Morgenvisite
Dr. Meyer, Oberarzt der
städtischen Klinik, tritt in das
Krankenzimmer.
„Wie war die Nacht?" fragt
er den Unterarzt.
„Ganz furchtbar, Herr Ober-
arzt. Der Kranke war sehr un-
ruhig, fieberte stark, hatte alle
Augenblick einen anderen
Wunsch, so daß ich die ganze
Nacht kein Auge zugetan habe."
Dr. Meyer besieht die Fieber-
tafel, verschreibt ein Medika-
ment und verläßt den Raum.
Am nächsten Morgen fragt
Dr. Meyer wieder bei der
Morgenvisite den Unterarzt:
„Wie war diese Nacht?"
„Danke, bester, Herr Ober-
arzt. Ich konnte ab zehn Uhr
ungestört schlafen. Gestern abend
ist der Patient gestorben."
Jurist Marx
Zeichnung von Willi Sleineei
„Ja, wenn wir es genau überlegen, so wäre ein
Widerstand des Herrn von Keudell gegen die Kavp-
regieruug sogar eigentlich Hochverrat gewesen!"
Die Mahnung
Rübsam hat sich einen neuen
Anzug bauen lasten.
Vor acht Monaten.
Eines Tages erhält Rübsam
ein Schreiben seines Schnei-
ders: uh möchte doch sehr
bitten -"
Rübsam ist empört.
„Sie haben doch gesagt, daß
es nicht so eilig ist."
„Acht Monate . . ." bemerkt
bescheiden der Schneider.
„Außerdem erklärten Sie,
Sie hätten nicht nötig, Ihre
Kundschaft zu mahnen."
„Hatte ich bis heute auch
nicht. Aber bei Ihnen war es
eben leider nötig."
Karl Rabe: Ein alt' Faschingslied
Der Baiern Churfürst Karl Albrecht
Rief in die goldne Halle:
Hallo, vom besten Wein gezecht!
Frischauf zum Karnevale!
Da sprach der Kanzler sorgenschwer:
O Herr, vergib in Hulden, —
Wo nehmen wir die Gulden her,
Dreihunderttausend Gulden
Zum Didelumdidei?
Der Baiern Churfürst Karl Albrecht
Tät schlimme Blicke feuern:
Das Lachen ist der Herren Recht,
Für Bürger sind die Steuern!
Drum schreibt mir einen Zehnten aus
Für meines Hofes Schulden
Und sammelt frisch von Haus zu Haus
Dreihunderttausend Gulden.
Zum Didelumdidei!
Der Baiern Churfürst Karl Albrecht,
Der sandte seine Schergen.
Die Bauern aber dienten schlecht
Zu Tal und auf den Bergen.
Kein Mehl, kein Korn, kein Ochsentier,
Kein Fleisch in Topf und Mulden!
O armer Churfürst, wer gibt dir
Dreihunderttausend Gulden.
Zum Didelumdidei?
Der Baiern Churfürst Karl Albrecht
Tät rasch gen Ostreich laufen:
Braucht Baiern ihr fürs Kriegsgefecht?
Ich will sie euch verkaufen! —
Achttausend Mann im Türkenfeld
Den Tod sie mußten dulden —
Für ihres Fürsten Faschingsgeld,
Dreihunderttausend Gulden.
Zum Didelumdidei . . . . !
Das zündende Inserat
Kiebitz saß in seiner total ausgepfändeten Bude. Auf dem
kahlen Boden lag ein Zeitungsblatt. Kiebitz nahm es und laö:
„Die wahre Festfreude kann nur aufkommen, wenn
„Meyers erlesener Qualitätssekt" im Glase perlt. Girrendes
Lachen schöner Frauen und der köstliche Genuß einiger Flaschen
„Meyers Qualitätssekt" bewirken, daß Sie Ihre törichten
Wirtschaftssorgen mit heiterem Auge betrachten. Lasten Sie
sich sofort unser erquisiteö Gewächs kommen."
„Gemacht!" sagte Kiebitz und bestellte. Auf Kredit. Und
trank.
Nach vier Wochen schrieb Firma Meyer:
„Wir haben Sie viermal erfolglos gemahnt. Unsere Er-
kundigungen haben ergeben, daß Sie schon bei Aufgabe der
Order ohne Besitz- und Barmittel waren. Nunmehr haben
wir die Angelegenheit der Staatsanwaltschaft übergeben."
Kiebitz laö und wurde melancholisch. Sehr melancholisch.
Sodann schrieb er:
„Senden Sie mir zwecks weiterer beiterer Betrachtung meiner
Wirtschaftssorgen 10 Flaschen Ihres exquisiten Gewächses."
Schrieb — wie gesagt — Kiebitz. I —S.
