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Kapitalbeschaffung

In ein Schreibbüro kommt eine hochblonde junge Dame.

Mit einem Anliegen.

„Könnten Sie mir sofort einen kleinen Brief nach Diktat
schreiben?"

Man kann es.

Die junge Dame diktiert.

„Mein lieber Freund! Ich bin in großer Not. Du bist
der einzige, an den ich mich wenden kann. Du bist der einzige,
den ich je geliebt und dem ich den Beweis dafür gab. Laß mich

nicht im Stich! Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn selbst
du, Einziggeliebter, nicht hilfst

Deiner unglücklichen Emma."

„ — — Deiner unglücklichen Emma", wiederholte das

Schreibfräulein.

„Schön. Und diesen Brief schlagen Sie hundertmal durch
und schicken mir heute noch alles zu", die junge Dame sagte,
ging hinaus und war wieder für einige Zeit aller Sorgen bar.

Zweierlei Wintersport

Zeichnung von Herbert Anger

Oer

schneidige Dichter

„Unser

Kollege Bindnagel
ist wirklich ein
schneidiger Dichter."
„Dürfte

der Ausdruck nicht etwas
deplaciert sein?"
„Keineswegs,

Er dichtet vorzüglich
mit der Schere."

Wenn zwei das Gleiche tun, so ist es — fast das Gleiche!

Oer Vater

Müller ward Vater.

I"

wenigen Stunden.
„Mein armes Weib",
wehklagte er.

Ein

Freund tröstete ihn:
„Kopf hoch, Müller!
Du bist
ja nicht schuld
an ihren Schmerzen!"

Karl Schnog: Inserate

Mensch, wat nutzt dir denn der jroße Name, Mensch, lob Kautabak und Sommerblusen,
wennste nie als Inserat erschienst? steh als Brustbild, oder steh konträr,

Steh doch Halb-Akt für die Bildreklame. zeig die Zähne oder zeig den Busen.

Du sollst staunen, was du da verdienst! Du wirst reich dabei und populär!

Mensch, wer früher nach dem Lorbeer gierte,
sehnt sich heute nach der Firmen Gunst.

Laß dich knipsen für die Illustrierte.

Hoch das Postscheckkonto und die Kunst!

Relativitätstheorie

In Pirna an der Elbe gibt es eine Weinstube. So von
ehrbaren Bürgern der Stadt konsumiert wird.

Vergangenen Monat mußte ich. einen Abend in Pirna ver-
leben und verkroch mich in besagte Weinstube. Studierte die
lokale Preffe und döste langsam ein.

Plötzlich hörte ich aus der Nebenloge in lebhaftem Disput
wiederholt das Wort „Relativitätstheorie". In Erwartung
anregender Gespräche gehe ich hinüber und stelle mich vor.
„Darf man Platz nehmen?"

„Bitte."

„Danke sehr. Ich hörte nämlich vom Nebentisch, daß Sie
sich über das mich sehr interessierende Thema der Relativitäts-
theorie unterhielten."

„Na, hören Sie mal, Sie sind ein neckischer Zwickel", war
die Antwort, „wir proben nur aus, ob wir noch einen vertragen
können. Früher sagte man in solchen Fällen „Lerchelchen"
und heute — wenigstens wir Gebildeteren — eben „Relativi-
tätstheorie"! " Z.H.R
 
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