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Lachen links: das republikanische Witzblatt — 1.1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.8803#0597
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Hakenkreuz und Stahlhelm sind
Aus Satans erstem Orden.

Sie brüsten sich im Klapperwind
And schwitzen neues Morden.

Es wiegen sich im Feuerkreis
Hofdamen und Prinzessen,

Sie wackeln gnädig mit dem Steiß
And haben nichts vergessen.

Am besten tanzt der Stresemann,

Er schwänzelt kühn mit allen,

And wenn er nicht mehr tanzen kann.
Läßt er die Maske fallen.

Stank aus Gruft und Zank in Luft, Wie Seifenblase ist's verpufft.

Bald ist es Spuk gewesen. Man kehrt mit Hexenbesen.

Franz Rothenfelder.

Felix Lehmanns Weg
zum R u h m

Felix Lehmann ist sonst ein ganz passabler
Kerl, aber er leidet an einem Fehler: er
will unter allen Amständen berühmt werden
und seinen Namen gedruckt in der Zeitung
lesen. Doch waren alle Schritte bisher um-
sonst. Als Felix von der Zuschauertribüne
des Reichstags mitten in die Sitzung hinein
eine Ansprache hielt, randalierten gerade
unten die Kommunisten so laut, daß Felix
gar nicht bemerkt wurde; als Felix auf dem
Potsdamer Platz einen Revolver
in die Luft abschoß, geleiteten ihn
zwei Schupos unter sanften Ent-
schuldigungen in eine Droschke und
lieferten den trostlosen Felix in
der völkischen Säuglingsberatungs-
anstalt ab, ein berühmter Boxer,
den Felix in einem Nachtlokal
anrempelte, streichelte Felix nur
sanft die Wange, worauf diese
fünf Zentimeter dick anschwoll;
auch der Liebesantrag, den Felix
einer Filmdiva auf offener Straße
machte, brachte ihm nur durch
deren Begleiter den Verlust von
vier Backzähnen, aber keinerlei
Zeitungsnotiz ein. Kurz und gut:

Felix mochte anstellen, was er wollte,
die Oeffentlichkeit nahm keine Notiz
von ihm.

Doch vorige Woche erschien Felix
freudestrahlend:

„Ich hab's, das unfehlbare
Mittel zum Ruhm."

„Na?"

„Ich bin gestern Mitglied der
Demokratischen Partei geworden."

„Nu wenn schon!"

„Aber heute habe ich bereits
wieder meinen Austritt erklärt."

Ich schüttelte den Kopf und
hielt den Fall für hoffnungslos.

Doch am nächsten Tage kam
Felix atemlos mit einem Packen
Zeitungen hereingestürmt.

„Bitte lies!"

Ich las. Es waren aus-
schließlich Rechtsblätter. Deutsche
Tageszeitung, Kreuzzcitung, Na-
tionalpost usw. Alle trugen am
Kopf übereinstimmende Balken-
zeilen:

„Schon wieder ein Demokrat

ausgetreten! — Felix Lehmann kehrt der
Demokratischen Partei den Rücken! —
Der Absagebrief Lehmanns an die De-
mokraten."

And weiter las ich: „Selbst einem Mann
wie Lehmann ist es bei den Demokraten zu
bunt geworden . . . Männer von der gei-
stigen Bedeutung eines Felix Lehiitann ver-
lassen diese Partei, der Rest ist Sumpf
usw. usw."

Felix Lehmanns kühnste Träume waren
in Erfüllung gegangen. M. v. L.

Konservativ

Ein Kaff in der Oberpfalz. Ein nagel-
neuer Pfarrherr mitten unter einem Teil
seiner männlichen Gemeinde.

So nebenhin meint der Pfarrer: „No,
wia holt mas denn mit da Partei? . . mit
dena Wahln . . seid a dengerst lauta Ord-
nungsmandln?"

„Söll hams daratn . . mir fann scho den-
gerst konservativ.. dieFamilie überannand . .
alli . . scho vo unten rauf . . ebba scho
von Großvata Hera . ." sagt der Ferdl.

Der Pfarrer zieht die Schulter
hoch: „Konservativ? . . hm . .
s'ganz Schwarzi wär ma lieba
Drauf klärt der Helm: „Na, na,
schaugns unsn Vvtern war a Be-
senbinda . . mir han politisch ehm
nachgradn . . da Großvata war
a berühmter Ma, weil a der erst
war im Art vo dera Sortn . . und
mir Ham alli mitnand so gwählt,
wia die Alta . . und bleim so . .."

„Wie wählts denn nacheta . .
Also do konservativ . .?" will der
Pfarrer wissen.

Der Ferdl wird hitzig: „I sags
do .’ . mir wähln en Roten, wie
unsra Alten . . dös is do konserva-
tiv, wenn ols so bleibt, wies war. .
Sakrament nomol, Herr Pforra..."

Der Wegweiser
Ein Fuhrmann hat sich in einer
dunklen Herbstnacht mit seinem
Wagen verirrt. Endlich sieht er
aus dem Dunkel einen weißen Pfahl
emporragen. Mühevoll klettert er
den Pfahl empor zu der droben
bcsindlichen Tafel und zündet ein
Streichholz an. Auf der Tafel steht:

V v R S I C H T !

Frisch gestrichen!

L. - L. - Zeitungsschall

Daves i st T r u m p f.

Iin Sportblatt zum„B.T." voin
9. November 1924 steht zu lesen:
Die Damenweltmeisterschaft
im Eiskunstläufen wird durch den
internationalenS ch l i t t sch u h k t u b
Daves für den 31. Januar und
1. Februar ausgeschrieben.

Sollte durch das Daves-Abkom-
men auch das schöne Davos an
Amerika gekommen sein?

Auch ein deutsches Mahnmal

(Zeichnung von L. Anger.)

Fechenbach sitzt im Zuchthaus und notorische Hoch-
verräter sind hochgeehrt. Ist noch einer, der nicht
weiß, wie er am 7. Dezember zu stimmen hat?

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