Zeichnung von Willibald Keain
Hochsinn ziert den teuffchen Mann
Das Danaidenfaß
Ein Trickfilm von Tlieoderiä) Neumond
Szene: Die Reichswehr. Örtlich,
keit: verschieden, zum größten Teil Sowjet-
rußland, beim
1. Auftritt
aber im deutschen Reichstag.
Die bürgerlichen Parteien (im Chorus):
Hinein, hinein ins volle Menschenleben!
Was Geßler haben muß, muß man ihm geben.
Wir ham ja soviel Geld, wir Ham ja soviel Geld,
Und unser Geßler kriegt, was er bestellt!
Hier wäre jede Sparsamkeit ein Laster,
Denn für die Reichswehr hat man immer Zaster.
Verplempert außerdem sie ein paar Kröten,
So werden herzlich gern wir es verzeihen.
Die paar Milliönchen! Wer wird kleinlich sein?
Da ist doch ein Etatsrecht nicht vonnöten!
Was tut man nicht für seiner Seele Frieden?
Hinein, hinein . . .
Stimme aus dem Hintergrund:
Ins Faß der Danaiden!
Sie bewilligen weiter, während sich die
Szene zum
2. Auftritt
ins Reichswehrministerium verwandelt.
Ein Oberst (im Tremolo):
Vaterland, ich muß jetzt scheiden,
Denn nach Rußland muß ich reiten!
Ja, die Sowjetrepublik
Hat 'ne Gift- und Gasfabrik,
Die — per bar und nicht geborgt —
Uns versorgt!
Diese muß besichtigt werden.
Das ist unser Los auf Erden! (Ab.)
Geßler (von rechts):
Ja, mein Betrieb ist wirklich große Klaffe,
So daß ich alle Nörgeleien Haffe.
Man soll mir meine Reichswehr nicht zer-
trümmern,
Denn da klappt wirklich alles wie am
Schnürchen.
Fast bin ich ein entbehrliches Figürchen:
Ich brauche mich um gar nichts mehr
zu kümmern!
Er tut dies, indessen der Oberst im
3. Auftritt
nach Rußland reift, wo in Trozk alle Vorbc-
reilungcn für seinen Empfang getroffen werden.
Der Sowjetkommiffar:
Ja, wie's in meiner „Gefu" funktioniert!
Die Ehrenkompagnie ist aufmarschiert,
Den deutschen Oberst würdig zu begrüßen.
Ganz Sowjetrußland liegt den Herrn zu Füßen.
Ei, wenn der Kerl ein roter Sozi war',
Man ließ'den Burschen ganz bestimmt nicht her!
(Zu einem Angestellten.)
He, Sekretär! Marsch marsch, zum Donner-
weiter!
(Gibt ihm ein Paket Zeitungen.)
Spendieren Sie die schwarzweißroten Blätter
Den deutschen Angestellten im Betrieb.
Man hat halt in der Reichswehr das Prinzip:
Nur Reventlow und Claß sind ihnen lieb.
Verboten ist der „Vorwärts" stets gewesen.
Wer wird auch solche üblen Blätter lesen?
Das Büro erhebt sich ehrerbietig, da der
deutsche Oberst eintritt, während im
4. Auftritt
Stresemann die Hände ringt:
Nein, dieses läßt sich wirklich nicht bestreiten:
Die Reichswehr bringt mich in Verlegenheiten!
Fröhlicher freilich ist die Stimmung im
5. Auftritt
sowohl in Moskau als auch im Reichswehr-
Ministerium. Auf der Leinewand erscheint
wiederholt der Spruch:
O wie zufrieden jedes Auge strahlt:
Den Sowjets wurde wieder mal gezahlt.
Im
6. Auftritt
sicht man den Reichstag erneut an der Arbeit.
Der bürgerliche Chorus:
Wir sind ja hochbeglückt, wenn ihr zufrieden!
Hinein, hinein . . .
Erneute Stimme aus dem Hintergrund:
Inö Faß der Danaiden.
Sie schöpfen weiter; das Publikum verläßt
kopfschüttelnd die Vorstellung.
