BÜROEBIilCHE K
Rechts ist ein Korso, links ein
Strich
und in der Mitte Neitalleen —
so ist man immer unter sich
und kann die letzten Moden
sehen —
Man trifft sich im Caf^ intim
und wiederkäut die Operette —
Nach Mitternacht geht sie
zu ihm
und er zu ihr in's Eh'bruchbette.
Rechts ist ein Tempel, links ein
Kreuz,
Rechts beten Juden, links die
Christen,
Man trifft sich nachher beider-
seits,
um alte Götter auszumisten. —
Denn in der goldnen Mitte ragt
Der Goldgott über Kreuz und
Sternen. —
Das Konto ruft — der Vater
x sagt:
Ein Sohn muß das Verdienen
lernen!. ..
Zeichnung von Alois Florath
1J L T r R
Rechts ein Bordell und links
die Bank,
Ein Monument steht in der
Mitte —
Rechts ein Parfüm, links ein
Gestank,
Rechts Syphilis und links die
Sitte —
Dazwischen geht ein Kolporteur
mit kosmischem Lokal-Anzeiger:
Rechts Politik, links ein Malheur
mit Nacklballet und Shimmy-
geiger . . .
Rechts ein Lokal, links ein
Lokal -
Lokal-Anzeiger in der Mitte. . .
Rechts Kapital, links General;
Im Autd und mit Stechmarsch-
tritte — —
And seitwärts singt ein Invalid:
„Lieb Vaterland, hast gute
Beine! —
Du legst mit gütigem Gemüt
mich mütterlich auf Pflaster-
steine!"
Rechts Tenrvsplatz, links die Fabrik —
Dazwischen gähnt ein tiefer Graben —
es führt kein Weg vom Leid zum Glück —
und Tod und Sport sind Schicksalsgaben:
es hüpft ein Ball — durch Mauern dringt
ein Radgestöhn, das sich verirrte — —
Ein Kronprinz tummelt sich beschwingt
vom Sport weg in die Illustrierte. . .
Äier ist Kultur! — Die Diele blinkt
in amourösem Ampelscheine —
Wer Geld hat, lebt! Wer Geld hat, trinkt!
Wer kein's hat, hat die Wäscheleine!...
Die Polizeipatrouille späht,
ob sie auch richtig alle hängen — —
es hat sich niemals ein Prolet
in's Leben listig einzudrängen.
Lier ist Kultur! — Wie wär' es schad,
dies Wort des Bürgers zu vernichten!
Die Gleichheit macht die Welt so fad!
Gott will den Anterschied der Schichten!
Die Welt ist eine Eisenbahn
mit ersten, zweiten, dritten Klassen,
Verboten ist's, den Antertan
auf einen weichen Sitz zu lassen . . .
Joseph Rorh.
L. L. - Zeitungsschau
In der Heidelberger „Volkszeitung" vom
4. 11. ist folgendes zu lesen:
„Gebäudesondersteuer. Bei derRegie-
rung ist zu beantragen, daß der Staats-
anwalt in Zukunst nicht sofort, sondern
erst 2 Monate nach dem Eintreibungsmonat
abzuliesern ist, da die Gemeinden außer-
stande sind, den Staatsanteil aus eigenen
Mitteln vorzuschießen."
Die Gemeinden sollten die Mittel doch
lieber vorschießen, damit manche Staats-
anwälte sofort abgeliefert werden könnten.
Daß man übrigens die Staatsanwälte auf
diese hier angegebene leichte Art loswerden
kann, war bisher noch unbekannt. DieSteuer
hat also einen sehr guten Zweck.
