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Bücher

In Deutschland erscheint jede Viertelstunde ein neues Buch. — Laut Statistik. — Leider ist für manch e,nen das gewiffe Viertel-
stündchen noch nicht gekommen. So auch für meinen Freund Otto noch nicht. Marschiert dieser nun eines Tages zu einem bekannten
Leipziger VerlagShauS und bietet dort mehr honoris als honoraris causa seinen neuesten Roman an. — „Bedaure, mein Herr, wir
verlegen nur Bücher von Autoren mit bekannten Namen." — „Habe ich, bitte sehr, habe ich." — „O Verzeihung", schleppt der Ver-
leger sofort einen Stuhl, „mit wem habe ich die Ehre?" — „Otto Schiller, bitte sehr, Otto Schiller."

Und nun kommt erst die Pointe. — Der Verleger kaufte das Manuskript, druckte es und pries es als einen bisher unveröffentlichten
Roman Schillers an. — So ähnlich erscheint jede Viertelstunde in Deutschland ein Buch.

Ein guter Kerl

Bei Millionärs wütet der einzige, überaus verwöhnte
Sprößling heute besonders zerstörerisch unter seinem Spielzeug.

„Mutti", erklärt er der Mama, „ich muß doch abgelegte
Weihnachtsgeschenke für die Armen machen!"

Alphabetisches aus Kalau

„Das Alphabet ist auch eine altmodische Einrichtung. Man
könnte sehr gut z. B. obne den Buchstaben r auskommen."

„Aber ich bitte Sie! Wie wollten Sie dann „regnete Mahl-
zeit schreiben?"

Oie neue Leitartikel-Flöte
der Deutschnationalen

„Also schreiben wir, Fräulein: Giuzig und allein wir Monarchisten sind die zuverlässigsten
Freunde der Republik! Ganz kolossal begeistern wir uns für sie! Und wir sind der An-
sicht, daß sie eigentlich für den Proleten viel zu schade ist!"

„Das hat immer noch keine Beweiskraft'
der Gatte.

Ein geschäftstüchtiger Gatte

verschließt sich

„Ihre Frau -"

„Aber ich bitte Sie!"

Der andere schüttelt bedächtig den Kopf.

„Ich weiß, was ich weiß. Ich Hab' sie vor einer Stunde
mit einem feinen Herrn gesehen, auf der Straße, Arm in
Arm."

„Aber wenn ich Ihnen nun sage, daß sie mit jenem in ein
Separee gegangen ist!"

„Tatsache?"

„Tatsache."

„Hm", sagt der Gatte nach zwei Minuten Überlegung, „wie
wäre es heute abend mit einem kleinen Spielchen?"

Aus großer Zeit

1915 bei der Nuffenverfolgung in Polen war ich als Vizemachtmeifter dem Kommandeur des benachbarten ArtillerieregimenlS als
Meldereiter geborgt. Der Stab stand hinter den brandigen Trümmern eines Kannns. Platzende Schrapnells. Pochende Maschinen-
gewehre. Seitlich war soeben der Anritt russischer Dragoner im knatternden Tod zusammengebrochcn, — da langte sich Major v. P.
eine Zigarre aus der Tasche, biß sie ab und führte sie zum Munde. Ich sprang hinzu, riß ein Streichholz an und baute mich vor
ihm auf. Er trat einen Schritt zurück, sah mich einen Augenblick fast verächtlich an und schnarrte, die Zigarre zwischen den Lippen
wippend: „Ich brenne meine Zigarre an, wenn ich will, der Vizewachtmeister, und nicht, wenn Sie wollen."
 
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