Dr. Meyer, Oberarzt der
städtischen Klinik, tritt in das
Krankenzimmer.
„Wie war die Nacht?" fragt
er den Unterarzt.
„Ganz furchtbar, Herr Ober-
arzt. Der Kranke war sehr un-
ruhig, fieberte stark, hatte alle
Augenblick einen anderen
Wunsch, so daß ich die ganze
Nacht kein Auge zugetan habe."
Dr. Meyer besieht die Fieber-
tafel, verschreibt ein Medika-
ment und verläßt den Raum.
Am nächsten Morgen fragt
Dr. Meyer wieder bei der
Morgenvisite den Unterarzt:
„Wie war diese Nacht?"
„Danke, bester, Herr Ober-
arzt. Ich konnte ab zehn Uhr
ungestört schlafen. Gestern abend
ist der Patient gestorben."
Jurist Marx
Zeichnung von Willi Sleineei
„Ja, wenn wir es genau überlegen, so wäre ein
Widerstand des Herrn von Keudell gegen die Kavp-
regieruug sogar eigentlich Hochverrat gewesen!"
Die Mahnung
Rübsam hat sich einen neuen
Anzug bauen lasten.
Vor acht Monaten.
Eines Tages erhält Rübsam
ein Schreiben seines Schnei-
ders: uh möchte doch sehr
bitten -"
Rübsam ist empört.
„Sie haben doch gesagt, daß
es nicht so eilig ist."
„Acht Monate . . ." bemerkt
bescheiden der Schneider.
„Außerdem erklärten Sie,
Sie hätten nicht nötig, Ihre
Kundschaft zu mahnen."
„Hatte ich bis heute auch
nicht. Aber bei Ihnen war es
eben leider nötig."
Karl Rabe: Ein alt' Faschingslied
Der Baiern Churfürst Karl Albrecht
Rief in die goldne Halle:
Hallo, vom besten Wein gezecht!
Frischauf zum Karnevale!
Da sprach der Kanzler sorgenschwer:
O Herr, vergib in Hulden, —
Wo nehmen wir die Gulden her,
Dreihunderttausend Gulden
Zum Didelumdidei?
Der Baiern Churfürst Karl Albrecht
Tät schlimme Blicke feuern:
Das Lachen ist der Herren Recht,
Für Bürger sind die Steuern!
Drum schreibt mir einen Zehnten aus
Für meines Hofes Schulden
Und sammelt frisch von Haus zu Haus
Dreihunderttausend Gulden.
Zum Didelumdidei!
Der Baiern Churfürst Karl Albrecht,
Der sandte seine Schergen.
Die Bauern aber dienten schlecht
Zu Tal und auf den Bergen.
Kein Mehl, kein Korn, kein Ochsentier,
Kein Fleisch in Topf und Mulden!
O armer Churfürst, wer gibt dir
Dreihunderttausend Gulden.
Zum Didelumdidei?
Der Baiern Churfürst Karl Albrecht
Tät rasch gen Ostreich laufen:
Braucht Baiern ihr fürs Kriegsgefecht?
Ich will sie euch verkaufen! —
Achttausend Mann im Türkenfeld
Den Tod sie mußten dulden —
Für ihres Fürsten Faschingsgeld,
Dreihunderttausend Gulden.
Zum Didelumdidei . . . . !
Das zündende Inserat
Kiebitz saß in seiner total ausgepfändeten Bude. Auf dem
kahlen Boden lag ein Zeitungsblatt. Kiebitz nahm es und laö:
„Die wahre Festfreude kann nur aufkommen, wenn
„Meyers erlesener Qualitätssekt" im Glase perlt. Girrendes
Lachen schöner Frauen und der köstliche Genuß einiger Flaschen
„Meyers Qualitätssekt" bewirken, daß Sie Ihre törichten
Wirtschaftssorgen mit heiterem Auge betrachten. Lasten Sie
sich sofort unser erquisiteö Gewächs kommen."
„Gemacht!" sagte Kiebitz und bestellte. Auf Kredit. Und
trank.
Nach vier Wochen schrieb Firma Meyer:
„Wir haben Sie viermal erfolglos gemahnt. Unsere Er-
kundigungen haben ergeben, daß Sie schon bei Aufgabe der
Order ohne Besitz- und Barmittel waren. Nunmehr haben
wir die Angelegenheit der Staatsanwaltschaft übergeben."
Kiebitz laö und wurde melancholisch. Sehr melancholisch.
Sodann schrieb er:
„Senden Sie mir zwecks weiterer beiterer Betrachtung meiner
Wirtschaftssorgen 10 Flaschen Ihres exquisiten Gewächses."
Schrieb — wie gesagt — Kiebitz. I —S.