Ein Inserat der Afa:
„Nach dem Erscheinen des ersten Films:
„Nin-Tin-Tin, der Lund von Karibu" ist
die Vermutung aufg« taucht, daß Rin-Tin-
Tin nicht deutscher Abstammung und nie in
einem Schützengraben gewesen ist Der zweite
Nin-Tm-Tin-Film,„Rin-Tin-Tin rettetsei-
nen Lerrn", der Donnerstag, den 20. No-
vember im Afapalast am Zoo zur Arauf-
führung gelangt, zeigt wahrheitsgetreu den
entscheidenden Lebensabschnitt des berühm-
ten deutschen Schäferhundes und wird auch
dieZweifler von derEchlheit seiner deutschen
Abstammung überzeugen. Es ist einwand-
frei nachgewieien, daß Rin-Tin-Tin in einem
Lorchpostenunterstand geboren wurde und
unter dem Donner deutscher Geschütze seine
In der „Berliner Illustrierten" stoßen
wir auf folgende Reklame-Wirkung, die
zeigt, daß Inserate mitunter auch den Tat-
sachen entsprechen:
Henry Ford
Hein leben und Werk
uiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimmiiiiitiaiiitiiiimiiiiititiiu
I Gin milde u. sicher wirk. Abführmittel I
r 4- xt t ’nd v< ‘j H ten i'inze d b in ('•’t'pin t ,r * *-i -
- T.l*(aru'w* "• Berlin Z & L-cl^zi&cr , » 'V, am -
! D\# « e, : 4 * « e , , / c* ,. n < c . W c L s t ' -
Tiiriiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiuiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiaiiiniiiiiiuiiiiiiiiiiiiniiiiiitiiiiiiiin
607
ersten Schritte ins Leben trat. Der Ameri-
kanische Beobachter Lee Duncan von der
Äro-Schwadron 131 AEF nahm nach
Kriegsschluß den Lund nach Amerika mit. So
verlorRin-Tin-Tin seine eigentlicheLeimat,
aber er wurde der Liebling der ganzen Welt."
Jetzt wissen Sie, warum Sie heute nacht
nicht schlafen konnten!
Lieber das Reit- und Fahrturnier im
Sportpalast berichtet die „Deutsche Zeitung"
vom 19. Nov. 1924:
In zwei Abteilungen wird die Damenpferde-
Neulingsklasse gelaufen. ÄausLohenzollern
in Front. Auf Günstling erringt Prin-
zessin Friedrich Sigismund von Preußen
den Preis der ersten Abteilung.
Es ist doch eine neue Zeit! Anter der Mon-
archie pflegten umgekehrt Günstlinge auf
Prinzessinnen das Rennen zu machen.
Richterberatung
„Sozialdemokratischer Minister war er
und einen Vormarsch der Äitlerarmee hat
er aufhalten wollen. Na geben wir ihm
den zwanzigfachen Ebertbeleidigungstarif
im Namen der Republik, 20 mal 50 gleich
1000 Mark. Einverstanden, meine Perren?
Protokoll!
Rechts ist ein Korso, links ein
Strich
und in der Mitte Neitalleen —
so ist man immer unter sich
und kann die letzten Moden
sehen —
Man trifft sich im Caf^ intim
und wiederkäut die Operette —
Nach Mitternacht geht sie
zu ihm
und er zu ihr in's Eh'bruchbette.
Rechts ist ein Tempel, links ein
Kreuz,
Rechts beten Juden, links die
Christen,
Man trifft sich nachher beider-
seits,
um alte Götter auszumisten. —
Denn in der goldnen Mitte ragt
Der Goldgott über Kreuz und
Sternen. —
Das Konto ruft — der Vater
x sagt:
Ein Sohn muß das Verdienen
lernen!. ..
Zeichnung von Alois Florath
1J L T r R
Rechts ein Bordell und links
die Bank,
Ein Monument steht in der
Mitte —
Rechts ein Parfüm, links ein
Gestank,
Rechts Syphilis und links die
Sitte —
Dazwischen geht ein Kolporteur
mit kosmischem Lokal-Anzeiger:
Rechts Politik, links ein Malheur
mit Nacklballet und Shimmy-
geiger . . .
Rechts ein Lokal, links ein
Lokal -
Lokal-Anzeiger in der Mitte. . .
Rechts Kapital, links General;
Im Autd und mit Stechmarsch-
tritte — —
And seitwärts singt ein Invalid:
„Lieb Vaterland, hast gute
Beine! —
Du legst mit gütigem Gemüt
mich mütterlich auf Pflaster-
steine!"
