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Aans Marbeck: Moritat mit teierka/ten-Degteitung

In Hamburg am Ufer der Elbe
lebte ein scheußlicher Schauermann,
und zwar war derselbe
verheiratet, wie man sich denken kann.

Er hatte die Liebe genossen
in entsprechendem Saus und Braus,
und er hatte nicht vorbeigeschossen,
und ein Kindlein spielte im Haus.

Aber er war ein undankbarer
Polterer und Saufpatron,
und oft entpuppte er sich als ein wahrer
Höllenbraten und Höllensohn.

Manchmal ergriff ihn die Wut und er ein Messer,
er holte aus, sie lenkte ein,
aber er wurde zusehends kesser
und bedrohte ihr Nasenbein.

Sein Weib, das nannt' sich Adele,
während er schlechthin Emil hieß.
Sie hatte eine empfindliche Seele,
und ihn beunruhigte dies.

Sie barg ihr Haupt in der Küchenschürze
und aß nichts und weinte viel,
und (in der Kürze liegt die Würze)
es war ein rechtes Trauerspiel.

Eines Abends verübte der Bube
einen besonders bösen Streich.
„Weib", sagte er, „verlaß die Stube,
wir müssen an die Elbe sogleich.

Dort hat ein Mensch namens Krause
ein LiebeSpaket für mich versteckt.

Wir gehen nicht eher nach Hause,
als bis wir dasselbe haben entdeckt."

Als .sie beim Suchen sich bückte,
gab ihr einen Stoß der Bösewicht,
und sie fiel wie eine jählings Entrückte
ins Wasser mit weinendem Gesicht.

Und er schleifte die Ahnungslose
durch den Tunnel und die Elbe entlang.

Sie war bleich wie eine Mimose

und lauschte der Sterne stummem Gesang.

Erst wollte sie sich ängstlich klammern
an ihres Mannes falschen Arm,
doch dann fing sie an zu jammern
und rief in hohler Nacht Alarm.

Einige Fischer in einsamen Booten
hörten das atemlose Geschrei,
eilten zu Hilfe der schon scheinbar Toten
mit schnellen Ruderschlägen herbei.

Der Schurke von Gatte warf mit Planken
nach der schwimmenden Gattin im Nu,
und alle seine schwarzen Gedanken
spitzten sich sozusagen zum Äußersten zu.

Doch Gott war bei den Fischerbooten
und bei der mutigen Schwimmerin,
und Emil rannte mit gräßlichen Zoten
davon und mit verstörtem Sinn.

Adele fand in einem Lazarette
Aufnahme und Heilung bald,

Emil magerte ab zum Skelette
und hing sich auf im Sachsenwald.

Und daraus kann man wieder mal sehen,
daß das Schicksal nicht mit sich spaßen läßt,
und daß jedes menschliche Vergehen
endet mit einem unfreiwilligen Opferfeft.

Szene im park

„Wie sind Sie denn in
meinen Park hineinge-
kommen?! Am Portal steht
doch: „Betteln und Hau-
sieren verboten!"

„Ich bin blind!"

„Na, dann hätten Sie
es sich von jemand vorlesen
lassen müssen . . . !"

Anekdote

Eine Anekdote über Franz
Liszt.

Vielleicht bekannt. Viel-
leicht unbekannt. Anekdoten
sind ja stets Überlieferung.
Also:

Anläßlich einer Feier über-
reichte man Liszt einen
Ehrensäbel.

„Warum diese militäri-
sche Ehre?", fragte der Kom-
ponist bescheiden.

„Weil Sie der größte
Flügelmann unserer Zeit
sind."

Der Blinde

„Sie wollen ein Kriegs-
blinder sein?! — Fauler
Schwindel! Sie sind ein
verkappter Pazifist, der den
Leuten den hehren Krieg
verekeln will . . .!"

Zeichnung von Hans Landwehemonn

„Sie haben's gut! Unsereins muß sich den ganzen Tag mit den
Zeitungen abschleppen!" — „Na, was denn? Unsereins muß sie lesen!"

Herr Pullover

sieht weiße Mäuse.

Egal wriße Mäuse.

Infolge Absinth.

Pullover marschiert auf
dem Asphalt. Vor ihm her
zwei weiße Mäuse. Immer
vor ihm her. Immer vor
ihm her.

„Ha!" hebt Pullover daS
Bein und tritt mit aller
Wucht weidgerecht auf daS
kleine weiße Tier.

„Erlauben Sir!" empört
sich das auf den weißen
Schuh gelatschte Mädchen.

„Pardon, ich dachte, Sie
wären eine weiße Maus."

„Ach so . . . ja, aber
warum denn gleich so
heftig?" sagte das Mädchen
mit freundlichem Lächeln.

Sin Schlauberger

„Onkel, leih' mir hundert
Mark."

„Leihen?"

„Ja. Nur leihen. Ich
zahle sie dir zurück. Denn ich
habe bestimmt und hoffent-
lich bald eine reiche Erbschaft
zu erwarten."

„Von wem denn?"

„Nun, von dir, Onkel."
 
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