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Zeichnungen von

den bekannten Stall des Augias zu reinigen sich anschickte, war das den nicht minder bekannten

Herr Nulpe meint vor'm Schlafengehn:

Fanny weißte, diesem Volk, den Roten,
wird die Suppe ooch noch mal verwiirzt.

Also denke dir, die Idioten
haben wieder’s Kabinett gestürzt!

Es ist wirklich eine Schmach und Schande
wie der Pöbel uns die Ruhe stört!

Kann da Frieden sein im Vaterlande?

Auch die Börse findet’s unerhört!

Will ich endlich mir den Opel kaufen,
weil er preiswert, elegant und schick,
schmeißt die Pläne einfach über’n Haufen
dieses Pack mit seiner Politik.

Es ist scheußlich und ich möchte wetten,
daß auch Junckers nächstens Pleite macht.
Nur ein Retter kann uns hier noch retten!
Fanny schläfste? Also: Gute Nacht! KariSchnog.

Hellblick ins Jahr 1927

Nach langen Bemühungen war Aja, das Medium, empfangs-
bereit. Es waren ziemlich viel Leute anwesend, und es wurde
häufig dazwischen gesprochen. Jedoch blieben immerhin einige
interessante Eindrücke.

„Aja, sehen Sie schon 'was?"

„N . . . nein!"

,/Sie müssen entschuldigen, meine Herrschaften", sagte der
Spiritist, „nämlich Aja stammt aus einer deutschen Diplo-
matenfamilie und da dauert's immer etwas länger, bis sie was
sieht. — Richten Sie Ihre visionäre Energie, bitte, auf soziale
Neuerungen, Aja!"

„O — o!" sagte Aja, „großartige, herrliche Werke der
Menschlichkeit, sehe ich, von nationalen Männern — "

„Also, was Hab' ich gesagt?" schrie entzückt der kleine Herr
mit dem Roten Adlerorden.

von nationalen Männern vermasselt", fuhr Aja fort,
„total verm . . . — "

„Unerhörte jüdische Frechheit!" Der Herr mit dem Roten
Adlerorden stürzte erregt zur Redaktion der Nachtausgabe.

Aja fuhr zusammen:

„Und da ist der neue republikanische Geist in der Reichs-
wehr!"

Minutenlanger Beifall: „Prachtvoll! Hurra! Wann

erscheint er denn?"

„Nur von 12 Uhr 60 bis 1 Uhr nachts — auf Widerruf."

„Ihnen gesagt! Daö wußt' ich vorher!"

„Das nennt die Hellsehen, Ottokar!"

„Was sehen Sie in kultureller Beziehung?"

„Ah - oh ... wundervoll! Einen herrlichen Aufstieg
von Kunst und Literatur! Da . . ."

„Nanu? Wo hinauf steigen die denn?"

„— In eine bessere Welt!"

„Hallo, Fräulein, ich bin Politiker, was will denn der
Scholz nun eigentlich?"
 
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