Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lachen links: das republikanische Witzblatt — 1.1924

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8803#0641
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bob, Walter und Lehmann brachen in die
dankbaren Knie und stammelten diverse Gebete.

Bald waren die Lehmanniden samt und
sonders am Rand der Insel zu erblicken,
wie sie in die Patschhände schlugen und sich
nicht genug tun konnten im tüchtig Wundern;
und auch, wie sie sentimental wurden, weil
Max dahin war. Bob Multa wartete taktvoll
einen Tag ab. Dann wurde er bei Wilhelm
Robespierre vorstellig und nahm Rücksprache
mit demselben. („Rücksprache" ist schauder-
haft; daher „derselbe")

Max war den Weg des Irdischen ge-
gegangen. Das unerbittliche Leben hatte
wieder einmal seine mit Recht so unbeliebten
Rechte gefordert.

Wie sagt doch Schiller? — „And be-
wundernd untergehn . . ."

So wars. Daran war nicht zu rütteln.

Bob aber nahm Rucksprache mit dem
Admiral und bat, in die Schar der Lehmänner
als vollfett und ebenbürtig ausgenommen
zu werden.

Der Familienrat, zur Mittagsstunde unter
die leicht angekohlte Büste Ludenpulvers be-
rufen, war einstimmig dafür.

And Bob zog in die Lebmhütte und wurde
hinfürder von Ouus Kakadu mit „Schnuckel-
chen" apostrophiert.

Die Gemüter steiften sich, die Tropenhitze
verlief im Sande, Anflüge von Tatendrang
kreisten im Blut.

Bob war bald wie zu Lause. Besser eine
sächsische Familie in der Land als Menschen-
fresser auf dem Dache.

Er hielt es für ein Gebot des Anstands,
sich unflätig zu benehmen, und erreute da-
durch ungeteilte Sympathien. Auch sorgte
er für Atzung fischlicher Natur. Schon früh
am Morgen stand er am Strande, um Wal-
fische zu angeln.

Als geborener Anternehmer legte er eine
Kaugummi-Plantage an, deren Ertrag er
nach Deutschland zu exportieren gedachte.
Wie, war ihm unklar.

Ouu machte ihn zum Glücklichsten aller
Sterblichen. And Bob revanchierte sich, in-
dem er Ouu zur Glücklichsten aller Sterb-
lichen machte.

Sie genas dann auch nach Ablauf der ge-
setzmäßig vorgeschriebenen Frist eines zebra-
artig gestreiften Kindchens, dem die Jahr-
markts-Attraktion an der WLge gesungen
wurde.

So verstrichen die Tage in holdem Einerlei.
Man erntete Kokosnüsse und buk Kuchen.
Man grub hier und da nach Gold, baute
Tabak, baute Kaugummi, spielte Doopelkopp
um Muscheln und selbstgedrebte Zigarren,
man fischte Strandgut aus den Fluten (Gieß-
kannen, schleierhafte Fragmente, Prospekte
des Norddeutschen Lloyd) und pfiff sich ge-
legentlich eins auf der Darmflöte.

Wilhelm Robespierre tat nichts. Er hielt
das für unter seiner Würde.

(Schluß folgt.)

Das politische

Anser F.-R.-Mitarbeiter wollte gleich-
falls das Neujahrs-Orakel befragen, erhielt
aber sonderbarerweise auf alle Fragen immer
nur die Antwort:

„Kehr um! Kehr um!"

Erst am Neujahrsmorgen kam er dahinter,
daß er die Schlußworte bzw. -Silben seiner
Fragen umzukehren habe, um die zutreffende
Antivort zu hören.

Lier die Fragen mit den Amkehr-Ant-
Worten:

Sieht das Volk den Bürgerblock ein?

Nie!

Wie ist dem Deutschnationalen des Ar-
beiters Lage? Egal!

Wie lvar die Freiheit, als das Staats-
schiff unter schwarz-weiß-rot lief? Feil!

Was war's, das das Reich der Neichen
für's Volk barg? Grab!

Was hätten wir heute unter ihrem Gras?

Sarg!

Dies ist Baron
Egon von Klingelpütz,

der Held unseres neuen hu-
moristischen Romans

„ Piefkeshausen"

von Adolf Uzarski,
mit dessen Abdruck wir in
nächster Nummer beginnen.

Amkehr - Orakel

WelcheGefühlefürdieRepublik haben sie?

Eis!

Was holen sie für sich unters Dach aber?

N e b a ch !

Wie wird uns durch StresemannsWorte-
Seim? M i e s !

Welche geistige Waffe ist den Kom-
munisten lieb? Beil!

Lohnt sich's, daß man den „Lokalanzeiger"
lese? Esel!

Was pfeift uns die Rechte mit jedem Ton?

Not!

Was kennzeichnet ihr politisches Leben?

Nebel!

Welche Flagge steht an der Freiheit Tor?

Not!

Entzückt rief unser F. N. hier aus:
Dein Werk, das Kraft dem Volke
lieh, lebe, Bebel!

And das Echo-Orakel antwortete:

Lebe, Bebel! Äeil!

N ä tse l

Versteckrätsel

Nachstehenden Wörtern sind 3 aufeinander-
folgende Buchstaben zu entnehmen, welche
aneinandergereiht einen Ausspruch von Äoff-
mann von Fallersleben ergeben, den sich jeder
Sozialist zur Wahlkampfparole machen muß.
Die Wörter heißen:

Siedlungskolonie. Frontkämpfer, Dampf-
turbine. Lessing, Reichsbanner,Warschau,
Weißblech, Nachtfalter, Würfelbecher,
Reichstag,Mehrheit, Streikleitung, Land-
regen, Machtprobe.

Gegensätze

Mit s verführt sie Äerz und Sinn,
sich nie mit andren zu besaffen.

Mit z ist sie Erzieherin,

stets hindernd am Sich-Gehen-Lassen.

Lösungen der Rätsel
a u s v o r i g e r N u m m e r

Versteckrätsel: Pulver ist schwarz, Blut
ist ror, golden flackert die Flamme.

A n t e r n e h m e n d: Tatendurst.

Aus Lerrgotts Tierreich: Faultier —
Maultier.

Vergnüglich: Steckenpferd.

WEG MIT DER SCHUNDLITERATURI

BÜCHER VON EDLEM WERT BRINGT DER BÜCHERKREIS
ALLE 14 TAGE ZAHLEN SIE 50 PFENNIGE

Dafür erhalten Sie jährlich 4 gute Bücher, monatlich eine reich illustrierte Zeitschrift. Hans Baluschek, Karl ITenckell,
Arno Holz, Paul Kampifmeyer, Martin Andersen Nexö haben die literarische Beiatung des Bücherkreises übernommen.
Wer noch im Laufe des Dezembers eintritt, kann sich durch Nachzahlung des Beitrages für Oktober
und November das Anrecht auf das erste Buch sichern, welches Ende Dezember verausgabt wird.

Fordern Sie Prospekte von Ihrer Volksbuchhandlung, wo eine solche nicht vorhanden, schreiben Sie eine 5-Pfg.~Postkarte an:

„DER BÜCHERKREIS", Hauptgeschäftsstelle, Berlin SW 66, Lindenstraße 3

633
 
Annotationen