scharfem Konkur-
renzkampf. Eine wir-
kungsvolle Reklame, die
dem einen von ihnen ge-
glückt ist, läßt die
Inhaber der beiden an-
deren nicht schlafen und
fordert sie zur Nach-
ahmung heraus. Brühl
kündigte eines Tages
ein vorzügliches und
billiges Mundwasser
unter dem Namen
„Brühlin" an. Einige
Tage später empfahl
Ioske sein Mundw aper
„Ioskin". Mit Span-
nung erwarteten die
Leipziger den neuesten
Schlager Arys, der sich
aber diesmal aus unbe-
kannten Gründen an dem Rennen
nicht beteiligte.
Couloirschmus
Der frühere Landrat von Lissa, von
Pellmann, Mitglied der freikonserva-
tiven Reichstagsfraktion, hieß von Ge-
burt Peymann. Beim Aebertritt zum
evangelischen Christentum halte er als
Patengeschenk den Adel und den
Namen von Pellmann erhalten, da-
gegen kein anderes Gesicht. In einer
Lissaer Gesellschaft zog er einmal stark
gegen die Katholiken vom Leder, bis
ihn der Staatsanwalt Kux mit den
Worten unterbrach: „Perr von Pell-
mann, ich muß Sie bitten aufzuhören,
die Art und Weise, wie Sie sich gehen
lassen, verletzt mich; ich bin Katholik."
„Ich bitte um Vergebung", erwiderte
Pellmann, „selbstverständlich werde ich
den Gesprächsgegenstand ändern. Aber
nicht wahr, Sie werden mir zugeben,
daß ich Ihnen Ihr katholisches Glau-
bensbekenntnis nicht gut ansehen konnte."
„Da haben Sie ganz recht", be-
merkte Kux trocken, „man kann Ihnen
ja auch nicht ansehen, daß Sie Pro-
testant sind!"
Der frühere freikonservative Reichs-
tagsabgeordnete von Palem, dessen
Wahl im Kreise Schwetz stets wegen
grober Wahlbeeinflussungen vernichtet
wurde, worauf jedesmal unter noch
gröberen seine Wiederwahl erfolgte,
wurde der ungültige Perr von Palem,
der fortschrittliche Abgeordnete Neu-
mann-Pofer, den sein Landesherr, der
Fürst von Lippe, bei einem Diner zum
mwankender Kurs
^ W Zeichnung von A. Florath
hup — vor, wie Reichskanzler Marx, suche
und links Anlehnung!"
nach rechts
Pazifist Ludendorff
Ein Eisenbahnabteil. Die übliche poli-
tische Reisediskussion. Ein wohlbeleibter Perr
mit wallendem Amhängebart und sichtbarer
Verdienstschnalle (Erkennungszeichen der
Leimkrieger) zerschmettert Pazifisten und
Juden und bereitet sich auf den demnächst
ausbrechenden Revanchekrieg vor. Das
Coupe lauscht andächtig, eine alte Tante
seufzt mit verzücktem Augenaufschlag: „Ach
ja, ach ja, wenn es doch erst so weit wäre!"
Da mischt sich ein junger Mann ins Ge-
spräch mit der ergebenen Anfrage, wie denn
der Revanchekrieg geführt werden soll.
„Da seienSieohneSorge, jungerMann",
dröhnt der teutsche Bierbaß, „dafür wird
Ludendorff schon sorgen."
„Ludendorff-, aber verzeihen Sie, der
ist doch Pazifist!"
Der Teutone rollt die Augen: „Wie
kommen Sie denn darauf?"
„Gewiß. In München hat er die Parole
,Nie wieder Krieg' ausgegeben."
„Ludendorff und — ,Niewieder Krieg'—?
Das ist völlig ausgeschlossen!"
Der junge Mann lächelt: „Ich weiß es
ganz genau, ich habe dabeigestanden. Ich
war nämlich in München bei der Reichs-
wehr, als der Pitlerputsch ausbrach. Grade
bei dem Truppenteil, der den Odeonsplatz
absperrte. Als das Schießen losging und
Ludendorff seine berühmte Deckung nahm,
habe ich ihn deutlich stöhnen hören: „Ich
habe solche Leibschmerzen, wie ich hoffentlich
nie — wieder — krieg!"
Professor dinarius ge-
nannt. Der deutschna-
tionale Abgeordnete
Mumm, dessen Reden
sich durch einen erstaun-
lichen Grad von Trok-
kenheit auszeichnen,
heißt Mumm Extra
dry, sein Fraktions-
koüege Behrens, auf
dessen Antlitz stets ein
liebliches Grinsen ruht,
hat den Beinamen
,Immergrün' erhalten.
L.L.-
Zeilungsschau
Aus dem Inseraten-
teil des „Pamburger
Anzeigers" vom 23.
9. 24:
Zwei Frauen, 23
Jahre, möchten mit
Seem. zwecks späterer
Peirat bekanntwerden. Offert, unter
A. S. 870 Ann.-Exp. Schräder,
Perderstraße 17.
Geht nicht, Kinder! Legt sich wo-
möglich noch der Staatsanwalt da-
zwischen!
Die „Kölnische Volkszeitung"
veröffentlicht folgende Anzeige:
„Kleidung für die hochw. Geist-
lichkeit! Alles erprobte trag-
fähige Qualitäten. Für jede Figur,
auch für anormale Figuren Paffen-
des am Lager."
Tragfähige Kleidung für anormale
Geistliche? Das wird der „K. V."
kaum gut bekommen!
In der „Lipp. Landeszeitung" vom
30. 9. 24 schildert jemand, „wie man
Medien entlarvt." Der Anfang liest
sich folgendermaßen:
In mein Schreibzimmer trat eines
Morgens eine ergraute Frau. Derb,
hausfrauenhaft in Art und Wesen,
machte sie einen durchaus soliden Ein-
druck, den der gefüllte Maulkorb
verstärkte. Ruhig und bedachtsam
nahm die Frau aus ihrem Marktkorb
ein Blatt Papier, auf den mit un-
gelenken Zügen ein Gedicht stand.
Wie schön wäre es, wenn alle
Dichter - Dilettanten einen Maulkorb
trügen. Daß er stets gefüllt ist, liegt
an der Eigenart seiner Träger.
Aus einem „patriotischen"
Sportbericht
„... Das Nennen nahm einen glän-
zenden Verlauf; denn der Kronprinz
J war unter den Zuschauern sichtbar."
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