Welcher Aerlaub hat recht?
Ein mir bekannter junger Buchhändler, besten Geschäft
schlecht ging und ihn an den Rand der Verzweiflung brachte,
begab sich in der höchsten Not zu einem frommen Manne, der
zu seinem Vater in nahen Beziehungen gestanden und vielfacher
Millionär war, ihm also leicht beispringen konnte und, zumal
so kurz vor dem Weihnachtöfest, dem Fest der Liebe, es auch
ohne Zweifel tun würde. Der fromme
Reiche, ein Generalmajor z. D.
V., bekannt durch seine Traktät-
chen, welche in den Eisenbahnzügen —
natürlich nur in den Wagen 4. Klaffe
— den nach Berlin fahrenden Prole-
tariern in die Hand gedrückt werden,
um sie vor den Verführungen Sün-
denbabels zu behüten, schien zunächst
nicht abgeneigt, dem Bedrängten zu
helfen; wenigstens erkundigte er sich
teilnahmsvoll und genau nach den Ein-
zelheiten seiner Lage. Schon glaubte
der Buchhändler, eines Darlehns von
3000 bis 5000 Mark sicher zu sein; da
hörte er sich aufgefordert: „Lasten Sie
uns beten! Knien sie nieder! Wir
wollen den Heiland frage n!" Und sie taten also,
und der fromme Mann betete brünstig und laut, und immer
lauter und brünstiger, daß ihm die Frömmigkeit in dicken Perlen
über die Stirn rann. Dem Bittsteller ging es parallel, aber
nicht Frömmigkeit, sondern Erwartung und Spannung wirkten
auf ihn. Jetzt erhob sich der fromme Mann, tat seinen Mund
auf und sprach: „M ein Heiland
sagt nein. Ich merke es an meiner
inneren Unruhe, ich soll Ihnen das
Geld nicht geben." — Was half es dem
armen Buchhändler, daß er versicherte,
sein Heiland habe ja gesagt. Denn
er war bei weitem nicht so fromm wie
der General, und das ist doch klar, daß
der Frömmste auch den besten Heiland
hat, selbst einen so guten, daß er ihm
sogar einen Vorwand liefert, um einen
Bittsteller abzuspeisen, der sich von der
christlichen Nächstenliebe des Frommen
eine nicht ganz zutreffende Vorstellung
gemacht hatte. x
*
Zeichnung von Willibald Krain
DIETZ-WEÜEBiCHEIiriJ^C}!
Allgemeine Wirtschaftsgeschichte
von Professor Heinrich Cnnow
Eine Übersicht über die Wirtschafts-
entwicklung von der primitiven
Sammelwirtschaft bis zum Hoch-
kapitalismus
Es erscheinen 4 Bände
Verlangen Sie unseren achtseitigen
Cunow-Sonderprospekt
Verlangen Sie unseren achtseitigen
Cunow-Sonderprospekt
Soeben erschien der 1. Band
Die Wirtschaft der Natur-
und Halb-Kulturvölker
Leinen Mark 15.—
Zu beziehen durch jede Volksbuchhandlung oder direkt vom
VERLAG J. II. W. DIETZ MCHF., BERLIN SW 68
LINDENSTRA8SE 3
„Lachen links“ erscheint wöchentlich am Freitag-, in Berlin am Mittwoch. Alle Postanstalten, Buchhandlungen und der Verlag- nehmen Bestellungen an. Bezugspreis für
Deutschland Einzelnummer 25 Pkg. Hauptschriftleiter: Erich Kuttner. Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Friedrich Wendel, Berlin-Friedenau. Redaktion:
Berlin SW68, Lindenstr. 3. Für unverlangte Beiträge wird keine Garantie übernommen. Alle Rechte an sämtlichen Beiträgen Vorbehalten. Verlag und Expedition:
J. H. W. Dietz Nachflg. G.m.b.H., Berlin SW68, Lindenstr. 3. Druck: Graphische Werkstätten G.m. b. H., Berlin. — Anzeigenpreis für die ögespaltene Nonpareille-
seile 75 Pkg. — Anzeigenannahme durch die Anzeigenabteilung J. H. W. Dietz Nachflg. G.m.b.H., Berlin SW68, Lindenstr. 3. Tel.: Dönhoff 7653 (Postscheckkonto
Berlin 33193) und alle Annoncen-Expeditionen. — Verantwortlich für den Inseratenteil: Rudolf Götze, Berlin. Erfüllungsort für alle Zahlungen ist Berlin-Mitte.
Ein mir bekannter junger Buchhändler, besten Geschäft
schlecht ging und ihn an den Rand der Verzweiflung brachte,
begab sich in der höchsten Not zu einem frommen Manne, der
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so kurz vor dem Weihnachtöfest, dem Fest der Liebe, es auch
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— den nach Berlin fahrenden Prole-
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helfen; wenigstens erkundigte er sich
teilnahmsvoll und genau nach den Ein-
zelheiten seiner Lage. Schon glaubte
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3000 bis 5000 Mark sicher zu sein; da
hörte er sich aufgefordert: „Lasten Sie
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und der fromme Mann betete brünstig und laut, und immer
lauter und brünstiger, daß ihm die Frömmigkeit in dicken Perlen
über die Stirn rann. Dem Bittsteller ging es parallel, aber
nicht Frömmigkeit, sondern Erwartung und Spannung wirkten
auf ihn. Jetzt erhob sich der fromme Mann, tat seinen Mund
auf und sprach: „M ein Heiland
sagt nein. Ich merke es an meiner
inneren Unruhe, ich soll Ihnen das
Geld nicht geben." — Was half es dem
armen Buchhändler, daß er versicherte,
sein Heiland habe ja gesagt. Denn
er war bei weitem nicht so fromm wie
der General, und das ist doch klar, daß
der Frömmste auch den besten Heiland
hat, selbst einen so guten, daß er ihm
sogar einen Vorwand liefert, um einen
Bittsteller abzuspeisen, der sich von der
christlichen Nächstenliebe des Frommen
eine nicht ganz zutreffende Vorstellung
gemacht hatte. x
*
Zeichnung von Willibald Krain
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entwicklung von der primitiven
Sammelwirtschaft bis zum Hoch-
kapitalismus
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und Halb-Kulturvölker
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