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https://doi.org/10.11588/diglit.8806#0126
Zeichnungen von Zakobus Belsen
Die Folgen
Nach dem bekannten Erkenntnis deS Reichsgerichts gegen die kommunistischen Buchhandlungsgehilfen haben sich Schriftsetzer davon zu
überzeugen, ob die von ihnen gesetzten Manuskripte etwa Vorbereitung zum Hochverrat darstellen. Logischerweise müssen auch noch andere
Personen gleiche Erwägungen anstellen:
Der Papierlieferant:
„Zehntausend Bogen Papier wollen
Sie haben? Da muß ich erst genau wissen,
ob die Lieferung nicht etwa Vorbereitung
zum Hochverrat darstellt!"
Der Schreibware »Händler:
„Drei Stahlfedern soll ich Ihnen ver-
kaufen? Ausgeschlossen! Sie könnten mit
diesen Stahlfedern eine Vorbereitung zum
Hochverrat zu Papier bringen!"
Der bayerische Holzhackerbua:
„Den Baum soll i fällen? BaldS da
nun Papier draus machen und auf dem
Papier wecd Vorbereitung zum Hochverrat
druckt - sakra, sakra, i fäll' den Baum
nöt, i nöt!"
Der Kellner:
„Eine Taffe Kaffee wollen Sie. Ja,
mein Herr, eine Tasse Kaffee wirkt an-
regend. Könnten Sie sich nicht zur Vor-
bereitung eines Hochverrats anregen wollen?
Ich möchte daö Risiko der Erledigung
Ihrer Bestellung nicht auf mich nehmen!"
Wenn aber nun der Bau n groß geworden
ist und er wandert in eine Papierfabrik
und das Papier wird zur Vorbereitung
eines Hochverrats benutzt, dann mache ich
mich auch strafbar, weil ich den verhäng-
nisvollen Baum gepflanzt habe!"
Am schlimmsten aber
ist jenes Paar daran, das sich zur Heirat
entschließt. Es kann ein Sohn geboren
werden, und der Sohn kann sich später
der Vorbereitung zum Hochverrat schuldig
machen. Wäre er nicht in die Welt gesetzt
worden, wäre es nicht zum Hochverrat ge-
kommen. Also . . .
Reichs g erichtslied.
Ja, die Setzer, ja, die Setzer
Sind die allergefährlichsten Hetzer!
Beistand zum Hochverrat
Leisten sie durch die Tat.
Man muß sie packen
Und verknacken.
Hoch die juristische Auslegungskunst!
Aber die Buchhändler, aber die Buchhändler
Sind noch schlimmere Anti-Vaterländler!
Schriften, die nicht verboten,
Ohne jede Kritik
Haben sie feilgeboten.
Schließt ihnen die Boutique!
Hoch die juristische Auslegungskunst!
Halt, die Lehrlinge, halt, die Lehrlinge!
Die allerschlimmsten Dinge
Haben wir hier gefunden.
Zu den Kunden
Tragen sie geheime Broschüren.
Setzt sie hinter Zuchthaustüren!
Hoch die juristische Auslegungskunst!
Ha, den Toilettefrauen, ha, den Toilettefrauen
Müssen wir auf die Finger schauen.
Bedruckte Fetzen
Zu heimlichem Ergetzen
Hängen sie an Nagel und Draht.
Sperrt sie ein wegen Hochverrat!
Hoch die juristische Auslegungskunst!
Mich, von Lindenhecken.
Die Folgen
Nach dem bekannten Erkenntnis deS Reichsgerichts gegen die kommunistischen Buchhandlungsgehilfen haben sich Schriftsetzer davon zu
überzeugen, ob die von ihnen gesetzten Manuskripte etwa Vorbereitung zum Hochverrat darstellen. Logischerweise müssen auch noch andere
Personen gleiche Erwägungen anstellen:
Der Papierlieferant:
„Zehntausend Bogen Papier wollen
Sie haben? Da muß ich erst genau wissen,
ob die Lieferung nicht etwa Vorbereitung
zum Hochverrat darstellt!"
Der Schreibware »Händler:
„Drei Stahlfedern soll ich Ihnen ver-
kaufen? Ausgeschlossen! Sie könnten mit
diesen Stahlfedern eine Vorbereitung zum
Hochverrat zu Papier bringen!"
Der bayerische Holzhackerbua:
„Den Baum soll i fällen? BaldS da
nun Papier draus machen und auf dem
Papier wecd Vorbereitung zum Hochverrat
druckt - sakra, sakra, i fäll' den Baum
nöt, i nöt!"
Der Kellner:
„Eine Taffe Kaffee wollen Sie. Ja,
mein Herr, eine Tasse Kaffee wirkt an-
regend. Könnten Sie sich nicht zur Vor-
bereitung eines Hochverrats anregen wollen?
Ich möchte daö Risiko der Erledigung
Ihrer Bestellung nicht auf mich nehmen!"
Wenn aber nun der Bau n groß geworden
ist und er wandert in eine Papierfabrik
und das Papier wird zur Vorbereitung
eines Hochverrats benutzt, dann mache ich
mich auch strafbar, weil ich den verhäng-
nisvollen Baum gepflanzt habe!"
Am schlimmsten aber
ist jenes Paar daran, das sich zur Heirat
entschließt. Es kann ein Sohn geboren
werden, und der Sohn kann sich später
der Vorbereitung zum Hochverrat schuldig
machen. Wäre er nicht in die Welt gesetzt
worden, wäre es nicht zum Hochverrat ge-
kommen. Also . . .
Reichs g erichtslied.
Ja, die Setzer, ja, die Setzer
Sind die allergefährlichsten Hetzer!
Beistand zum Hochverrat
Leisten sie durch die Tat.
Man muß sie packen
Und verknacken.
Hoch die juristische Auslegungskunst!
Aber die Buchhändler, aber die Buchhändler
Sind noch schlimmere Anti-Vaterländler!
Schriften, die nicht verboten,
Ohne jede Kritik
Haben sie feilgeboten.
Schließt ihnen die Boutique!
Hoch die juristische Auslegungskunst!
Halt, die Lehrlinge, halt, die Lehrlinge!
Die allerschlimmsten Dinge
Haben wir hier gefunden.
Zu den Kunden
Tragen sie geheime Broschüren.
Setzt sie hinter Zuchthaustüren!
Hoch die juristische Auslegungskunst!
Ha, den Toilettefrauen, ha, den Toilettefrauen
Müssen wir auf die Finger schauen.
Bedruckte Fetzen
Zu heimlichem Ergetzen
Hängen sie an Nagel und Draht.
Sperrt sie ein wegen Hochverrat!
Hoch die juristische Auslegungskunst!
Mich, von Lindenhecken.