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Stachus: Bayern

Der Minister Held des Bayernstaates
Spricht stets, wenn man Neujahrschöre übt,

Eine dicke Rede des Etates ,

Um zu zeigen, daß es ihn noch gibt.

und das Reich

Dabei sagt er, daß nunmehr in kurzen
Tagen Bayern wird dem Boden gleich,
Denn es ist die ausgepumpte Wurzen
Für das gottverdammte deutsche Reich.

Wieder muß man mal zu tollen Tänzen
Den Berlinern eine Flöte spiel’n.

Auch droht er mit letzten Konsequenzen! —
Mancher fragt sich: Wohin mag er ziel’n?

Doch die Pfaffen finden es erlabend,

Wenn der Held den Einheitsstaat bepirscht.
Und den Beifall laut gespendet habend,
Watscheln sie hinaus zu weißen Würscht’.

Nein, in Bayernherzen, diesen trauten,
Bleibt für immer frommer Sinn vertieft.
Auch ist für die nächsten Klosterbauten
Der Terrainkauf notariell verbrieft.

Schau’n durchs Fenster in die Heimatlande,
Wo ein Kirchenwald erblüht voll Pracht.
Wenn die republikanische Bande
Dieses stören wollt’, das wär’ gelacht!

Fest und treu steh’n sie mit höchstem Zwecke
Födralistisch drum zum Preußenhaß.
Hartentschlossen tönt’s aus heil’ger Ecke:

,,In hoc signo! . . . Zenzl, noch a Maß!“

Wegzehrung

Der allen Birkenbäuerin soll die
Baderurschl Beihilfe leiste» bis
zum letzten.

Die Urschl schaut sich daS ver-
hutzelte alte Runzelweib im Bett
an, rechnet mit drei, vier Tagen,
und verlangt vom jungen Birken-
bauer mit der Totenwäsche, der
Tagewache von Sonnenaufgang bis
Sonnenuntergang und allem drum
und dran dreißig Mark.

„Rechenst halt mit drei Tagen
... gut iS ... i laß hundert große
Totenbretzeln backen . . . werden
langen . . ." meint der Iungbauer
und gibt der Urschl ihren Akkord-
lohn.

Und jetzt hockt die Urschl schon
den vierten Tag bei der Alten am
Bett.

Me Jahre wieder.. .

Kein Weihnachten ohne Regie-
rungskrise im Reich. Auch dies
Jahr hat sie sich prompt eingestellt.
In einigen Reichsministerien soll
man zur Weihnachtsbescherung ge-
sungen haben:

„Alle Jahre wieder

kommt dasKrisen - Kind . ."

*

Don ISM

„Wilhelm von Doorn soll die
Grippe haben."

„Ja, aber eS ist nicht gefährlich."

„Woher wissen Sie?"

„Uber den Berg ist er schon
hinweg!"

Gradnauö fluchen mochte dir Baderin. Aber es wird immer
wieder ein Gebet drauS.

„Ich muß der Alten einen Mordsschrecken einjagen, nach
dem schnappt sie gar um", denkt die Urschl. Sie reißt das
Fenster auf uni» schreit voller Schrecken: „IessaSmariand-
jozef, alli guaten Geista ... da kimmt oaner zu uns . . .
der schaugt so schwarz aus . . . amend iS da Teifi!"

Unsere Pythia

Zeichnung von Zaeobus Äelfen

Wie die neue Regierung aussehen wird? DaS weiß
nur Gott allein.

Aber man frage das Zentrum. Das hat besondere
Beziehungen zum lieben Gott!

Die Alte im Bett meint: ,,S'
wird da Pfarrer sei . . . iS aba da
Teifi, so hüll er dich." . . .

Der Herr Pfarrer macht Besuch
und gedenkt auch der Bretzeln.

Wie er fort ist, kommt der Jung-
bauer und wundert sich, weil daS
Häuflein Bretzeln ganz klein ist.

Voller Wut giftet sich die Urschl:
„IS do ka Wunder . . . bald ich
den Rücken wend, langt die Alte
vom Bett aus nach Bretzeln . . ."

Da dreht die im Bett den Kopf
hoch und meint: „Wenn scho der
Herr Pfarrer bei dem Katzensprung
sechs Bretzeln als Wegzehrung
nimmt, so brauch i zu meiner großen
Reise StuckerS zwanzgi . . . durten
im alten Rucksack Hab' i die Weg-
zehrung vapackt." p.

*

Das

Reichswehrministerium

hat infolge der durchaus uner-
wünschten Mitteilungen über die
Turn- (Tarn-) Lehrer beschlossen,
der sozialdemokratischen Partei im
Falle der großen Koalition die Be-
setzung deS Reichswehrminister-
postens offenzuhalten, wenn sie da-
für den Genossen Fritz T a r n o w,
Mitglied des ReichSwirtschaftSratS,
präsentiert.

Wenn schon

Der Jüngling kniete vor seiner
angebeteten Emma.

Mit hocherhobenem Herzen.

„Ich habe Sie gern, Emma!"

„DaS können Sie auch", sagte
Emma.
 
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