Hochsinn ziert den teuffchen Mann
Das Danaidenfaß
Ein Trickfilm von Tlieoderiä) Neumond
Szene: Die Reichswehr. Örtlich,
keit: verschieden, zum größten Teil Sowjet-
rußland, beim
1. Auftritt
aber im deutschen Reichstag.
Die bürgerlichen Parteien (im Chorus):
Hinein, hinein ins volle Menschenleben!
Was Geßler haben muß, muß man ihm geben.
Wir ham ja soviel Geld, wir Ham ja soviel Geld,
Und unser Geßler kriegt, was er bestellt!
Hier wäre jede Sparsamkeit ein Laster,
Denn für die Reichswehr hat man immer Zaster.
Verplempert außerdem sie ein paar Kröten,
So werden herzlich gern wir es verzeihen.
Die paar Milliönchen! Wer wird kleinlich sein?
Da ist doch ein Etatsrecht nicht vonnöten!
Was tut man nicht für seiner Seele Frieden?
Hinein, hinein . . .
Stimme aus dem Hintergrund:
Ins Faß der Danaiden!
Sie bewilligen weiter, während sich die
Szene zum
2. Auftritt
ins Reichswehrministerium verwandelt.
Ein Oberst (im Tremolo):
Vaterland, ich muß jetzt scheiden,
Denn nach Rußland muß ich reiten!
Ja, die Sowjetrepublik
Hat 'ne Gift- und Gasfabrik,
Die — per bar und nicht geborgt —
Uns versorgt!
Diese muß besichtigt werden.
Das ist unser Los auf Erden! (Ab.)
Geßler (von rechts):
Ja, mein Betrieb ist wirklich große Klaffe,
So daß ich alle Nörgeleien Haffe.
Man soll mir meine Reichswehr nicht zer-
trümmern,
Denn da klappt wirklich alles wie am
Schnürchen.
Fast bin ich ein entbehrliches Figürchen:
Ich brauche mich um gar nichts mehr
zu kümmern!
Er tut dies, indessen der Oberst im
3. Auftritt
nach Rußland reift, wo in Trozk alle Vorbc-
reilungcn für seinen Empfang getroffen werden.
Der Sowjetkommiffar:
Ja, wie's in meiner „Gefu" funktioniert!
Die Ehrenkompagnie ist aufmarschiert,
Den deutschen Oberst würdig zu begrüßen.
Ganz Sowjetrußland liegt den Herrn zu Füßen.
Ei, wenn der Kerl ein roter Sozi war',
Man ließ'den Burschen ganz bestimmt nicht her!
(Zu einem Angestellten.)
He, Sekretär! Marsch marsch, zum Donner-
weiter!
(Gibt ihm ein Paket Zeitungen.)
Spendieren Sie die schwarzweißroten Blätter
Den deutschen Angestellten im Betrieb.
Man hat halt in der Reichswehr das Prinzip:
Nur Reventlow und Claß sind ihnen lieb.
Verboten ist der „Vorwärts" stets gewesen.
Wer wird auch solche üblen Blätter lesen?
Das Büro erhebt sich ehrerbietig, da der
deutsche Oberst eintritt, während im
4. Auftritt
Stresemann die Hände ringt:
Nein, dieses läßt sich wirklich nicht bestreiten:
Die Reichswehr bringt mich in Verlegenheiten!
Fröhlicher freilich ist die Stimmung im
5. Auftritt
sowohl in Moskau als auch im Reichswehr-
Ministerium. Auf der Leinewand erscheint
wiederholt der Spruch:
O wie zufrieden jedes Auge strahlt:
Den Sowjets wurde wieder mal gezahlt.
Im
6. Auftritt
sicht man den Reichstag erneut an der Arbeit.
Der bürgerliche Chorus:
Wir sind ja hochbeglückt, wenn ihr zufrieden!
Hinein, hinein . . .
Erneute Stimme aus dem Hintergrund:
Inö Faß der Danaiden.
Sie schöpfen weiter; das Publikum verläßt
kopfschüttelnd die Vorstellung.