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Republik in Not!

Schwarzweißrot

reckt sich aus allen Ecken,

wünscht dir den Tod!

Schwarzweißrot
trommelt zum großen Wecken
und zimmert den Sarg schon — da sollst du
hinein! —

und lädt zum Leichenschmause schon ein!
Hört das Signal, das Trommelgebrumm,
wie es ringsum rebelliert!

Brüder, seid wachsam! Und seid nicht stumm!
Brüder, marschiert!

die roten, die rufenden Farben!

Sie machten euch frei

und frei euren Mai,

für den die Väter noch starben!

Denkt an die Väter, die Gräber und — wacht!
Denkt an das Werk, das ihr vollbracht,

Brüder, und schützt sie: die Republik,
daß ihr sie nicht verliert!

Heraus aus Werkstatt, Büro und Fabrik!
Brüder, marschiert! jOSef Maria Frank

Brüder! Entrollt
Schwarzrotgold,
das Banner unserer Ahnen!

Horcht, wie es grollt!

Schwarzrotgold!

Schützt es mit roten Fahnen!

Vergeßt nicht den März im jubelnden Mai!
Sonst ist verloren, sonst ist vorbei,
was ihr gewonnen, was ihr vollbracht!

Daß ihr es nicht verliert,
schützt es, Brüder! Zeigt, daß ihr wacht!
Brüder, marschiert!

Brüder! Herbei!
Reckt in den Mai

Moderne Kampfmittel

Dies ist eine wörtliche Wiedergabe.

Nämlich einer Eisenbahnunterhaltung zweier Männer, die den unauslöschlichen Eindruck der nationalen Gesinnung machten.
„Ham'se gehört von dem stich- und kugelfesten Panzer, den der Ingenieur Schaumann erfunden und hergeftellt hat?"

„Ach, Se meinen den, den man wie n' Anzug tragen kann?"

„Ja. Aber wissen Se, wenn der noch so hieb-, stich- und kugelfest ist — bei unseren modernenKampfmitteln
ist das doch alles Quatsch!"

„Seh'n Se, det sag'ick ooch! — Du liebe Zeit! Eineinziger Artikel in dreihundert Provinzzei-
tungen — was nützt da der ganze Panzer?!"

Liebliche Neppiaöe

Am Gereonsdriesch zu Köln zokkelt ein alter Mann schlot-
ternden Knies über das Pflaster. Plötzlich bückt er sich, hebt
etwas auf und flügelt erregt mit beiden Armen, als (fei ihm
große Freude widerfahren.

Zwei elegant gekleidete Damen kommen des Wegs, bleiben
stehen und laben sich eine Weile an dem Anblick des beglückten
Alten. Der nähert sich den Zu-
schauerinnen: „Seh'n Sie bloß,
meine Damen, waö für ein
Glück für mich armen alten
Mann! Eben habe ich hier —
gerade hier auf der Stelle -
diesen wunderschönen Brillant-
ring gefunden. Aber was soll
ich mit dem Ring? Ich bin ein
armer alter Mann und habe
Hunger. Geben Sie mir den
Finderlohn, damit ich mir was
Eßbares kaufen kann und Sie
sollen den Ring haben."

Die beiden Damen betrach-
ten den Ring. Dessen Facetten
glitzern in der Sonne ganz un-
heimlich.

„Schön", sagte die eine Dame, „hier haben Sie zehn Mark!
Sind Sie damit zufrieden?"

„Ja, o ja, danke vielmals!" sagt der arme alte Mann und
trollt von dannen.

Dasselbe tun die beiden elegant gekleideten Damen mit dem
Ring und in der festen Überzeugung, einen feinen Schnapp ge-
macht zu haben. Strahlend
gehen sie nicht etwa zum Fund-
büro, sondern vorsichtshalber erst
mal in einen Iuwelierladen.
Zwecks Schätzung der Kostbar-
keil. Nach zwei Minuten kom-
men sie wieder Heraus. Sehr be-
trübt.

„Verdammter Nepp!" sagt
die eine.

Und die andere: „Verfluchter
Psychologe!" —

Inzwischen hat einige Stra-
ßen weiter der alte Mann schon
wieder einen wunderschönen
Brillantring gesunden.

*

Kanton und Moskau

Zeichnung von Zakobus Äelsen

Auch hier hat sich wieder bewahrheitet: Abwarten und
Tee trinken
 
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