Rechts Tenrvsplatz, links die Fabrik —
Dazwischen gähnt ein tiefer Graben —
es führt kein Weg vom Leid zum Glück —
und Tod und Sport sind Schicksalsgaben:
es hüpft ein Ball — durch Mauern dringt
ein Radgestöhn, das sich verirrte — —
Ein Kronprinz tummelt sich beschwingt
vom Sport weg in die Illustrierte. . .
Äier ist Kultur! — Die Diele blinkt
in amourösem Ampelscheine —
Wer Geld hat, lebt! Wer Geld hat, trinkt!
Wer kein's hat, hat die Wäscheleine!...
Die Polizeipatrouille späht,
ob sie auch richtig alle hängen — —
es hat sich niemals ein Prolet
in's Leben listig einzudrängen.
Lier ist Kultur! — Wie wär' es schad,
dies Wort des Bürgers zu vernichten!
Die Gleichheit macht die Welt so fad!
Gott will den Anterschied der Schichten!
Die Welt ist eine Eisenbahn
mit ersten, zweiten, dritten Klassen,
Verboten ist's, den Antertan
auf einen weichen Sitz zu lassen . . .
Joseph Rorh.
L. L. - Zeitungsschau
In der Heidelberger „Volkszeitung" vom
4. 11. ist folgendes zu lesen:
„Gebäudesondersteuer. Bei derRegie-
rung ist zu beantragen, daß der Staats-
anwalt in Zukunst nicht sofort, sondern
erst 2 Monate nach dem Eintreibungsmonat
abzuliesern ist, da die Gemeinden außer-
stande sind, den Staatsanteil aus eigenen
Mitteln vorzuschießen."
Die Gemeinden sollten die Mittel doch
lieber vorschießen, damit manche Staats-
anwälte sofort abgeliefert werden könnten.
Daß man übrigens die Staatsanwälte auf
diese hier angegebene leichte Art loswerden
kann, war bisher noch unbekannt. DieSteuer
hat also einen sehr guten Zweck.
Ein Inserat der Afa:
„Nach dem Erscheinen des ersten Films:
„Nin-Tin-Tin, der Lund von Karibu" ist
die Vermutung aufg« taucht, daß Rin-Tin-
Tin nicht deutscher Abstammung und nie in
einem Schützengraben gewesen ist Der zweite
Nin-Tm-Tin-Film,„Rin-Tin-Tin rettetsei-
nen Lerrn", der Donnerstag, den 20. No-
vember im Afapalast am Zoo zur Arauf-
führung gelangt, zeigt wahrheitsgetreu den
entscheidenden Lebensabschnitt des berühm-
ten deutschen Schäferhundes und wird auch
dieZweifler von derEchlheit seiner deutschen
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frei nachgewieien, daß Rin-Tin-Tin in einem
Lorchpostenunterstand geboren wurde und
unter dem Donner deutscher Geschütze seine
In der „Berliner Illustrierten" stoßen
wir auf folgende Reklame-Wirkung, die
zeigt, daß Inserate mitunter auch den Tat-
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Henry Ford
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! D\# « e, : 4 * « e , , / c* ,. n < c . W c L s t ' -
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Äro-Schwadron 131 AEF nahm nach
Kriegsschluß den Lund nach Amerika mit. So
verlorRin-Tin-Tin seine eigentlicheLeimat,
aber er wurde der Liebling der ganzen Welt."
Jetzt wissen Sie, warum Sie heute nacht
nicht schlafen konnten!
Lieber das Reit- und Fahrturnier im
Sportpalast berichtet die „Deutsche Zeitung"
vom 19. Nov. 1924:
In zwei Abteilungen wird die Damenpferde-
Neulingsklasse gelaufen. ÄausLohenzollern
in Front. Auf Günstling erringt Prin-
zessin Friedrich Sigismund von Preußen
den Preis der ersten Abteilung.
Es ist doch eine neue Zeit! Anter der Mon-
archie pflegten umgekehrt Günstlinge auf
Prinzessinnen das Rennen zu machen.
Richterberatung
„Sozialdemokratischer Minister war er
und einen Vormarsch der Äitlerarmee hat
er aufhalten wollen. Na geben wir ihm
den zwanzigfachen Ebertbeleidigungstarif
im Namen der Republik, 20 mal 50 gleich
1000 Mark. Einverstanden, meine Perren?
Protokoll!